# taz.de -- CG-Gruppe in Kreuzberg: Ein Ausdruck von Großmannssucht | |
> Christoph Gröner, Chef des Immobilienkonzerns CG-Gruppe, will dem der | |
> Politik seine Pläne aufnötigen. Doch der Bezirk wehrt sich. | |
Bild: Das Plakat der CG-Gruppe am ehemaligen Postscheckamt | |
BERLIN taz | Man könnte es als Manifest lesen. „Wir, die Leute, die Gas | |
geben, die die Zeit haben, die das Geld haben, wir müssen uns einbringen, | |
wir sind der Staat“, so der Multimillionär und Chef des nicht nur in Berlin | |
berüchtigten Immobilienkonzerns CG Gruppe, Christoph Gröner. Wer so tickt, | |
will sich von weitaus weniger mächtigen Akteuren, Bezirkspolitikern etwa, | |
nichts sagen lassen. Das konnte schon wissen, wer vor einiger Zeit die | |
ARD-Doku „Ungleichland“ mit dem Multi-Millionär Gröner in der Hauptrolle | |
sah. | |
Aktuell wäre das Florian Schmidt, grüner Baustadtrat in | |
Friedrichshain-Kreuzberg. Streitpunkt ist das [1][ehemalige Postscheckamt | |
am Halleschen Ufer]. Gröner möchte das alte, 23-geschossige Hochhaus zum | |
„XBerg Tower“ aufpimpen, entstehen soll ein „Vertical Village“, eine | |
„imposante Landmark“, ein Leuchturm im neuen, „Hymat“ genannten, | |
Stadtquartier. | |
Der Streit dreht sich nicht um das Marketinggeschwätz, sondern um die Frage | |
des Wohnraums. Ganz in „Der Staat bin ich“-Manier änderte Gröner kürzlich | |
die Planungen für das Projekt. Statt 710 Wohnungen will er nur noch 623 | |
bauen lassen, etwa ein Drittel davon gefördert und damit preisgedämpft. Der | |
Bedarf an Gewerbeflächen sei größer, so die Begründung. | |
Aus Sicht des Bezirks blieben von 22.000 Quadratmetern geplanter Wohnfläche | |
nur noch 17.000 – Grund genug für Schmidt, die Baugenehmigung zu stoppen. | |
Die rot-rot-grünen Bezirksfraktionen unterstützen das Vorgehen: „Wirr | |
lassen uns nicht von einem Immobilienhändler diktieren, zu welchen | |
Konditionen wir ihm Baurecht einräumen“, heißt es in einer Mitteilung. | |
Demonstrativ hat Gröner am Dienstag ein riesiges Plakat an dem Haus | |
angebracht, auf dem er Rot-Rot-Grün im Bezirk vorwirft, den Wohnungsbau zu | |
verhindern. Die senatseigene Wirtschaftsförderung Berlin Partner hat | |
inzwischen wegen Verwendung ihres Logos die Entfernung des Plakats | |
verlangt. Andernfalls werde das Vertragsverhältnis mit der CG-Gruppe, die | |
im Netzwerk von Berlin Partner Mitglied ist „mit sofortiger Wirkung | |
gekündigt“. | |
## Veröffentlichte E-Mails | |
Gröner veröffentlichte auch seine E-Mail-Kommunikation mit Schmidt, wohl in | |
der Hoffnung, als edler Wohnraumritter hervorzugehen, gegängelt von der | |
investorenfeindlichen Politik. Doch die Mails sind vor allem Ausdruck von | |
Gröners Großmannssucht. Er drohte, seine Anwälte prüfen zu lassen, | |
„inwieweit Sie persönlich bzw. der Bezirk für uns entstehende Schäden in | |
Anspruch genommen werden können“. | |
Nachdem Schmidt immer noch nicht eingelenkt hatte, legte Gröner nach: „Ich | |
habe mich entschlossen, mit Ihnen keine weiteren Gespräche zu führen. Sie | |
haben für mich weder Format noch Glaubwürdigkeit, die eine Fortführung der | |
Gespräche rechtfertigen.“ Und nicht nur das: Der Investor will den | |
politischen Kampf: „Sie sind Zeugnis politischer Umstände, die es zu | |
bekämpfen gilt, und ich habe mir vorgenommen, mich ganz darauf zu | |
konzentrieren.“ | |
Gröner will sich über öffentliches Interesse hinwegsetzen, so wie er es | |
schon bei dem Neubauprojekt [2][Carré Sama-Riga] tut, wo er regelrecht Spaß | |
am Protest der Nachbarn zu haben scheint. Viel zu oft sind Politiker vor | |
dem Gehabe und den Drohungen solcher „Macher“ eingeknickt. Politisch | |
handeln aber heißt, für seine Überzeugung einzustehen. Schmidt tut das. | |
Eigentlich müsste Gröner das verstehen. Am 24. September will die | |
Senatsveraltung für Stadtentwicklung schlichtend eingreifen. | |
22 Aug 2018 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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