| # taz.de -- Twitter und Facebook vor US-Senat: Gegen Meinungsmanipulation | |
| > Nach Manipulationsvorwürfen wegen der Wahlen 2016 müssen sich Facebook | |
| > und Twitter vor dem US-Senat rechtfertigen. Sie beteuern | |
| > Unparteilichkeit. | |
| Bild: Twitter-Chef Jack Dorsey vor dem US-Senat: Besserung sei in Sicht | |
| Inwieweit haben Online-Netzwerke russischen Einfluss in den USA zugelassen? | |
| Inwieweit sind Twitter und Facebook für Manipulation bei den Wahlen 2016 | |
| verantwortlich? Inwieweit haben sie ihre eigene Verantwortung zum Schutz | |
| der Amerikaner vernachlässigt? Dazu mussten Vertreter*innen der beiden | |
| Plattformen Twitter und Facebook sich am Mittwoch vor dem US-Senat | |
| verantworten. Sie gaben Versäumnisse zu, die ihnen während der US-Wahlen | |
| unterlaufen seien, versprachen aber Besserung. Facebook hat nun seinen | |
| Sicherheitsstab verdoppelt; beide Plattformen gehen auffälligen Konten nach | |
| und haben schon Millionen davon gelöscht. | |
| Die US-Geheimdienste sehen es mittlerweile als bewiesen an, dass | |
| [1][Russland sich in die Präsidentschaftswahl 2016] eingemischt hatte. Im | |
| Senat wird jetzt die Mitschuld der Online-Netzwerke diskutiert – aber auch | |
| deren Möglichkeiten. Denn laut dem demokratischen Senator Ron Wyden sind | |
| „persönliche Daten jetzt die Waffe der Wahl für politische | |
| Einflusskampagnen, und wir dürfen es unseren Gegnern nicht einfacher | |
| machen, diese Waffen zu kapern und gegen uns zu nutzen.“ Der Schutz der | |
| Privatsphäre in sozialen Medien müsse „nationale Sicherheitspriorität“ | |
| werden. | |
| Die Internetplattformen räumten ein, bis dato zu langsam darin gewesen zu | |
| sein, manipulativen Einfluss zu identifizieren und zu verhindern. Man sei | |
| zu schlecht vorbereitet und ausgestattet gewesen. Das soll sich für die | |
| anstehenden Zwischenwahlen in zwei Monaten ändern. | |
| Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg bestätigte, dass Facebook seine | |
| Anzahl an [2][Sicherheitsmitarbeiter*innen von 10.000 auf 20.000] | |
| verdoppelt habe und mit künstlicher Intelligenz gegen „Fake Accounts“ und | |
| Falschmeldungen vorgehe. Genauso mache Twitter „jede Woche acht bis zehn | |
| Millionen verdächtige Konten“ aus und lösche diese, erklärte Twitter-Chef | |
| Jack Dorsey vor dem US-Senat. | |
| Man übernehme die Verantwortung, das in Ordnung zu bringen, beteuerte | |
| Dorsey. Gleichzeitig bestritten die Plattformen Trumps Vorwurf, parteiisch | |
| zu sein. Konservative Stimmen würden nicht absichtlich unterdrückt. Der | |
| Twitter-Chef räumte aber ein, dass „sogar ein Modell, das ohne bewusste | |
| Tendenz geschaffen wurde, trotzdem zu parteiischen Ergebnisse führen kann“. | |
| Er kündigte an, man wolle gegen „versehentliche“ Parteilichkeit vorgehen. | |
| Auf Twitter [3][teilte Dorsey seine Rede] vor dem US-Senat. Er betont, | |
| Twitter arbeite nach drei Prinzipien, die er als „objektive Kriterien“ | |
| einordne: Unparteilichkeit, Verantwortlichkeit und Transparenz. Politische | |
| Standpunkte spielten keine Rolle, denn: Man verteidige den offenen und | |
| freien Austausch auf dem Netzwerk. Dadurch sei Twitter „zu DER Plattform | |
| für Aktivisten, Minderheiten, Whistleblower, Journalisten, Regierungen und | |
| den einflussreichsten Menschen auf der ganzen Welt“ geworden. | |
| Hört sich ambitioniert an, Kritik daran kam aber umgehend. Wegen lascher | |
| Standards biete Twitter gerade auch Nazis und Extremist*innen eine | |
| Werbeplattform, kommentierten Twitter-Nutzer*innen. Auch seien das „schöne, | |
| aber leere Versprechen“, die keine Auswirkungen nach sich zögen. Dorseys | |
| Beteuerung ist vor allem eine Selbstrechtfertigung. Sie zeigt: Twitter hat | |
| Angst um seine Beliebtheit bei Journalist*innen und Aktivist*innen, die | |
| Meinungsfreiheit schätzen, aber auch deren Grenzen bei der Verbreitung von | |
| „Fake News“ und Hetze sehen. Und gleichzeitig steht die Plattform unter | |
| Druck von Kritikern wie Trump, die ihnen Manipulation vorwerfen. | |
| 6 Sep 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.tagesschau.de/ausland/russland-hacker-anklage-103.html | |
| [2] /War-Room-gegen-Fake-News/!5533706 | |
| [3] https://twitter.com/jack | |
| ## AUTOREN | |
| Sarah Kohler | |
| ## TAGS | |
| Twitter / X | |
| Schwerpunkt Meta | |
| Fake News | |
| US-Senat | |
| Propaganda | |
| Hacker | |
| Wladimir Putin | |
| Ängste | |
| Schwerpunkt Meta | |
| Twitter / X | |
| Schwerpunkt Meta | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Ökonomin über Meinungsmanipulation: „Die Techniken sind atemberaubend“ | |
| Silja Graupe hat mitgewirkt an der Neuausgabe von Walter Lippmans „Die | |
| öffentliche Meinung“. Warum ist der noch so brisant? | |
| Hacker-Angriff auf Labor: Schweiz wirft Russland Spionage vor | |
| Diplomatische Krise zwischen der Schweiz und Russland: Hintergrund ist ein | |
| Cyberangriff auf ein Labor mit einer Verbindung zum Fall Skripal. | |
| Eine Wahl ohne Kremlkritiker: Verliebt in den Sultan | |
| Am Sonntag wählen die Moskauer erneut ihren Bürgermeister. Vertreter der | |
| Opposition treten jedoch nicht an. | |
| Neue Studie veröffentlicht: Wer hat Angst vor Donald Trump? | |
| Der US-Präsident macht den Deutschen Sorgen, zeigt eine aktuelle Erhebung. | |
| Zudem nimmt die Angst zu, Politiker könnten überfordert sein. | |
| „War Room“ gegen Fake News: Facebook kämpft gegen das Böse | |
| Die Mission klingt kriegerisch: Facebook richtet einen „Krisenraum“ ein – | |
| um Manipulation im US-Wahlkampf zu verhindern. | |
| Aufräumaktion bei Facebook und Twitter: Propaganda-Accounts gelöscht | |
| Erst Microsoft, jetzt Facebook und Twitter. Es wirkt fast wie eine | |
| konzertierte Aktion. Der Vorwurf der Manipulation richtet sich gegen Moskau | |
| und Teheran. | |
| Datenaffäre um Facebook: Abmahnung für Mark Zuckerberg | |
| Datenschützer nehmen dem Facebook-Chef die Beschwichtigungen nicht ab. In | |
| den USA muss er sich vor dem Senat rechtfertigen. |