# taz.de -- Aktion gegen Islamophobie in Myanmar: Weiße Rosen gegen den Hass | |
> Nationalisten wollten im Ramadan Moscheen in Yangon schließen lassen. | |
> Aktivisten konterten die Islamophobie mit Blumen. | |
Bild: Hat keine moralische Autorität mehr: Regierungschefin Aung San Suu Kyi | |
YANGON taz | Die Nationalisten kamen mit Knüppeln und Messern, Thet Swe Win | |
und seine Leute konterten mit weißen Rosen. Seitdem ein buddhistischer Mob | |
in [1][Myanmar]s größter Stadt Yangon zu Beginn des Ramadan muslimische | |
Gebetsstätten schließen lassen wollte, mobilisierten ein Mönch und junge | |
Aktivisten zu einer Friedenskampagne, die sich seitdem in ganz Myanmar | |
ausgebreitet hat. Zum letzten Fastenbrechen wurden am Dienstag noch einmal | |
landesweit Tausende weiße Rosen an Muslime verteilt. | |
Den Aktivisten Thet Swe Win wundert die große Resonanz nicht: „Viele | |
Menschen haben lange auf die Gelegenheit gewartet, endlich ein Zeichen | |
dafür zu setzen, was richtig ist.“ Vor allem nach den Attacken des Militärs | |
gegen die muslimische Minderheit der Rohingya im Westen des Landes waren | |
viele internationale Beobachter 2017 geschockt über das Schweigen der | |
Regierung von [2][Aung San Suu Kyi]. Die Friedensnobelpreisträgerin spielte | |
die Militäroperation herunter, die UN Experten als Völkermord bezeichnen. | |
„Aung San Suu Kyi ist keine moralische Führungsfigur mehr. Das Leiden nicht | |
nur der Rohingya, sondern auch der Minderheiten im Shan- und Kachin-Staat | |
interessiert sie nicht“, sagt Thet Swe Win. „Die Welt sollte besser auf | |
uns, die junge Generation schauen. Wir sind die einzige Hoffnung.“ Die | |
Geste der Aktivisten rührte viele sonst eingeschüchterte Muslime, deren | |
Befinden sonst meist ignoriert wird. Die Organisatoren der Kampagne der | |
weißen Rosen trotzen denen, die Hass zwischen ethnischen und religiösen | |
Gemeinschaften schüren. | |
Myanmar ist ein mehrheitlich buddhistischer Vielvölkerstaat mit weniger als | |
fünf Prozent Muslimen. Während die Mehrheit der Birmesen leugnet, dass in | |
ihrem Land Muslime diskriminiert werden, sieht die Realität anders aus. Es | |
ist nicht das erste Mal, dass Gebetsstätten oder Koranschulen auf Druck | |
nationalistischer Gruppen geschlossen werden sollten. 2015 wurde das | |
sogenannte Religions- und Rasseschutzgesetz verabschiedet, das | |
Eheschließungen zwischen Buddhisten und Muslimen erschwert. Aung San Suu | |
Kyis Nationale Liga für Demokratie (NLD) nominierte im selben Jahr bei den | |
Wahlen keinen einzigen muslimischen Kandidaten. | |
Die Polizei zeigte zwei Männer aus dem Mob gegen die Gebetsstätten | |
inzwischen wegen Anstiftens öffentlicher Unruhe an. Auch gegen den | |
buddhistischen Hassprediger und Mönch Wirathu, der Muslime oft als „Hunde“ | |
bezeichnet, ist vergangene Woche ein Verfahren wegen aufwiegelnder | |
Kommentare – nicht gegen Muslime, sondern gegen Aung San Suu Kyi – | |
eingeleitet worden. „Wenn die Behörden es wirklich ernst meinen würden, | |
dann würde er nicht immer noch frei herumlaufen“, gibt Thet Swe Win zu | |
bedenken. | |
Die Aktivisten der Kampagne der weißen Rosen wollen auch nach dem Ende des | |
Ramadan weiterhin ihre positiven Botschaften verbreiten. Geplant ist mit | |
einer muslimischen Gruppe zusammenzuarbeiten, die in Krankenhäusern Essen | |
an bedürftige Buddhisten ausgeben möchte. | |
5 Jun 2019 | |
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## AUTOREN | |
Verena Hölzl | |
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