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# taz.de -- Mordfall Susanna F.: Union fordert kurze Prozesse
> Dauern Asylverfahren zu lange? Der Fall Susanna beschäftigt die Politik.
> Im Irak wird ein Verdächtiger festgenommen.
Bild: Gedenken in der Nähe des Fundortes der Leiche von Susanna F.
Berlin taz | Die Innenminister der Union fordern, dass die Behörden
Asylanträge schneller bearbeiten und dass die Gerichte schneller über
Klagen abgelehnter Asylbewerber entscheiden. Anlass der Forderung ist der
Fall eines 20-Jährigen aus Wiesbaden, den die Polizei verdächtigt, Ende Mai
die 14-jährige Susanna F. vergewaltigt und getötet zu haben.
Zum Abschluss der Innenministerkonferenz in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt)
sagte Gastgeber Holger Stahlknecht (CDU): „Es kann nicht sein, dass
Asylverfahren, auch Gerichtsverfahren vom Antrag bis zur Entscheidung
mehrere Jahre dauern und dass in den Jahren dazwischen Dinge passieren, wie
sie eben passiert sind.“
Um Verfahren zu beschleunigen, müssten die Länder unter anderem mehr
Verwaltungsrichter einstellen. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz
Caffier (CDU) stimmte dem zu. Zwischen Asylbescheid, Widerspruch und
Gerichtsentscheidung liege „beim konkreten Fall wie leider bei vielen
Entscheidungen in Deutschland leider eine sehr weite Zeitspanne“.
Widerspruch kommt unter anderem aus der Linkspartei. „Wenn ausgerechnet die
CDU über zu lange Gerichtsverfahren klagt, ist das eine beinahe lächerliche
„Haltet den Dieb“-Mentalität“, sagte die Bundestagsabgeordnete Ulla Jelp…
der taz. „Die Gerichtsverfahren dauern ja deswegen so lange, weil das seit
Jahren von einem Unions-Innenminister kontrollierte Bamf massenhaft
fehlerhafte Bescheide verschickt, die in mühsamer Arbeit von den Gerichten
wieder korrigiert werden müssen.“
## Forderung nach schnelleren Abschiebungen
Der in dem Wiesbadener Tötungsfall Verdächtigte kam nach Polizeiangaben im
Herbst 2015 aus dem Irak nach Deutschland. Ende 2016 lehnten die Behörden
seinen Asylantrag ab, über seine Klage dagegen haben die Gerichte noch
nicht entschieden. Bis zuletzt lebte er deshalb mit einer
Aufenthaltsgestattung in Deutschland.
Die Bild-Zeitung titelte am Freitag: „Wenn er abgeschoben worden wäre,
würde sie noch leben“. FDP-Chef Christian Lindner und andere Politiker
forderten in der Zeitung schnellere Abschiebungen. Thema waren dabei auch
weitere Tatvorwürfe gegen den 20-Jährigen. Verfahren gegen ihn laufen wegen
eines Raubüberfalls und wegen einer körperlichen Auseinandersetzung mit
Polizisten. Vorbestraft ist er aber noch nicht.
Christian Lindner fragte in der Bild außerdem, warum „der Täter unter
falschem Namen ausreisen“ konnte. Der Verdächtigte war am vergangenen
Samstag mit seiner Familie von Düsseldorf über Istanbul in den Irak
geflogen. Die Tickets waren nach Polizeiangaben auf falsche Namen
ausgestellt. Auf den Ausweispapieren, die die Familie bei der
Ausreisekontrolle vorzeigte, standen dagegen die richtigen Namen.
Allerdings hatte die Polizei den 20-Jährigen zu dem Zeitpunkt noch gar
nicht zur Fahndung ausgeschrieben.
Erst am nächsten Tag kamen die Ermittler wegen einer Zeugenaussage auf
seine Fährte, seit dem frühen Montagmorgen fahndeten sie dann nach ihm. Er
reiste nach Angaben der Wiesbadener Staatsanwaltschaft vermutlich am
vergangenen Samstag mit seiner gesamten Familie aus Deutschland aus. Nicht
übereinstimmende Namen auf Bordkarte und Ausweispapieren fielen am
Flughafen in Düsseldorf nicht auf. In der Nacht auf diesen Freitag nahmen
ihn schließlich kurdische Sicherheitskräfte im Nordirak fest. „Das mit der
Auslieferung läuft jetzt nach den internationalen Regeln“, sagte
Bundesinnenminister Seehofer. Mit Hilfe von Polizei und Auswärtigem Amt
würden alle nötigen Anträge gestellt. (mit dpa)
8 Jun 2018
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Abschiebung
Asyl
Vergewaltigung
Mordfall Susanna
Bundespolizei
Rechtsstaat
Schwerpunkt AfD
Verbrechen
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
Markus Söder
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