# taz.de -- Tarifstreit im Zeitungsgewerbe: Streik bei Tageszeitungen beginnt | |
> Der Tarifstreit spitzt sich zu. Journalistengewerkschaften haben sich für | |
> unbefristete Aktionen ausgesprochen. Auch die „SZ“ wird bestreikt. | |
Bild: Die Stimmung ist in vielen Redaktionen getrübt | |
Von Donnerstag an dürfte es neue und nun unbefristete Streiks der | |
Tageszeitungsredakteure geben. Damit steigt die Eskalation im Tarifstreit | |
an. In Urabstimmungen haben sich die Mitglieder der beiden | |
Journalistengewerkschaften mit rund 90 Prozent [1][für unbefristete Streiks | |
ausgesprochen]. | |
Am Sonntag findet die nunmehr 7. Verhandlungsrunde zwischen Gewerkschaften | |
und dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Hamburg statt. | |
„Davor sollten wir Präsenz zeigen“, sagt ein Redakteur der Süddeutschen | |
Zeitung (SZ). Wo genau es zu Ausständen kommt, wollten die Gewerkschaften | |
nicht verraten. „Es soll Überraschungseffekte geben“, meint Bernd Bauer von | |
Verdi gegenüber der taz. Dass die SZ bestreikt wird, gilt als sicher. | |
[2][Bisher gab es hauptsächlich im Süden Deutschlands Aktionen], etwa in | |
München, Augsburg oder Stuttgart. | |
Ursprünglich waren die Redakteure mit einer Forderung von 4,5 Prozent für | |
ein Jahr in die Verhandlungen gegangen. Das letzte Angebot der Arbeitgeber | |
lag bei umgerechnet 1,5 Prozent für ein Jahr plus einer Einmalzahlung und | |
wurde von der dju als „absolut respektlose Haltung“ kritisiert. | |
Mittlerweile verlangen die Gewerkschaften noch einen „echten | |
Reallohngewinn“, also einen Abschluss über der Inflationsrate von 1,7 | |
Prozent. | |
Journalisten tun sich schwer mit Arbeitskämpfen. Denn sie sehen sich eher | |
als Individualisten und nicht als lohnabhängig Beschäftigte. Eine | |
schlagkräftige Einheit der Redakteure lässt sich da nicht immer aufbauen. | |
Die Stimmung in den Redaktionen ist frustriert, haben sie doch über Jahre | |
hinweg reale Lohneinbußen hinnehmen müssen. Sie verlangen „mehr | |
Wertschätzung“, wie der Deutsche Journalistenverband (DJV) sagt. | |
In einem Manifest meldet sich eine Gruppe junger Journalisten zu Wort, die | |
deutlich geringere Gehälter haben als Kollegen mit Berufserfahrung. „Nehmen | |
Sie unseren Idealismus nicht für selbstverständlich“, schreiben sie den | |
Verlegern. „Wir werden das sinkende Schiff notfalls verlassen.“ Den | |
Zeitungen sieht man die Streiks meist oberflächlich nicht an. Ressortleiter | |
schaffen es im Verbund unter anderem mit freien Mitarbeitern, die Blätter | |
zu produzieren. | |
Das Druckmittel der Arbeitgeber besteht in der Drohung, die Tarifbindung | |
aufzukündigen. In vielen Zeitungshäusern ist das schon geschehen. Damit | |
wird die Position der Beschäftigten weiter geschwächt. Die strukturelle | |
Krise der Zeitungen ist unübersehbar. Viele Leser wandern ins kostenlose | |
Internet ab, Auflagen sinken. | |
27 Jun 2018 | |
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## AUTOREN | |
Patrick Guyton | |
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