# taz.de -- Medienenquete in Wien: Österreich debattiert um Rundfunk | |
> In Wien diskutieren am Donnerstag und Freitag Medienvertreter über die | |
> Zukunft des ORF. Mit dabei: Springer-Vorstand Mathias Döpfner. | |
Bild: Wohin soll's gehen mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Österreich … | |
WIEN taz | Um nichts weniger als die Zukunft des ORF als | |
gebührenfinanzierter öffentlich-rechtlicher Rundfunk geht es bei der | |
Medienenquete in Wien, die am Donnerstag begonnen hat. Entsprechend gequält | |
wirkte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, der zunächst nur die | |
Zuschauerrolle hatte. Denn Medienminister Gernot Blümel (ÖVP), der die | |
Veranstaltung eröffnete, ist ein Befürworter der Schwächung des größten | |
österreichischen Medienunternehmens zugunsten privater Kanäle. | |
Blümel enthielt sich aber derartiger Empfehlungen. Vielmehr richtete er die | |
Aufmerksamkeit auf den „asymmetrischen Wettbewerb“. Nationale Wettbewerber | |
müssten sich mit unregulierten globalen Anbietern messen. Angesichts der | |
Medienmacht der US-Konzerne stelle sich die Frage, ob es in zehn Jahren | |
noch österreichische Medienvielfalt im digitalen Bereich geben werde. Er | |
sieht für die nahe Zukunft zwei bedrohliche Szenarien: „Keine private | |
Medienlandschaft oder ausschließlich staatlich finanzierte“. | |
Gastredner Mathias Döpfner vom Axel-Springer-Konzern und Präsident des | |
Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger, schmeichelte zunächst den | |
Gastgebern, indem er Österreichs Rechtskoalition in einem Atemzug mit | |
Kanada und Frankreich als Beispiel für eine erfolgreiche „Demokratie der | |
Mitte“ lobte, die er sonst weltweit auf dem Rückzug sieht. Für die | |
bevorstehende Ratspräsidentschaft gab er Österreich die Empfehlung mit, | |
sich für die EU-Richtlinie für das Leistungsschutzrecht einzusetzen, die | |
dazu führen soll, dass die US-Mediengiganten ihre Einkünfte aus der | |
Vermarktung europäischer Inhalte mit den Urhebern teilen. | |
## Nicht zu elitär | |
Am konkretesten wurde Gerhard Zeiler, ORF-Genralintendant vor einem | |
Vierteljahrhundert und jetzt führender Manager im Turner Konzern. Er warnte | |
vor einer Abschaffung der Rundfunkgebühren, wie sie die FPÖ immer wieder | |
fordert. Der Sender müsse unabhängig von der Politik und auch unbequem | |
sein. Er bekannte sich zum Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im | |
Sinne der BBC – Informieren, Erziehen, Unterhalten – und warnte davor, den | |
Kulturauftrag zu elitär zu verstehen. Möglichkeiten zur Zusammenarbeit | |
zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem TV sieht er bei der | |
Werbevermarktung im digitalen Bereich und beim Erwerb von Sportrechten. | |
EU-Medienkommissarin Vera Jourova hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für | |
Pressefreiheit und gegen die Hasskampagnen im Netz, von denen vor allem | |
Frauen betroffen seien. | |
Auf die ersten Keynote-Ansprachen folgten eine Anzahl von parallelen | |
Arbeitsgruppen und Podiumsdiskussionen. Die Enquete endet am Freitag. Über | |
die Zukunft der ORF wird erst später entschieden. Man darf gespannt sein, | |
ob die Empfehlungen der Gastredner dabei berücksichtigt werden. | |
7 Jun 2018 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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