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# taz.de -- Familiennachzug von Flüchtlingen: 42 von 34.000 Anfragen
> Bis Jahresende dürfen 5.000 Angehörige von subsidiär Geschützten nach
> Deutschland nachkommen. Bisher haben 42 Menschen ein Visum erhalten.
Bild: So wie dieser 16-jährige Junge aus Eritrea warten viele Geflüchtete dar…
Berlin taz | Die Aufregung war groß: Wer darf kommen? Und vor allem wie
viele? Über kaum ein migrationspolitisches Thema war in den Sondierungen
und in den Koalitionsverhandlungen so heftig gestritten worden wie um den
Familiennachzug für subsidiär geschützt Geflüchtete. Doch nun wird die
Aufregung von der Realität eingeholt – und relativiert.
Im August wurden 853 Anträge auf Familienzusammenführung eingereicht, 65
davon bekamen einen positiven Bescheid, 42 Personen erhielten ein Visum.
Das teilte das Innenministerium auf eine Anfrage der
Grünen-Bundestagsfraktion mit. „Ablehnungen sind nicht erfolgt“, heißt es
in dem Schreiben aus dem Hause von CSU-Mann Horst Seehofer.
Der Streit um den Familiennachzug kochte nicht erst im vergangenen Herbst,
als das Land einen neuen Bundestag wählte, hoch, sondern schon vorher.
Geflüchtete, die Angehörige nachholen, waren der Alptraum konservativer
Politiker*innen und rechtspopulistischer Anheizer*innen. Der Kompromiss zur
Befriedung der scheinbar unlösbaren Auseinandersetzung schließlich schrieb
vor, dass der Familiennachzug von März 2016 bis Juli 2018 ausgesetzt war.
Seit 1. August dürfen subsidiär Geschützte ihre Familien wieder nach
Deutschland holen. Subsidiär geschützte Menschen sind
Bürgerkriegsflüchtlinge mit einem eingeschränkten, also keinem dauerhaften
Schutzstatus, sie sollen nach Kriegsende in ihre Heimatländer zurückkehren.
Ende Juli lagen dem Auswärtigen Amt etwa 34.000 sogenannte Terminanfragen
vor, also Anträge für einen Familiennachzug. Die meisten Anfragen stammten
von Syrer*innen und [1][Iraker*innen]. Daraus sollten ab August Anträge
werden, die chronologisch abgearbeitet werden.
## Bis Silvester dürfen 5.000 kommen
Ab Januar 2019 dürfen jährlich 12.000 Familienangehörige nach Deutschland
kommen, [2][1.000 in jedem Monat]. So hatte es die Koalition beschlossen.
Der 1001. Antrag wird abgewiesen, ein „Übertragen“ auf den nächsten Monat
ist nicht möglich. In diesem Jahr indes ist diese Regelung ausgesetzt, bis
Silvester dürfen insgesamt 5.000 nahe Angehörige nach Deutschland kommen.
Und jetzt, eineinhalb Monate nach Inkrafttreten der Regelung, sind es 42.
Das erregt die flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen, Luise Amtsberg.
Bereits im ersten Monat habe sich gezeigt, dass der Familiennachzug „die
Zusammenführung von Familien verhindert“, sagte Amtsberg: „Familien gehör…
zusammen.“ Die Ausländerbehörden müssten sich fragen lassen, warum sie es
„nicht schaffen, eine doch sehr übersichtliche Anzahl an Anträgen zu
votieren“. Das Auswärtige Amt indes ist mit dem Verfahren und den Zahlen
zufrieden. Wenn sich alles eingespielt habe, sei mit einer Steigerung der
„Fallzahlen“ zu rechnen, sagte ein Sprecher.
Die innenpolitische Sprecherin der Linke-Bundestagsfraktion, Ulla Jelpke,
kommentierte, dass nach Jahren des Wartens bislang nur wenige Dutzend
Angehörige ein Visum erhalten hätten, sei „erbärmlich“. Flüchtlings- und
Sozialverbände kritisieren den Familiennachzug, so wie er jetzt geregelt
ist, scharf. So hatte die Nichtregierungsorganisation Ärzte ohne Grenzen
erklärt, dass die Sorge um die Familie die mit Abstand größte psychosoziale
Belastung für Geflüchtete ist.
17 Sep 2018
## LINKS
[1] /Neue-Regelung-zum-Familiennachzug/!5520602/
[2] /Kommentar-Familiennachzug/!5520503/
## AUTOREN
Simone Schmollack
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