| # taz.de -- EU-Sondergipfel zur Migrationspolitik: Bloß keinen reinlassen | |
| > Beim Sondergipfel rückt die EU vom Thema Flüchtlingsverteilung ab. | |
| > Vorrangig soll es um die Abriegelung der Außengrenzen gehen. | |
| Bild: Abschottungspolitiker unter sich: Sebastian Kurz, Viktor Orban und Lars L… | |
| Brüssel taz | Mehr Zusammenarbeit mit Ägypten und anderen autoritären | |
| Staaten Nordafrikas, weniger verpflichtende Solidarität innerhalb Europas: | |
| Darauf einigten sich die 28 Staats- und Regierungschefs der EU [1][bei | |
| ihrem Sondergipfel in Salzburg zur Migrationspolitik]. Entsprechende | |
| Beschlüsse sollen bis Jahresende folgen. | |
| Der Gastgeber, Österreichs Kanzler Sebastian Kurz, sprach von einer | |
| „Trendwende“. Es sei gelungen, einen „stärkeren Fokus auf den | |
| Außengrenzschutz“ zu legen. Die Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der | |
| EU sei hingegen nur noch ein „Randthema“. Ausdrücklich lobte er das | |
| Militärregime in Kairo. Es sei „sehr effizient im Kampf gegen illegale | |
| Migration“, so Kurz. | |
| [2][Allerdings sträubt sich die Führung in Kairo bisher, in ihrem Land | |
| Auffanglager zu errichten], wie es der letzte reguläre EU-Gipfel im Juni | |
| beschlossen hatte. Die Gespräche über eine „vertiefte Zusammenarbeit“ mit | |
| Kairo seien noch ganz am Anfang, hieß es in Salzburg. | |
| Noch im Frühstadium sind auch d[3][ie Pläne für einen Ausbau der | |
| EU-Grenzschutzagentur Frontex]. Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, | |
| Frontex bis 2020 mit 10.000 Mitarbeitern und neuen Kompetenzen | |
| auszustatten. Bei den Beratungen in Salzburg habe es aber „keine | |
| nennenswerten Fortschritte“ gegeben, kritisierte Kommissionschef | |
| Jean-Claude Juncker. | |
| Der Brexit ist jetzt Chefsache | |
| Der Luxemburger sprach sich für einen neuen Ansatz in der besonders | |
| umstrittenen Frage der Umverteilung aus. Er rückte von dem Prinzip ab, dass | |
| alle Mitgliedstaaten Flüchtlinge aufnehmen müssten. Stattdessen könnten | |
| Länder, die keine Menschen aufnehmen wollen, andere Beiträge zur | |
| Migrationspolitik leisten, so Juncker: „Die einen nehmen Flüchtlinge auf. | |
| Die, die das nicht wollen, die müssen sich in Sachen Solidarität bewegen.“ | |
| Kanzlerin Angela Merkel äußerte jedoch Vorbehalte gegen diesen Ansatz. „Es | |
| kann nun auf keinen Fall sein, dass jeder sich aussuchen kann, was er gerne | |
| machen möchte“, sagte sie nach Ende des Treffens. | |
| Keinen sichtbaren Fortschritt gab es beim zweiten großen Thema, dem Brexit. | |
| Die EU-Chefs konnten sich nicht einmal darauf einigen, einen Sondergipfel | |
| im November einzuberufen, um den Austrittsvertrag mit Großbritannien in | |
| letzter Minute zu besiegeln. Zwar wurde ein neuer Termin ins Auge gefasst; | |
| endgültig will man sich aber erst beim nächsten regulären Treffen Ende | |
| Oktober festlegen. | |
| Neu ist immerhin, dass der Brexit nun wohl endgültig zur Chefsache geworden | |
| ist. Die EU-Lenker ließen sich zwar noch von EU-Verhandlungsführer Michel | |
| Barnier über den letzten Stand informieren. Doch von nun an wollen sie | |
| selbst die Regie übernehmen. Dabei zeichnet sich eine harte Linie ab. | |
| EU-Ratspräsident Donald Tusk erteilte dem Plan der britischen Regierung zur | |
| Ausgestaltung der künftigen Handelsbeziehungen zwischen der EU und | |
| Großbritannien nach dem Brexit eine Absage. [4][Der Plan von | |
| Premierministerin Theresa May „wird nicht funktionieren“], sagte er. | |
| Am Rande des Treffens wurde bekannt, welche Lösung sich die 27 | |
| verbleibenden EU-Chefs wirklich wünschen: „Wir wollen, dass das beinahe | |
| Unmögliche passiert, dass das Vereinigte Königreich ein weiteres Referendum | |
| abhält“, sagte Maltas Regierungschef Joseph Muscat. Es gebe unter den | |
| Regierungen eine „fast einstimmige“ Unterstützung für diese Idee. | |
| Allerdings hat May eine zweite Volksabstimmung ausgeschlossen. Auch eine | |
| Verlängerung der Verhandlungen lehnt sie ab. „Wir wissen alle, dass die | |
| Zeit knapp wird, aber eine Verlängerung oder Verzögerung beim Brexit ist | |
| keine Option“, sagte sie in Salzburg. [5][Damit läuft nun alles auf einen | |
| Showdown im Herbst hinaus.] | |
| 20 Sep 2018 | |
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| [2] /Flucht-und-Migration-nach-Europa/!5537165 | |
| [3] /Europaeische-Union-ruestet-Frontex-auf/!5533549 | |
| [4] /Brexit-Abkommen-mit-der-EU/!5533250 | |
| [5] /Probleme-im-Falle-von-hartem-Brexit/!5535730 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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