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# taz.de -- Nach über einem Jahr Haft in Myanmar: Reuters-Journalisten freigel…
> Wa Lone und Kyaw Soe Oo sind aus dem Gefängnis entlassen wurden. Den
> Reportern wurde vorgeworfen, sich Staatsgeheimnisse beschafft zu haben.
Bild: Reuters-Reporter Kyaw Soe Oo und Wa Lone begrüßen ihre Kinder nach übe…
Rangun taz | Wa Lone und Kyaw Soe Oo sind frei. [1][Fast anderthalb Jahre
lang] haben Diplomaten, Prominente, Kollegen und Freunde für die
Freilassung der beiden Reporter in Myanmar gekämpft. Nach über 500 Tagen
durfte das Reporter-Duo das Gefängnis am Dienstagmorgen endlich verlassen.
Präsident Win Myint begnadigte, wie es in Myanmar Tradition ist, seit dem
buddhistischen Neujahr im April tausende Gefangene. Doch eine Amnestie
hätte es eigentlich nie geben müssen. Diplomaten und zivilgesellschaftliche
Beobachter beschrieben den Vorwurf des Geheimnisverrats als haltlos und das
Verfahren regelmäßig als Farce.
Bevor sie festgenommen wurden, hatten Wa Lone und Kyaw Soe Oo an einer
Geschichte über [2][Militäroperationen gegen die Rohingya] gearbeitet. Mehr
als 700.000 Mitglieder der muslimischen Minderheit flohen seit 2017 vor den
Attacken über die Grenze nach Bangladesch. Die UNO schließt einen
Völkermord nicht aus und fordert, dass Myanmars Generäle sich vor dem
Internationalen Strafgerichtshof verantworten müssen.
Während Regierung und Militär regelmäßig alle Vorwürfe von
Menschenrechtsverletzungen stoisch von sich wiesen, gelang es den beiden
Journalisten geständige Täter ausfindig zu machen. Für ihre
Berichterstattung [3][gewann das Team um die beiden Reporter] vor Kurzem
den renommierten Pulitzer-Preis. Innerhalb Myanmars gelten Wa Lone und Kyaw
Soe Oo vielen als Verräter.
## Überraschende Aussage eines Polizisten
Staatsrätin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die in Myanmar
als „Mutter“ der Nation verehrt wird, behauptete mehrfach, dass der Fall
nichts mit Pressefreiheit zu tun habe und die beiden Reporter rechtmäßig
verurteilt worden seien.
Das sahen nicht einmal alle Zeugen der Anklage so. Ein Polizist sagte vor
Gericht unerwartet aus, dass seine Kollegen angewiesen worden seien, Wa
Lone und Kyaw Soe Oo in eine Falle zu locken. Sie wurden im Dezember 2017
verhaftet, als sie bei einem privaten Treffen mit Polizeibeamten Dokumente
annahmen.
Die angeblich geheimen Papiere, wegen derer sie im vergangenen September zu
sieben Jahren Haft verurteilt wurden – Informationen zum Papstbesuch und
die Telefonnummer eines Rebellenführers – seien allerdings alles andere als
geheim gewesen, sagten Anwälte und Kollegen. „Die beiden hätten nie
verhaftet, geschweige denn eingesperrt werden dürfen. Ihre Freilassung war
lange überfällig“, sagte Phil Robertson, stellvertretender Asien-Direktor
von Human Rights Watch.
Wa Lone wurde während seiner Gefangenschaft Vater einer Tochter, die er
bisher nur wenige Male im Arm halten durfte. In den sozialen Netzwerken
konnten Freunde und Kollegen es am Dienstag kaum fassen, dass die beiden
Journalisten endlich frei sind.
## Anderen drohen Strafen
Reuters-Chefredakteur Stephen J Adler schloss sich in einer Stellungnahme
an: „Wir sind enorm glücklich, dass Myanmar unsere beiden mutigen Reporter
Wa Lone und Kyaw Soe Oo freigelassen hat. Seit ihrer Verhaftung vor 511
Tagen sind sie zu einem weltweiten Symbol für die Bedeutung von
Pressefreiheit geworden. Wir begrüßen ihre Rückkehr.“
Doch die Freude unter den Unterstützern ist nicht grenzenlos. Aktivistin
Thinzar Shunlei Yi weist darauf hin, dass zwar zwei prominente politische
Gefangene freigelassen wurden, aber weiterhin fast dreihundert anderen
Gefängnisstrafen drohen.
„Die Realität ist, dass Myanmar nach wie vor an einer Reihe von repressiven
Gesetzen festhält und Journalisten, Aktivisten und Kritiker des Staats
einsperrt“, gab Amnesty International in einer Mitteilung zu bedenken.
„Ich will allen danken, die uns im Gefängnis unterstützt haben und allen,
die auf der ganzen Welt für unsere Freilassung gekämpft haben“, sagte Wa
Lone nachdem er in Yangon durch das Gefängnistor geführt wurde. „Ich kann
es kaum erwarten wieder in der Redaktion zu sein.“
7 May 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Verena Hölzl
## TAGS
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Aung San Suu Kyi
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