| # taz.de -- Illegale Ferienwohnungen in Berlin: Bezirk gegen Konzern, Runde 2 | |
| > Viele Anbieter von Ferienwohnungen melden diese nicht an. Pankow will in | |
| > einem Berufungsverfahren Airbnb zur Auskunft über illegale Anbieter | |
| > verpflichten. | |
| Bild: Wenn das mal nicht eine illegale Ferienwohnung ist… | |
| Berlin taz | Das im August nach dreimonatiger Übergangsfrist in Kraft | |
| getretene [1][Gesetz über die Zweckentfremdung von Wohnraum] ist klar: | |
| Anbieter von Ferienwohnungen müssen sich diese vom Bezirksamt genehmigen | |
| lassen. Sie erhalten eine individuelle Registriernummer, die sie in einem | |
| Inserat sichtbar angeben müssen. | |
| Dennoch haben seit Mai maximal einige Hundert Betreiber in den | |
| Innenstadtbezirken versucht, die Vermietung einer Ferienwohnung zu | |
| beantragen, viele davon erfolglos. Eine aktuelle Anfrage der taz an die | |
| Bezirksämter ergab: In Neukölln wurden in den vergangenen fünf Monaten 124 | |
| Anträge gestellt, von denen nur 47 positiv beschieden wurden. In Pankow | |
| gingen 266 Anträge ein, genehmigt wurden 147. In Charlottenburg-Wilmersdorf | |
| wurde die Hälfte der 100 Anträge genehmigt. | |
| Als Ferienwohnungs-Hotspots kommen die Bezirke Mitte und | |
| Friedrichshain-Kreuzberg hinzu. 190 und 145 Anträge wurden hier bis August | |
| gestellt. Gegenüber mindestens 20.000 Wohnungen, die in den fünf Bezirken | |
| als Ferienwohnungen angeboten werden, sind das verschwindend geringe | |
| Zahlen. | |
| Auf der Seite des größten Ferienwohnungsportals, Airbnb, finden sich | |
| weiterhin viele Anzeigen ohne Registriernummer. Nicht zwangsläufig steht | |
| hinter diesen eine illegale Ferienwohnung, doch die Vermutung liegt nahe. | |
| Eine noch nicht veröffentlichte Ausführungsvorschrift, die der Senat | |
| demnächst dem Zweckentfremdungsverbotsgesetz hinzufügt, definiert nun | |
| erstmals verbindliche Strafen: 1.000 Euro für erstmalige Verstöße, 2.000 | |
| Euro im Wiederholungsfall. | |
| ## Hauptserver in Irland | |
| Ein Problem für die Bezirke besteht jedoch darin, diejenigen ausfindig zu | |
| machen, die hinter einer Anzeige stehen. Aus dem Haus von | |
| Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) heißt es auf Anfrage: | |
| „Airbnb beruft sich auf irisches Recht, weil der Hauptserver für Europa in | |
| Irland steht, und gibt die Daten der einzelnen Personen nicht heraus.“ Eine | |
| Möglichkeit, gleich gegen Airbnb vorzugehen, sieht der Senat nicht. | |
| Der Bezirk Pankow hatte dagegen von Airbnb Auskunft zu einer Anbieterin | |
| einer Wohnung in Prenzlauer Berg verlangt. Im März hatte sich der Konzern | |
| dagegen vor dem Verwaltungsgericht [2][erfolgreich zur Wehr gesetzt]. | |
| Zuständig sei der Mutterkonzern in Irland. Der rückt aber an deutsche | |
| Behörden keine Daten heraus. | |
| Pankow argumentiert dagegen: Eine überzeugende Begründung, warum Airbnb | |
| Deutschland mit Sitz in Berlin nicht für die Angebote auf dem deutschen | |
| Markt zuständig sein sollte, fehle. Auch ein von der Linksfraktion in | |
| Auftrag gegebenes Gutachten des Wissenschaftlichen Parlamentsdienstes sieht | |
| Airbnb in der Verantwortung. Das Bezirksamt hat ein Berufungsverfahren vor | |
| dem Oberverwaltungsgericht angestrengt. In den nächsten Monaten wird es | |
| erneut zu einer Verhandlung kommen. Die Linke-Abgeordnete Katalin Gennburg | |
| fordert vom Senat finanzielle Unterstützung für die Bezirke, damit sie | |
| Gerichtsprozesse erfolgreich führen können. | |
| Eine Entscheidung, die Airbnb verpflichtet, Auskunft über die Inserate zu | |
| erteilen, wäre die Grundlage dafür, den Konzern auch finanziell zur | |
| Rechenschaft zu ziehen. Erst dann könnten „ordnungswidrige Anzeigen“ | |
| beanstandet werden. Das Gesetz sieht vor, „Diensteanbieter im Sinne des | |
| Telemediengesetzes“ zu bestrafen, wenn sie diese auf Verlangen der Behörden | |
| nicht von ihnen Internetseiten entfernen – Strafe bis zu 250.000 Euro. | |
| 18 Oct 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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