# taz.de -- Kommentar Haft für Journalisten: Myanmar ist moralisch bankrott | |
> Die Strafen für Reuters-Journalisten zeigen, dass es in Myanmar keine | |
> unabhängige Justiz gibt. Da hilft auch keine Friedensnobelpreisträgerin. | |
Bild: Versuchte Handreichung: Pan Ei Mon und ihr Gatte, der Journalist Wa Lone,… | |
Sieben Jahre: Die Haftstrafen, zu denen am Montag ein Gericht in Myanmar | |
zwei einheimische Reuters-Journalisten wegen „Verrats von | |
Staatsgeheimnissen“ verurteilt hat, überraschen nicht. Wäre ein anderes | |
Urteil zu erwarten gewesen, hätte die knapp neunmonatige Untersuchungshaft | |
schon bei mehreren Haftprüfungsterminen beendet werden können. Auch die | |
Verurteilung eines Polizisten wegen „Verstoßes gegen die Disziplin“ war | |
schon ein deutliches Signal. Er hatte bezeugt, dass den Reportern eine | |
Falle gestellt wurde. Die beiden hatten ein Massaker der Armee an der | |
Minderheit der Rohingya aufgedeckt. Genau deshalb wurden sie jetzt | |
bestraft, nicht zuletzt, um andere Journalisten abzuschrecken. | |
Das Urteil zeigt, dass Myanmars Justiz nicht unabhängig ist, sondern wie | |
die dortige Politik den Vorgaben des Militärs folgt. Dieses bedient sich | |
dabei auch britischer Kolonialgesetze, die ihm erlauben, Kritik aus | |
westlichen Ländern als heuchlerisch darzustellen. Die Unabhängigkeit der | |
Richter reicht nur so weit, dass sie das Strafmaß der Höchststrafe (14 | |
Jahre Haft) halbieren konnten. Den vom Militär gewünschten | |
Abschreckungseffekt reduziert das nicht. | |
Myanmars Generäle haben das einst hohe Ansehen der | |
Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi erfolgreich für sich nutzen | |
können, um die westliche Sanktionspolitik zu beenden. Die Demokratie-Ikone | |
hat sich seitdem mit einer Machtbeteiligung begnügt, bei der sie vor allem | |
erfolgreich eingebunden ist. Denn seit sie die De-facto-Regierungschefin | |
ist, hat sie noch nie direkt die Militärs kritisiert, geschweige denn | |
versucht, deren Macht zu brechen. | |
Als ihr wichtigster juristischer Berater im Januar 2017 von Militärschergen | |
ermordet wurde, als vor einem Jahr 700.000 Rohingya gewaltsam aus dem Land | |
getrieben wurden, wie auch jetzt, als die Journalisten angeklagt und | |
verurteilt wurden: Aung San Suu Kyi schwieg oder lobte gar das Militär. | |
Dessen Vorgehen hat die Macht der Friedensnobelpreisträgerin weiter | |
geschwächt und ihre moralische Autorität stark untergraben. Dass sich die | |
einstige Hauptfeindin des Militärs nicht für die Journalisten und die | |
Pressefreiheit ausgesprochen hat, ist eine moralische Bankrotterklärung. | |
4 Sep 2018 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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