| # taz.de -- Journalistenverband gegen Privatstraßen: „Filmteam an der Arbeit… | |
| > Die Zahl privater Straßen in Berlin wächst – das ist ein Problem für die | |
| > Pressefreiheit, sagt der Journalistenverband Berlin-Brandenburg. | |
| Bild: Nicht alle Straßen am Potsdamer Platz sind öffentlich – das kann ein … | |
| taz: Herr Walther, was ist eine Privatstraße? | |
| Christian Walther: Eine Straße, die einem Privateigentümer gehört. | |
| Wieso ist das ein Problem für die Pressefreiheit? | |
| Privateigentum könnte das Recht der Öffentlichkeit, sprich der Bürger, | |
| einschränken. Unternehmen sind der Auffassung, dass das der Fall ist. Etwa | |
| am Potsdamer Platz. | |
| Was ist das Problem? | |
| Dort gibt es mehrere Privatstraßen, die als solche nicht gleich zu erkennen | |
| sind. Das Platzmanagement geht davon aus, dass dort keine Dreharbeiten | |
| stattfinden können ohne die Genehmigung des Eigentümers. | |
| Wie groß ist das Problem in Berlin? | |
| Mein Kamerateam wurde am Potsdamer Platz schon mal von | |
| Security-Mitarbeitern an der Arbeit gehindert. Die Aktion des | |
| Journalistenverbands Berlin-Brandenburg ist aber vor allem eine | |
| Präventionsmaßnahme. Wir wissen, dass es in andern Ländern durchaus solche | |
| Konflikte um private Grundstücke gibt. Und wir wollen verhindern, dass es | |
| diese Konflikte auch in Berlin geben wird. | |
| Ein weiterer schwieriger Ort könnte das Media-Spree-Gelände mit dem | |
| Mercedes-Benz-Areal in Friedrichshain sein. | |
| Richtig. Wir wissen nicht, wie sich der Eigentümer verhalten wird. Dort | |
| werden neben der Arena weitere Versammlungsräume entstehen. Stellen Sie | |
| sich vor, da findet ein Parteitag statt und auf dem Platz will jemand | |
| dagegen protestieren. Dann könnte zum einen passieren, dass der Eigentümer | |
| sagt: „Ohne meine Genehmigung dürfen Sie da nicht demonstrieren!“ Zum | |
| anderen könnte es sein, dass Reporter darüber nicht berichten dürfen. Einer | |
| solchen Entwicklung wollen wir einen Riegel vorschieben. | |
| Es gibt ja viel Neubauprojekte in Berlin, die abgeschlossen sind. | |
| Das ist unterschiedlich. Für uns war in der Recherche schwierig, dass die | |
| städtebaulichen Verträge – die Grundlage für solche Bauprojekte – gar ni… | |
| öffentlich sind. Aber es ist klar, dass neue Projekte entstehen, in denen | |
| es auch Privatstraßen gibt. Solange ein Eigentümer jederzeit die Polizei | |
| rufen und Reporter des Ortes verweisen kann, ist das Problem virulent. | |
| Der Journalistenverband Berlin-Brandenburg hat einen Brief an den | |
| Regierenden Bürgermeister geschrieben. Was kann Michael Müller (SPD) | |
| dagegen tun? | |
| Als Regierungschef des Landes ist Müller mitverantwortlich dafür, solche | |
| Problemfälle über die Innenverwaltung prüfen zu lassen – ob also die | |
| Rechtsauffassung der Privateigentümer korrekt ist. Im Zweifelsfall erwarten | |
| wir eine Gesetzesinitiative zu Ergänzung des Berliner Pressegesetzes oder | |
| anderer Gesetze, damit sicher gestellt wird, dass Pressefreiheit Vorrang | |
| hat vor Privateigentum. | |
| Steckt dahinter auch eine Kritik an der Stadtentwicklungspolitik des | |
| Senats? | |
| Laut unseren Anwälten genießen die Grundrechte in den Privatstraßen keine | |
| eindeutige Priorität. Die wollen wir klar gestellt haben. In Berlin hat es | |
| in den vergangenen Jahren einen Grad öffentlicher Armut gegeben, was dazu | |
| geführt hat, dass die eigentlich öffentliche Aufgabe, Straßen zu bauen, an | |
| Private übertragen worden ist. Selbst bei dem großen Genossenschaftsprojekt | |
| an der Yorckstraße ist die Erschließungsstraße eine private Straße. | |
| Wäre der Idealzustand, dass es gar keine Privatstraße gibt? | |
| Ich habe nichts grundsätzlich dagegen, dass Investoren auch dazu | |
| herangezogen werden, Straßen oder Kitas zu bauen. Aber es muss | |
| sichergestellt sein, dass Grundrechte auch dort gelten. | |
| 17 Sep 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
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