# taz.de -- Schlag für Pressefreiheit in Myanmar: Friedensnobelpreisträgerin … | |
> Aung San Suu Kyi verteidigt bei einer Konferenz in Hanoi die Verurteilung | |
> zweier Journalisten. Diese hatten zu Morden an Rohingya recherchiert. | |
Bild: Die burmesische Politikerin Aung San Suu Kyi beim Wirtschaftsforum in Han… | |
YANGON taz | Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi lässt keinen | |
Zweifel daran, auf wessen Seite sie steht: Bei einem Weltwirtschaftsforum | |
in Vietnam hat sie am Donnerstag die Verurteilung von zwei burmesischen | |
Reuters-Reportern verteidigt. Die Journalisten hatten über Verbrechen an | |
der Rohingya recherchiert und sind Anfang des Monats zu sieben Jahren | |
Gefängnis verurteilt worden. | |
„Der Fall hat nichts mit Pressefreiheit zu tun“, erklärte die Politikerin | |
nun in Hanoi. Die Reporter Wa Lone und Kyaw Soe Ooseien nicht für ihre | |
journalistische Arbeit bestraft worden, sie hätten Staatsgeheimnisse | |
verraten. | |
hatten bei ihren Recherchen über die Angriffe gegen Angehörige der | |
Rohingya-Minderheit in Myanmar herausgefunden, wer zehn Männer und Jungen | |
ermordet hatte. Die Täter gaben dies später auch zu. Im April dieses Jahres | |
sagte ein Polizist aus, er sei gezwungen worden, den beiden Journalisten | |
eine Falle zu stellen. Er ist inzwischen auch im Gefängnis. | |
## „Man hätte es besser managen können“ | |
In Hanoi erklärte Aung San Suu Kyi jetzt: „Ich frage mich, wie viele Leute | |
das Urteil eigentlich gelesen haben. Es hatte nichts mit Pressefreiheit, | |
sondern mit einem Gesetz zum Geheimnisverrat zu tun“. Die beiden | |
Journalisten könnten in Berufung gehen und zeigen, wo ihnen Unrecht getan | |
wurde. | |
Das Urteil gilt als schwerer Rückschlag für die Pressefreiheit und | |
Demokratie in Myanmar, das jahrzehntelang eine Militärdiktatur war. | |
In einem Bericht der Vereinten Nationen sind Myanmars Generäle jüngst des | |
Völkermords an den Rohingyas bezichtigt worden. In den vergangenen Jahren | |
sind rund 700.000 Rohingya vor den Militärs und aufgehetzten Landsleuten | |
aus Myanmar geflohen. Mindestens 7.000 Menschen sollen umgebracht worden | |
seien. Der Internationale Strafgerichtshof prüft, ob die Beweise für eine | |
Anklage ausreichen. Aung San Suu Kyi gab in Hanoi jetzt zu, dass man die | |
Rohingya-Krise „besser hätte managen können“. | |
## Sie war das Gesicht der Demokratiebewegung | |
Aung San Suu Kyi war seit Ende der 1980er Jahre das Gesicht der | |
Demokratie-Bewegung in Myanmar gewesen Für ihre Überzeugungen hat sie lange | |
im Hausarrest verbracht und den Friedensnobelpreis erhalten. Journalisten | |
aus dem In-und Ausland sorgten dafür, dass Myanmars unterdrückte | |
Bevölkerung nicht aus den Schlagzeilen geriet. | |
Umso enttäuschter reagieren nun viele Presseleute in ihrer Heimat: „Sie hat | |
Myanmars Volk betrogen, das echte Demokratie wollte. Und sie hat auch die | |
internationale Gemeinschaft betrogen, die sie so lange bei diesem Kampf | |
unterstützt hat“, sagt Lawi Weng, ein Journalist der Nachrichtenplattform | |
Irrawaddy in Yangon. | |
Kurz nach Antritt der neuen Regierung im März 2016, in der Aung San Suu Kyi | |
als Staatsrätin faktisch an die Spitze der Regierung kam, hatte die | |
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einem ausführlichen Report | |
Vorschläge zur Reform der repressiven Gesetze Myanmars vorgelegt. Dabei | |
ging es auch um den Paragrafen zum Geheimnisverrat. Mit ihrer komfortablen | |
Mehrheit im Parlament hätte die Nationale Liga für Demokratie (NLD) die | |
Änderungen womöglich verabschieden können. Bis auf kosmetische Anpassungen | |
allerdings ist nichts passiert. | |
## Verabscheut – und verehrt | |
Bestürzt über die Haltung der Friedensnobelpreisträgerin zeigte sich jetzt | |
ein anderer südostasiatischer Politiker, der in seiner Heimat lange als | |
Regierungskritiker in Haft war: der ehemalige Vizepremier Malaysias, Anwar | |
Ibrahim. „Aung San Suu Kyi ist eine große, große Enttäuschung“, sagte er… | |
Mittwoch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Er | |
verspüre Suu Kyi gegenüber „Abscheu“. | |
In Myanmar selbst allerdings wird ist die 73-Jährige trotz allem nach wie | |
vor von großen Teilen der Bevölkerung wie eine Heilige verehrt – und je | |
lauter die internationale Kritik wird, desto stärker scheint man an ihr | |
festzuhalten. Suu Kyi gilt vielen Burmesen immer noch als einzige Hoffnung | |
für eine bessere Zukunft. Darüber hinaus ist die Angst vor einer | |
Machtübernahme des Militärs nach wie vor groß. | |
Auf Facebook, Myanmars beliebtester Nachrichtenplattform, zeigte man sich | |
am Donnerstag vor allem enttäuscht, dass Starbucks seine Ankündigung | |
zurückzog in Myanmar Filialen eröffnen zu wollen. Die beiden | |
Reuters-Journalisten hingegen gelten vielen als Landesverräter, Berichte | |
über Menschenrechtsverletzungen gegen die Rohingya seien falsch. | |
Im Gefängnis geht Journalist Wa Lone weiter seiner Überzeugung nach. Diese | |
Woche veröffentlichte das Third Story Project, ein Verein, den er | |
mitgegründet hat, „Jay Jay, der Journalist“, ein Kinderbuch über kritisch… | |
Denken. Wa Lone hat es hinter Gittern geschrieben. | |
13 Sep 2018 | |
## AUTOREN | |
Verena Hölzl | |
## TAGS | |
Aung San Suu Kyi | |
Schwerpunkt Myanmar | |
Rohingya | |
Schwerpunkt Myanmar | |
Schwerpunkt Myanmar | |
Schwerpunkt Myanmar | |
Aung San Suu Kyi | |
Schwerpunkt Myanmar | |
Schwerpunkt Myanmar | |
Schwerpunkt Myanmar | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Aung San Suu Kyis Rolle in Myanmar: „Die meisten Menschen lieben sie“ | |
Aung San Suu Kyi ist bei der Bevölkerung populär. Obwohl die bisherige | |
Regierungschefin von Myanmar einige Misserrfolge hatte. Warum? | |
Nach über einem Jahr Haft in Myanmar: Reuters-Journalisten freigelassen | |
Wa Lone und Kyaw Soe Oo sind aus dem Gefängnis entlassen wurden. Den | |
Reportern wurde vorgeworfen, sich Staatsgeheimnisse beschafft zu haben. | |
Rohingya-Reporter seit einem Jahr in Haft: Journalismus ist kein Verbrechen | |
Seit einem Jahr sind Wa Lone und Kyaw Soe Oo in Myanmar wegen | |
„Geheimnisverrat“ in Haft. Sie hatten Massaker an den Rohingya aufgedeckt. | |
Aung San Suu Kyi: Amnesty entzieht Ehrentitel | |
Die Regierungschefin von Myanmar ist nicht mehr „Botschafterin des | |
Gewissens“ der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. | |
Verbrechen an den Rohingya: Myanmars Militärs bangen | |
Der Internationale Strafgerichtshof erklärt sich für befugt, gegen Myanmars | |
Generäle zu ermitteln. Und das, obwohl Myanmar kein Vertragsstaat ist. | |
Kommentar Haft für Journalisten: Myanmar ist moralisch bankrott | |
Die Strafen für Reuters-Journalisten zeigen, dass es in Myanmar keine | |
unabhängige Justiz gibt. Da hilft auch keine Friedensnobelpreisträgerin. | |
Urteil in Myanmar: Sieben Jahre Haft für Journalisten | |
Zwei Reuters-Journalisten werden in Myanmar verurteilt. Sie hatten über | |
Militäroperationen gegen die Rohingya-Minderheit berichtet. |