# taz.de -- Heiratschancen in Berlin: Drum eile, wer sich ewig bindet | |
> Es kann in Berlin selbst für die Heiratswilligsten mit der Hochzeit lange | |
> dauern – die Standesämter haben keine freien Termine. Der Senat will nun | |
> Abhilfe schaffen. | |
Bild: Ehe für alle? In Berlin gar nicht so leicht. | |
Das Standesamt ist der Ort des Besonderen, des Absoluten, des Einmaligen. | |
Geburt, Tod, Beurkundungen und Heirat; na gut, vielleicht nicht unbedingt | |
immer einmalig, besonders aber ist der Besuch des Amtes in jedem Fall und | |
in Berlin bisweilen auch eine recht komplizierte und langwierige | |
Angelegenheit. Zu wenig Personal und ein hoher Krankenstand lassen die | |
Rückstände stetig anwachsen. Die Wartezeiten allein für die Anmeldung einer | |
Hochzeit sind viel zu lang, junge Eltern müssen sich teilweise zwei Monate | |
bis zur Beurkundung der Kindesgeburt gedulden. | |
Das Problem ist schon lange bekannt, eine Organisationsuntersuchung, 2017 | |
vom Senat in Auftrag gegeben, sollte die Situation detailliert erfassen und | |
Lösungsvorschläge erarbeiten. | |
In dieser Woche nun konnte die zuständige Staatssekretärin, Sabine Smentek, | |
das Ergebnis der Studie vorstellen. Wenig überraschend kommt diese zu dem | |
Ergebnis, dass Personalabbau in Standesämtern bei gleichzeitig deutlichem | |
Bevölkerungszuwachs eventuell nicht die beste Idee war. Immerhin haben | |
einige Westbezirke gegen den Trend seit 2011 aufgestockt, die Verringerung | |
der Stellen im Rest der Stadt jedoch summiert sich zu einem zusätzlichen | |
Bedarf von mehr als 30 neu Einzustellenden. | |
Das klingt zunächst nicht viel, jedoch wollen Standesbeamte gut ausgebildet | |
sein, sind ihre Aufgaben doch weitaus komplexer als die gelegentliche | |
Beglaubigung von Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden. Komplizierte | |
Rechtsfälle müssen da eingeschätzt werden. Nicht zuletzt die deutliche | |
Zunahme beantragter Beurkundung von Vaterschaftsanerkennungen bedeutet | |
erheblichen Mehraufwand in den Ämtern. | |
## Zentralisierung und Personalaufbau | |
Eine merkliche Beschleunigung unkomplizierterer Verfahren, wie der Geburts- | |
und Todesmeldungen, kann der Ausbau digitaler Servicekonten bringen. Auch | |
soll das Informations- und Serviceangebot online bezirksübergreifend | |
zentralisiert und stark ausgebaut werden. | |
Interessant in der Problemanalyse der Studie ist der kritische Blick auf | |
die Steuerungsmöglichkeiten des Senats. Die Zuweisung von Globalhaushalten | |
an die Bezirke führe durch deren unterschiedliche Priorisierung dazu, dass | |
insbesondere in der Personalausstattung im untersuchten Bereich ein | |
bemerkenswertes Gefälle zu beobachten sei. | |
Beim Blick in die nähere Zukunft wird außerdem klar, dass akuter | |
Handlungsbedarf bei der Personalgewinnung in ganz Berlin besteht. Ein | |
Drittel der Beschäftigten bei den Standesämtern wird in den kommenden | |
sieben Jahren aus Altersgründen ausscheiden. Zum wievielten Mal auch immer: | |
Eine geplante Eheschließung sollte vielleicht besser bald angegangen | |
werden. Für die Flitterwochen ist dessen ungeachtet natürlich auch | |
weiterhin mit einem Abflug von Tegel oder Schönefeld zu rechnen. | |
12 Jun 2018 | |
## AUTOREN | |
Daniél Kretschmar | |
## TAGS | |
Heiraten | |
Hochzeit | |
Ehe für alle | |
Behörden | |
Verwaltung | |
Personalmangel | |
Dirk Behrendt | |
Steuern | |
Berliner Senat | |
Bürgerämter | |
Ehe für alle | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Queere Politik des Landes Berlin: Streit am Ende des Regenbogens | |
Rot-Rot-Grün wollte in Berlin ambitionierte Politik für queere Menschen | |
machen. Doch die ersten Regierungsjahre bringen vor allem Konflikte. | |
Steuerliche Gleichstellung von Homo-Ehe: Splittingtarif rückwirkend anwendbar | |
Positive neue Entwicklung bei der Ehe für alle: Ein Gericht hat nun | |
beschlossen, dass das Ehegatten-Splitting rückwirkend bei | |
gleichgeschlechtlichen Paaren greift. | |
Wartezeiten in Berliner Standesämtern: Jasager müssen geduldig sein | |
Der Senat will die Möglichkeit zu Heiraten fördern. Doch bislang bleibt es | |
bei langen Wartezeiten insbesondere in Mitte und Pankow. | |
Reform der Verwaltung: Ämter mit mehr Grips | |
Berlins Bürgerämter sollen ein „intelligentes Terminmanagement“ und damit | |
besseren Service bekommen. Viele Pläne klingen fast utopisch. | |
Umsetzung Ehe für alle: Computer sagt nein | |
LGBTI-Paare werden wie Heterosexuelle eingetragen, weil die | |
Behördensoftware veraltet ist. Die Technik ist der Gesellschaft nicht immer | |
voraus. |