| # taz.de -- Gespräch mit einer Kabarettistin: „Humor unterscheidet uns vom T… | |
| > Sie macht seit fast 40 Jahren Witze, erst bei den „Missfits“, jetzt mit | |
| > der „Ladies Night“. Gerburg Jahnke über Gags, Tabus, Feminismus und das | |
| > Ruhrgebiet. | |
| Bild: Ursprünglich hätte Gerburg Jahnke Lehrerin werden sollen, doch es zog s… | |
| taz am wochenende: Frau Jahnke, die Kollegen finden, es soll Fragen zum | |
| Fußball geben, weil bald WM ist und weil Ihr Dauerverlobter – sagen Sie, | |
| gibt es den wirklich oder ist der eine Fiktion? | |
| Gerburg Jahnke: Ich bin tatsächlich seit 24 Jahren verlobt. Mir kommt das | |
| auch manchmal wie eine Fiktion vor. | |
| Fußball jedenfalls, weil der Verlobte Vorstand vom Fußballverein Rot-Weiß | |
| Oberhausen ist. | |
| Er ist der Präsident. Nicht mehr lange, aber dann wird er es mehr als zehn | |
| Jahre gewesen sein. | |
| Ein Ehrenamt? | |
| Leider ja, und zudem eines, das Geld kostet, weil dauernd was gesponsert | |
| werden muss. Wie nennt man so was noch mal? | |
| Vielleicht Liebe? | |
| Ja. Ja, es muss Liebe sein. | |
| Ist es ein Ehrenamt, das einem Vollzeitjob gleichkommt? | |
| Irgendwie so, obwohl der Verein, ich glaube, in der Vierten Liga spielt. | |
| Trotzdem gibt es immer viel zu tun. Jugendarbeit, Jugendausbildung, sich um | |
| Spieler aus der Region kümmern. Aktuell gibt es sogar eine | |
| Flüchtlingsmannschaft. Das imponiert mir alles sehr. Aber vielleicht sollte | |
| ich mal klarstellen: Ich interessiere mich nicht für Fußball, finde aber | |
| die Arbeit von dem Verlobten toll. | |
| Das Thema Fußball könnte mit diesen Ausführungen doch bedient sein. | |
| Das sehe ich auch so. | |
| Dann also Sie. Sie sind Kabarettistin. Ist das eine Berufsbezeichnung? | |
| Steht das in einem Ausweis? | |
| Bei Anmeldungen in Hotels etwa soll man den Beruf angeben. Da schreibe ich | |
| manchmal „Kabarettistin“. Oder, wenn mir anders zumute ist: „Regisseurin�… | |
| Ich inszeniere viele Komödien. Irgendwie ist es schon Beruf, ich mache es | |
| ja manchmal auch tagsüber. | |
| Macht das Leben einen zur Kabarettistin? | |
| Tja. Ja. | |
| Wenn es das Leben ist, wie funkt das da rein? | |
| Ich bin übers Straßentheater dazu gekommen, nachdem ich nicht Lehrerin | |
| werden wollte. Dann hat sich eins aus dem anderen ergeben, und plötzlich | |
| waren wir bekannt. Als Duo. Missfits hießen wir. Die Medien haben dann | |
| einen Begriff erfunden, der hieß: Frauenkabarett. Was soll man da machen, | |
| wenn man in dieser Schublade drin ist? Ich fand es interessant, dass das | |
| Männerkabarett immer das eigentliche Kabarett war, und dann gab es noch das | |
| Anhängsel Frauenkabarett. Das Gute ist: Gespielt wird auf dem Platz, nicht | |
| in der Schublade. Zum Glück. | |
| Was macht eine Kabarettistin aus? | |
| Man braucht eine Haltung zur Welt und eine persönliche Sichtweise. | |
| Wie ist Ihr Blick auf die Welt? | |
| Ich bin gar nicht lustig. Eine zunehmende Melancholie überkommt mich. | |
| Wobei, das war auch schon so, als wir zu zweit arbeiteten. Wir haben uns | |
| viel mit Frauengeschichten beschäftigt. Was damit zusammenhängt, dass wir | |
| selber welche sind. Und dass, als wir anfingen, der Blick auf die Frauen | |
| nicht stattgefunden hat. Der von Frauen auch nicht. Das ändert sich nur | |
| sehr langsam. Ich merke, dass es heute wieder ganz gut ist, Feministin zu | |
| sein. Und jetzt bin ich auch alt genug, um auf Einwände dagegen zu pfeifen. | |
| Haben Sie erlebt, dass „Feministin“ ein Schimpfwort ist? | |
| Eine Weile. Eine Weile wurde das Wort nur von älteren Frauen in Anspruch | |
| genommen. Den jungen Frauen kam immer Alice Schwarzer dazwischen. Dabei | |
| gibt es so viele andere Feministinnen. Mit den Bloggerinnen, die sich zum | |
| Frauenthema meldeten, änderte sich das. Jetzt ist Feminismus fast schon | |
| wieder hip. Natürlich in Rosa. | |
| Sie stehen mehr auf Blau. | |
| Nur heute. Aber bei den rosa Hütchen mit den zwei Ohren, den Pussy Hats, | |
| die auf dem Women’s March in Washington aufkamen, da dachte ich schon: Gut, | |
| dann ist es halt so. Wir haben früher auch Latzhosen lila gefärbt und die | |
| tatsächlich angezogen. Sollen doch die Feministinnen in Amerika jetzt diese | |
| rosa Käppchen tragen. Ich habe mir auch eins gekauft, aber in Altrosa. Ich | |
| fand das passender. | |
| War das jetzt Schlagfertigkeit? Mutterwitz? Braucht man die fürs Kabarett? | |
| Mutterwitz. Vaterwitz? Och, das ist geschmacksabhängig. Ich liebe es, wenn | |
| Kolleginnen ihre Persönlichkeit mit auf die Bühne bringen, so verdreht sie | |
| auch sind. Das macht es authentisch. Gleichzeitig ist gut, wenn du weißt, | |
| was dir wichtig ist. Willst du nur Gags machen? Oder willst du möglichst | |
| unanständig sein? Oder hast du sogar eine Botschaft? Willst du nur über | |
| deine Beziehungsprobleme reden, oder findest du, dass die Umwelt jetzt | |
| wirklich völlig vor die Hunde geht? Man muss ein Ziel haben, also ’ne | |
| Haltung, ’ne Sicht auf die Welt. | |
| Die kommt auch nicht von ungefähr. Wie muss man Sie sich als Jugendliche | |
| vorstellen? Waren Sie eine, die auf alles eine entwaffnende Antwort hatte? | |
| Ich war zu jung für die 68er und zu alt für den Punk. | |
| Das ist ein Satz, den man öfter von Ihnen liest. | |
| Aber es stimmt, es war alles schon gelaufen. Als ich so weit war, da gab’s | |
| nur Frauenbewegung. | |
| Die Grünen gab es auch gerade neu. | |
| Das war nicht meins. Zu viel Gruppenzwang. Es ist auch nicht meins, durch | |
| die Pampa zu laufen und mich von Wasserwerfern nass spritzen zu lassen. Ich | |
| konnte besser Frauengruppen gründen und männliche Strukturen diskutieren | |
| und damit auf die Bühne gehen. Damit haben wir ja schon früh angefangen. | |
| Wo? | |
| In Oberhausen. Es gab ein alternatives Bürgerzentrum, das hat uns die Stadt | |
| überlassen. Das war ’ne Brutstätte, ein Glück, weil wir uns frei entfalten | |
| konnten. | |
| Ihr spezieller Blick aufs Leben, ist der ruhrgebietsgeschult? | |
| Bestimmt. | |
| Wie ist dieser Ruhrgebietsblick? | |
| Das Ruhrgebiet ist ’ne harte Region. Jetzt ist es ja eine Sinnverlustregion | |
| geworden und versucht, über Kulturdenkmäler und Tourismus diesen Verlust | |
| aufzufangen, was sich sehr schwer gestaltet. In meiner Jugend war das | |
| Ruhrgebiet noch das alte. Mein Vater hat unter Tage gearbeitet, mein Opa | |
| auch, unser Leben war bestimmt vom Schichtdienst des Vaters: Wann durften | |
| Kinder laut sein, wann nicht. Die Kohle war die Basis für alles. Und die | |
| Solidarität unter den Kumpels gab es wirklich. Sobald du unter Tage warst, | |
| war es egal, woher du kamst, Integration war automatisch. Man war sehr | |
| klar, sehr direkt, sehr bodenständig, so bin ich groß geworden. Und das | |
| schätze ich sehr, dass ich aus so einer Umgebung komme, wo man so denkt, | |
| spricht, das Leben handhabt. | |
| Der Ruhrgebietsblick, hat der auch damit zu tun, dass man hell und dunkel | |
| bewusster wahrnimmt? Unter Tage, über Tage? | |
| Das ist sehr poetisch. Aber ich glaube, diese Poesie haben wir im | |
| Ruhrgebiet nicht gesehen. Gesehen haben wir, wenn die Kohle klar gebrannt | |
| wurde, also die Erzgewinnung abends. Dann sah man die riesigen Fackeln über | |
| den Hochöfen, die dem Sonnenuntergang noch einen draufgaben. Wir hatten | |
| nicht nur geile Sonnenuntergänge, sondern auch noch den Feuerwiderschein | |
| der Hochöfen und Zechen. Das war ein Bild, daran kannst du dich gewöhnen, | |
| das vermisst du hinterher. | |
| Mal zu den Inhalten Ihrer Programme. | |
| Ja, gerne, ich habe mich schon gefragt, ob Sie je dazu kommen. | |
| Sie greifen oft Tabus auf, Geschlechtertabus, aber auch soziale Tabus: dass | |
| man in der Öffentlichkeit die Finger nicht feilt oder so. Was für eine | |
| Quelle sind Tabus für Sie? | |
| Puh, was ’ne Frage. Sie müssen wissen, ich bin gerade total übermüdet. | |
| Egal. Tabus sind hartnäckig. Wechseljahre beispielsweise. Als wir bei den | |
| Missfits vor bald 20 Jahren darüber gesprochen haben, war das noch ein | |
| extremes Tabu, man hat das Publikum richtig auseinanderdriften sehen. Die | |
| einen waren gespannt, die anderen peinlich berührt. Als ich das Thema vor | |
| ein paar Jahren wiederaufgenommen habe, dachte ich, das ist eigentlich | |
| durch. Aber im Gegenteil, es ist immer noch ein Tabu. Und das, obwohl die | |
| Feministinnen meiner Generation, die ihr ganzes Leben offensiv mit | |
| Frauenthemen umgegangen sind, inzwischen alle in den Wechseljahren sind und | |
| auch damit offensiv umgehen. | |
| Vielleicht muss man gar nicht alle Tabus brechen. | |
| Man geht nicht los in der Absicht „Gucken wir mal, was für Tabus es gibt“. | |
| Das ist mir zu banal. Sondern ich habe immer mit Themen gearbeitet, die | |
| mich betreffen oder an denen ich interessiert bin. Ich arbeite dazu, und | |
| plötzlich merke ich: Oh, da ist ein Fettnäpfchen, da gibt es Tabus, sei es | |
| Wechseljahre oder Tod oder Sex nach 40 oder die Unfähigkeit der Männer, | |
| dazuzulernen, oder die Unfähigkeit der Frauen, Männer wegzuschicken, wenn | |
| sie nicht mehr vertretbar sind. | |
| Sie lachen erst über sich und dann über das große Andere. Das politische | |
| Männerkabarett macht es eher umgekehrt, geht vom Großen zum Persönlichen. | |
| Bei der jungen Comedy ist das nicht so. Die Jungen gehen sehr von sich aus, | |
| von ihren sexuellen Bedürfnissen, von ihren Reisen, von ihren Besuchen beim | |
| Urologen. Es gibt natürlich noch die wenigen politischen Kabarettisten, die | |
| anders vorgehen. Die hecheln der Zeit gerade hinterher, weil so viel | |
| passiert, was an sich schon kabarettabel ist. | |
| In Interviews sagen Sie öfter, Sie seien keine politische Kabarettistin. | |
| Ja, leider nicht. | |
| Die Feministinnen Ihrer Generation haben aber doch gesagt: Das Private ist | |
| politisch. | |
| Mit diesem Satz tröste ich mich auch. Trotzdem zähle ich mich zur | |
| Unterhaltung. Selbst für schwierige Zusammenhänge muss ich einen Weg | |
| finden, wie er unterhaltsam bleibt. Wie kann ich die schweren Themen so | |
| aufarbeiten, dass man sich letzten Endes übers Lachen nähert? Das muss ein | |
| politischer Kabarettist nicht. Dort soll einem das Lachen im Halse stecken | |
| bleiben. | |
| Seit zwölf Jahren machen Sie die „Ladies Night“ im Fernsehen. Sie sagten | |
| mal, das Publikum könne bei „Ladies Night“ etwas lernen. Was? | |
| Man kann lernen, dass es viele Frauen gibt, die unterschiedliche Dinge tun | |
| und ihre Kunst unterschiedlich verstehen. Dieser Lernvorgang gilt vor allem | |
| für Journalisten und Veranstalter. | |
| Warum? | |
| Eine der Fragen, die mir oft gestellt wird: Warum gibt es so wenige witzige | |
| Frauen in Deutschland? Am Anfang habe ich noch einigermaßen höflich | |
| reagiert, aber zuletzt habe ich die Interviews abgebrochen, wenn die Frage | |
| kam. Jemand, der so fragt, hat null recherchiert und nicht hingeguckt. | |
| Was für ein Glück, dass ich diese Frage noch nicht gestellt habe. | |
| Ich habe nur darauf gewartet. Im Ernst, die Zementierung in Deutschland | |
| durch die Medien ist so massiv, dass alle glauben, es gibt keine | |
| Komikerinnen. Das ändert sich wirklich nur langsam. Veranstalter gucken | |
| sich mittlerweile die „Ladies Night“ an, um auf Frauen aufmerksam zu | |
| werden. Ja sogar das Fernsehen selbst guckt sich zu, um mit der ein oder | |
| anderen Frau in anderen Formaten weiterzuarbeiten. | |
| Das klingt, als wären Sie jetzt doch Lehrerin. | |
| Nein, Förderin. Aber ist man nicht immer auch Pädagogin, wenn man auf der | |
| Bühne steht? Neulich sagte jemand, ich hätte, weil ich das schon so lange | |
| mache, eine Vorbildfunktion. Ich sei ein Role Model. Beeindruckend. Man | |
| macht sein Ding irgendwie mit all den Zweifeln, dem ganzen Suchen, und auf | |
| einmal taucht so ein Wort auf. Ich fühlte mich natürlich auch | |
| geschmeichelt. | |
| Sie machen seit vierzig Jahren in Humor. Was ist Humor? | |
| Er unterscheidet uns vom Tier. | |
| Können Tiere nicht lachen? | |
| Vielleicht können sie lachen, aber sie können sich keine Witze ausdenken. | |
| Nur unfreiwillig. Gott, diese ganzen Katzenvideos. | |
| Gucken Sie sich die an? | |
| Nein, ich habe zwei Kater, und die gucke ich mir an. Und tatsächlich muss | |
| ich über die lachen, was die überhaupt nicht mögen. Ich glaube, dass dumme, | |
| opportunistische Leute keinen Humor haben. Humor ist ein Zeichen von | |
| Intelligenz und Offenheit. Und Humor ist nicht dasselbe wie Witze oder | |
| Gags. | |
| Ein Gag nach dem anderen ermüdet mich. | |
| Eine gute Einstellung. Leider selten. Ich mag es, wenn man etwas erzählt | |
| und den letzten Satz nicht mehr sagen muss, weil in den Köpfen der Leute | |
| schon ein Bild entstanden ist, wohin die Erzählung führt. Sie lachen also | |
| über das eigene Bild im Kopf. Das ist ein sehr schöner Moment. | |
| Kürzlich war ein Rezensent Ihres Programms „Sieben Frauen auf einen | |
| Streich“ sehr angegangen davon, dass Witze von Frauen über Männer als | |
| emanzipatorisch, Witze von Männern über Frauen aber als schlüpfrig gelten. | |
| Dieser Rezensent des Bonner General-Anzeigers schreibt seit zehn Jahren | |
| über mich und ist immer unzufrieden. Aber er hat auch recht, ich bin so | |
| frauenfeindlich auf der Bühne, ich kann die übelsten Witze machen über | |
| Frauen. Natürlich bin ich auch sehr männerfeindlich, das geht mir langsam | |
| selbst gegen den Strich. Ich habe öfter versucht, Abende zu machen, wo ich | |
| nicht männerfeindlich bin, aber die Männer beschwerten sich. Die sind | |
| gekommen, um sich beschimpfen zu lassen. | |
| Zeigt der Text des Bonner Kollegen nicht auch den Backlash? Dass Themen, | |
| die abgehakt schienen, wieder aktuell sind? Abtreibung ist neu auf dem | |
| Tisch, „Frauen zurück an den Herd“ auch. Sie müssen also thematisch oft v… | |
| vorne beginnen. | |
| Schon, aber es sind auch neue Themen dazugekommen: Altersarmut, Minijobs. | |
| Und Gendern – das ist furchtbar auf dem Tisch. Die gegenderte Nationalhymne | |
| von Frau Rose-Möhring. Aus „Vaterland“ könnte „Heimatland“ werden, st… | |
| „brüderlich“ soll es „couragiert mit Herz und Hand“ heißen. Ich habe … | |
| Nummer übers Gendern gemacht. Ich habe auch eine Nummer gemacht über die | |
| verschiedenen geschlechtlichen Ausrichtungen. | |
| Haben Sie sich bei dem Thema nicht die Finger verbrannt? | |
| Total. Ich sagte in der Nummer über Transgender, dass ich dieses Gefühl, | |
| dass man von innen jemand anders ist, gut kenne. Ich beispielsweise fühle | |
| mich innen sehr schlank. Das war der einzige Gag, den ich mir dabei erlaubt | |
| habe. Unzählige Mails habe ich darauf bekommen, weil sich Transmänner und | |
| -frauen dadurch nicht ernst genommen fühlten. Ich habe diese Mails sehr | |
| aufmerksam gelesen, mich aber gefragt: Worüber beschweren sie sich? Ich bin | |
| Komikerin, ich traue mich, etwas über trans und cis und bi und die ganzen | |
| Unterscheidungen zu sagen, und sie werfen mir sofort vor: Du machst dich | |
| über uns lustig. Das ist aber nicht, was ich gemacht habe. | |
| Sie haben sich über sich lustig gemacht. | |
| Von innen bin ich übrigens auch noch jünger. Ich finde es nicht in Ordnung, | |
| dass diese Leute auf der einen Seite ihre Transsituation öffentlich machen | |
| und auf der anderen Seite meinen, mir, wenn ich darüber spreche, nicht | |
| zuhören zu müssen. Das hat mich sehr geärgert. An der Stelle kommt eine | |
| gewisse Humorlosigkeit raus, wenn man sich dem Gefühl, diskriminiert zu | |
| werden, so hingibt, dass man die Diskriminierung an jeder Ecke sucht. Auch | |
| die Political-Correctness-Bewegung, die es gibt, zwingt dich, extrem | |
| aufzupassen, was du sagst. Es gibt Leute, die nach rassistischen oder | |
| sexistischen Verletzungen nachgerade suchen. Ich bin aber Sexistin. Das | |
| muss ich sein, weil ich sonst über gar nichts mehr lachen könnte. | |
| Sexistin? Gespielt oder in echt? | |
| Ich glaube, auch in echt. Ich nehme für mich das Recht in Anspruch, auch | |
| Frauen – bisweilen – scheiße zu finden. | |
| Ist man dann Sexistin? | |
| Ganz nah dran jedenfalls. Die ganze MeToo-Diskussion ist da auch so ein | |
| Fall. Ich muss jetzt sehr aufpassen, was ich auf der Bühne sage. Darf ich | |
| die Frage stellen, ob eine Frau, die zum Casting ins Hotelzimmer geladen | |
| wird, wo ihr der Regisseur im offenen Bademantel öffnet, wirklich da | |
| reingehen sollte? Und dass sie, wenn sie es tut, davon ausgehen muss, dass | |
| es keine normale Castingsituation ist? Darf ich das noch sagen? In der | |
| ganzen Diskussion wird die Schuld der Männer manchmal auch zur Rache der | |
| Frauen. Solche Auseinandersetzungen sind zersetzend. Es sind Nebenfronten, | |
| damit man vergisst, wo die Hauptfront ist. | |
| Wo ist die? | |
| Kurz zusammengefasst: Wir leben in einem Spätkapitalismus, der extrem | |
| menschenfeindlich ist. Rassismus und Sexismus sind seine Wegbegleiter, und | |
| jeder Krieg findet in den Schößen der Frauen statt. Große Themen. Nicht | |
| unterhaltsam. | |
| Zuallerletzt: Sie rauchen – das ist Ihr Laster. Ein Therapeut habe Ihnen | |
| gesagt, jede Sucht sei Sehnsucht. Welche haben Sie? | |
| Im Prinzip sucht Sehnsucht immer dasselbe. Sie sucht nach Zuwendung. Nach | |
| Gesehenwerden, und nach Lebendigsein. | |
| 11 Jun 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Waltraud Schwab | |
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