| # taz.de -- Hamburg plant Gesetz gegen Airbnb: Zuhause entfremdet | |
| > Durch Airbnb verknappt sich ohnehin schon zu wenige Wohnraum in Städten. | |
| > Der Hamburger Senat will jetzt das Wohnraumschutzgesetz verschärfen. | |
| Bild: Schön unpersönlich: Eine Ferienwohnung, in der sich jede*r zu Hause fü… | |
| Hamburg taz | AirBnB ist für Tarik Horak* eine Gelegenheit, Geld nebenbei | |
| zu verdienen. Seit einem Jahr vermietet er mehrmals im Monat ein acht | |
| Quadratmeter-Zimmer seiner Wohnung in Hamburg-Altona. Er verdient so | |
| monatlich zwischen 200 und 500 Euro; für seine Wohnung zahlt er 1.000 Euro. | |
| Da er selbst auch dort wohnt, lernt er seine Gäste persönlich kennen, denn | |
| „die brauchen ja ein paar Tipps“, sagt er. | |
| Was Tarik macht, ist legal. Das Wohnraumschutzgesetz sieht vor, dass die | |
| gewerbliche Vermietung der Hauptwohnung maximal 50 Prozent der | |
| Gesamtwohnfläche in Anspruch nehmen oder die gesamte Wohnung maximal sechs | |
| Monate pro Jahr vermietet werden darf. Nur so kann man davon ausgehen, dass | |
| der Wohnraum nicht zweckentfremdet wird. | |
| Aber ob sich die privaten Vermieter*innen daran halten, ist schwer zu | |
| kontrollieren. Der Hamburger Senat plant ein neues Gesetz, welches die | |
| illegale Vermietung von Wohnraum eindämmen soll. Vermieter*innen sollen | |
| demnach künftig ihr touristisches Angebot registrieren lassen und die | |
| Nummer auf den Buchungsplattformen angeben. Außerdem soll die Vermietung | |
| von Wohnungen auf zwei Monate pro Jahr begrenzt werden. Wann das Gesetz in | |
| Kraft tritt und welche weiteren Änderungen geplant sind, kann Barbara | |
| Ketelhut, Pressesprecherin der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, | |
| noch nicht sagen. „Wir sind in Bewegung und führen Gespräche mit AirBnB, | |
| denn ein passendes Gesetz liegt auch in deren Interesse“, sagt sie. | |
| Mitarbeiter, die sich die Inserate auf den Websites genauer anschauen, gebe | |
| es schon jetzt, die Zahl der Kontrolleure solle noch erhöht werden. | |
| Grundsätzlich entspricht ein solches Vorhaben auch den Vorstellungen der | |
| Mietervereine. Siegmund Chychla, Geschäftsführer des Mietervereins zu | |
| Hamburg, würde jedoch weitergehen – im Zweifel müssten hohe Bußgelder | |
| verhängt werden, sagt er: „Man muss Präzedenzfälle schaffen.“ Bisher sei | |
| die Chance, dass die Stadtverwaltung von illegaler Zweckentfremdung | |
| erfahre, höchst gering. Dass in Hamburg 30.000 bis 35.000 bezahlbare | |
| Wohnungen fehlten, sieht Chychla in direktem Zusammenhang mit | |
| Onlineportalen wie AirBnB. Für ihn verstößt die gewerbliche Untervermietung | |
| gegen den Wohnraumschutz in Hamburg. | |
| ## Zwei bis drei Millionen Übernachtungen pro Jahr | |
| Laut der Plattform gibt es aktuell 5.395 AirBnB-Gastgeber*innen und 6.260 | |
| AirBnB-Unterkünfte in Hamburg. Das Zweckentfremdungsverbot für Wohnraum | |
| gilt hier seit 1971. Eine Wohnung gilt als zweckentfremdet, wenn sie nicht | |
| zum Wohnen genutzt wird. „Aber in Hamburg ist der Begriff sehr weit | |
| gefasst“, sagt Chychla. Zudem gebe es kaum eine Überwachung. | |
| Die illegale Vermietung von Wohnraum geht nicht nur zulasten von | |
| Wohnungssuchenden. Auch das Hotelgewerbe leide erheblich darunter, sagt | |
| Franz Klein, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. „Was | |
| AirBnB-Vermieter machen, ist eine erhebliche Wettbewerbsverzerrung zulasten | |
| der Hoteliers“, sagt er. Viele Auflagen wie zum Brandschutz, zur | |
| Meldepflicht, aber auch zur Zahlung der Kur- und Tourismustaxe müssen | |
| AirBnB-Anbieter*innen nicht erfüllen. | |
| Klein schätzt, dass zwischen zwei und drei Millionen AirBnB Übernachtungen | |
| im Jahr in Hamburg stattfinden. Die Plattform selbst gibt dazu keine Zahlen | |
| heraus. Laut Klein haben viele Hamburger*innen inzwischen einen gewissen | |
| Unmut entwickelt über zu viele Urlauber*innen in ihren Wohngegenden, was | |
| nicht zuletzt an AirBnB liege. Die geplante Registrierungspflicht für | |
| AirBnB-Anbieter*innen begrüßt er. | |
| Tarik Horak ist sich nicht sicher, ob er das Zimmer seiner Wohnung | |
| weiterhin vermietet, wenn eine Registrierungspflicht in Kraft tritt. „Wenn | |
| es anfängt, kompliziert zu werden, lasse ich es“, sagt er. Sein Vermieter | |
| wisse zwar von Horaks Aktivität auf AirBnB, dennoch könne er sich | |
| vorstellen, dass er Einwände gegen die Vermietung habe könnte, falls er | |
| herausfände, wie viel Gewinn Horak damit macht: „Wenn ich zwei Zimmer | |
| vermieten würde, wäre ich locker bei 1.500 Euro im Monat. Mein Vermieter | |
| fragt sich dann, warum er die Wohnung nur für 1.000 Euro vermietet.“ Eine | |
| Untervermietung an Studierende kann er sich allerdings nicht vorstellen. | |
| „Ich habe das schon ein paar Mal versucht, aber die musste ich nach einem | |
| halben Jahr rauswerfen, weil die nichts auf die Kette kriegen und nicht | |
| wissen, wie die Welt funktioniert“, sagt er. | |
| * Name geändert | |
| 27 Jul 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Mareen Butter | |
| ## TAGS | |
| Airbnb | |
| Wohnraum | |
| Hamburg | |
| Mieten Hamburg | |
| Zweckentfremdungsverbot | |
| Airbnb | |
| Airbnb | |
| Zweckentfremdungsverbot | |
| Barcelona | |
| Airbnb | |
| Airbnb | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Hamburger Wohnraumschutzgesetz: Weniger Reibach mit Airbnb | |
| Ab April greift in Hamburg das Wohnraumschutzgesetz. Wer untervermieten | |
| möchte, muss sich registrieren und kann kontrolliert werden. | |
| Illegale Ferienwohnungen in Berlin: Bezirk gegen Konzern, Runde 2 | |
| Viele Anbieter von Ferienwohnungen melden diese nicht an. Pankow will in | |
| einem Berufungsverfahren Airbnb zur Auskunft über illegale Anbieter | |
| verpflichten. | |
| Hamburg will Zweckentfremdung stoppen: Airbnb ist nicht mehr anonym | |
| Der Senat schränkt Vermietung von Wohnungen als Ferienunterkünfte stark ein | |
| und will die zur Überwachung zuständigen Stellen aufstocken. | |
| Airbnb und die Zweckentfremdung: Berlin ist besonders streng | |
| Wegen der Wohnungsnot gehen viele Kommunen in Deutschland gegen Auswüchse | |
| bei Airbnb vor. Rechtlich ist das nicht ganz einfach. | |
| Der Berliner Wochenkommentar I: Der fortgesetzte Rechtsbruch | |
| Seit 1. August dürfen nur noch Ferienwohnungen angeboten werden, die von | |
| den Bezirken genehmigt wurden. Doch das sind bislang die wenigsten. | |
| Bürgermeisterin gegen Spekulation: „So schlimm wie der Klimawandel“ | |
| Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau fordert vor der UNO ein Recht auf | |
| Wohnen. Spekulation zerstöre die Städte, sagt sie. | |
| Fehlende Transparenz angemahnt: EU knöpft sich Airbnb vor | |
| Unklare Preise und Geschäftsbedingungen: Brüssel droht dem | |
| US-Zimmervermittler Airbnb mit Klagen. Bußgelder sind nicht ausgeschlossen. | |
| Weltweit erstes Abkommen in Dänemark: Airbnb meldet Vermieter an den Staat | |
| Wer bei Airbnb Ferienwohnungen anbietet, soll auch Steuern zahlen. | |
| Vermieter sollen deswegen künftig ans Finanzamt gemeldet werden. |