# taz.de -- Nach Bremer Asyl-Skandal: Bamf überprüft 13 Außenstellen | |
> In Bremen sollen Hunderte Asylanträge zu Unrecht positiv entschieden | |
> worden sein. Nun werden weitere Außenstellen geprüft und Dolmetscher | |
> nachgeschult. | |
Bild: Unter Druck: Bamf-Präsidentin Jutta Cordt | |
Berlin epd | Nach dem Asyl-Skandal in Bremen überprüft das Bundesamt für | |
Migration und Flüchtlinge (Bamf) 13 weitere Außenstellen. Nach | |
Informationen der Bild am Sonntag sollen diese auffällig geworden sein, | |
weil es dort bei der Bearbeitung von Asylanträgen im Vergleich zu anderen | |
Dienststellen Abweichungen „nach oben oder unten“ gegeben habe. Außerdem | |
sollen, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten, Dolmetscher | |
nachgeschult werden. | |
Insgesamt sollen 8.000 Asylanträge noch einmal überprüft werden. | |
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) tauschte dem Bericht zufolge den | |
für Migration und das Bundesamt zuständigen Abteilungsleiter inzwischen | |
aus. | |
In Bremen wurden zwischen 2013 und 2017 offenbar bis zu 2.000 Asylanträge | |
ohne rechtliche Grundlage positiv beschieden. Das Bundesamt für Migration | |
überprüft nun 18.000 positive Bescheide der Bremer Außenstelle. Die | |
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Asylmissbrauchs und Bestechlichkeit | |
gegen die ehemalige Leiterin der Bremer Behörde und weitere Beschuldigte. | |
Als Reaktion auf die Missstände bei Asylverfahren will das Bundesamt für | |
Migration zudem die Qualität der Übersetzungen in Asylverfahren erhöhen und | |
schult dazu bereits eingesetzte Dolmetscher nach. Derzeit arbeiten nach | |
einem Bericht der Essener Funke Mediengruppe rund 5.800 Dolmetscher im | |
Auftrag des Bundesamtes, von denen aber lediglich 620 vereidigt seien und | |
ihr Fachwissen zertifiziert hätten. Die meisten seien Laien ohne Ausbildung | |
in diesem Bereich. Mehrere Übersetzer berichteten den Blättern von | |
mangelnder Einarbeitung, schlechter Bezahlung und Stresssituationen. | |
In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer | |
(BDÜ) bietet das Bundesamt jetzt auf freiwilliger Basis fünftägige Seminare | |
an. Geschult würden Gesprächssituationen, Berufsethik und der Umgang mit | |
belastenden Situationen, sagte ein Behördensprecher den Funke-Zeitungen. | |
Das Seminar kostet die Dolmetscher 200 Euro. Bislang fanden laut | |
Bundesverband neun Schulungen mit jeweils einem Dutzend Teilnehmer statt. | |
## Große Unsicherheit bei Laien-Übersetzern | |
Der Dolmetscher-Bundesverband sieht die geringe Zahl professioneller | |
Übersetzer mit Sorge. Den Laien fehlten in der Regel die in einer | |
fundierten Ausbildung vermittelten Techniken sowie soziale Kompetenz und | |
professionelle Distanz, sagte die BDÜ-Projektleiterin „Dolmetschen im | |
Asylwesen“, Monika Eingrieber. Anders als vor Gericht oder bei der Polizei | |
herrsche in Asylverfahren „offensichtlich große Unsicherheit“. Klare Regeln | |
zu Mindestanforderungen und Eignungen für bestimmte Einsätze fehlten. | |
Im April hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die | |
Zusammenarbeit mit mehr als 2.000 Dolmetschern beendet, weil sie aus Sicht | |
der Behörde nicht neutral oder vertrauenswürdig erschienen, unpünktlich | |
waren oder Standards nicht einhielten. In der Affäre um mutmaßlich | |
manipulierte Asylentscheidungen in Bremen gehört auch ein Dolmetscher zu | |
den Beschuldigten. | |
Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) sieht durch die | |
mutmaßlichen Manipulationen beim Bamf das Vertrauen in den Staat gefährdet. | |
„Gerade bei der wichtigsten Bundesbehörde in den Fragen um Flüchtlinge und | |
Asyl müssen die Verantwortlichen dafür sorgen, dass die Bürgerinnen und | |
Bürger dem Staat weiterhin vertrauen können“, sagte er der Düsseldorfer | |
Rheinischen Post. | |
Ein ordentliches Asylverfahren sei ein wichtiger Faktor der inneren | |
Sicherheit, betonte Pistorius. Als Konsequenz aus den Vorgängen müssten nun | |
„alle Voraussetzungen getroffen werden, damit so etwas nicht mehr möglich | |
ist“. | |
20 May 2018 | |
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