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# taz.de -- Affäre um Bamf-Außenstelle in Bremen: Ex-Leiterin bittet Seehofer…
> Josefa Schmid gilt als Zeugin gegen ihre Vorgängerin, die unrechtmäßig
> Asyl gewährt haben soll. Sie kämpft vor Gericht gegen ihre Versetzung von
> Bremen nach Bayern.
Bild: Gibt sich traditionell bayerisch, möchte aber doch lieber in Bremen sein…
Berlin/Bremen dpa | Die inzwischen [1][abberufene Leiterin] der Bremer
Außenstelle des Flüchtlingsbundesamtes (Bamf), Josefa Schmid, wollte
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) schon im März über Details des
mutmaßlichen Asyl-Skandals informieren. „Frau Schmid hat am Tag der
Amtseinführung von Bundesminister Seehofer am 14. März 2018 erstmals
telefonisch im BMI-Ministerbüro nach einem Termin beim Bundesminister
angefragt“, bestätigte das Bundesinnenministerium der Deutschen
Presse-Agentur am Montag. Einen Anruf erhielt Schmid den Angaben zufolge am
4. April 2018 vom Parlamentarischen Staatssekretär im Innenministerium,
Stephan Mayer (CSU). Schmid schickte später auch eine schriftliche
Darstellung der Vorgänge in der Außenstelle des Bundesamtes für Migration
und Flüchtlinge an Mayers Abgeordnetenbüro.
Seehofer hatte der Bamf-Zentrale in Nürnberg am 6. April erstmals als
Bundesinnenminister einen Besuch abgestattet. Er hatte damals erklärt, das
Bundesamt habe eine „Schlüsselfunktion“ bei der Bewältigung der
Migrationsfragen und leiste dabei eine „hervorragende“ Arbeit.
Schmids Kontaktversuche reichen aber noch weiter zurück. „Schon seit dem
01.03.2018“ habe sie sich „hilfesuchend“ an Seehofer gewandt, schreibt
Schmid in einem auf den 13. Mai datierten Brief an den Minister. Das
Schreiben vom Mai liegt der dpa, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)
und den „Nürnberger Nachrichten“ vor, das Innenministerium bestätigt den
Eingang. Schmid schreibt darin, „bereits seit Anfang März“ habe sie sich an
das Vorzimmerbüro Seehofers in der Münchener Staatskanzlei gewandt. Zu
diesem Zeitpunkt war Seehofer noch bayerischer Ministerpräsident, war aber
schon als Kandidat für den Innenminister-Posten in Berlin bekannt.
Schmid nannte die Vorgänge in Bremen dem Schreiben zufolge gegenüber
Seehofers Mitarbeitern den „größten Flüchtlingsskandal der Republik“, den
sie Seehofer persönlich schildern wollte.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Schmids Vorgängerin, weil diese
mindestens 1.200 Menschen unrechtmäßig Asyl gewährt haben soll. In die
Affäre sollen fünf weitere Beschuldigte verstrickt sein, darunter Anwälte
und ein Dolmetscher.
## Eilantrag gegen Versetzung
Schmid kämpft derweil immer noch vor Gericht gegen ihre Versetzung. Beim
Bremer Oberverwaltungsgericht legte sie Beschwerde ein. Sie habe
angekündigt, im Laufe der Woche eine Begründung abzugeben, sagte
Gerichtssprecher Friedemann Traub am Montag. Die Bamf-Zentrale hatte Schmid
in ihre frühere Dienststelle im bayerischen Deggendorf zurückbeordert – nur
einen Tag, nachdem der interne Bericht an Mayer bekanntgeworden war, in dem
sie schwere Vorwürfe gegen die Bamf-Leitung erhoben hatte.
Mit einem Eilantrag vor dem Verwaltungsgericht wehrte sich Schmid
vergeblich gegen die Versetzung. Nun setzt sie auf die nächste Instanz.
Sobald ihre Begründung vorliege, werde das Bamf zu einer Stellungnahme
aufgefordert, sagte Traub.
Die Staatsanwaltschaft versiegelte das Büro von Schmid in Bremen, um dort
Beweise sicherstellen zu können. Dies sei vorsichtshalber geschehen, damit
niemand etwas entferne, sagte Sprecher Frank Passade. Schmid selber gilt
als Zeugin. Die Staatsanwaltschaft will sie im Laufe der Ermittlungen
vernehmen. Aus dem Bundesinnenministerium hieß es: „Für das BMI hat die
Aufklärung des Sachverhaltes hohe Priorität. Dabei werden die Erkenntnisse
der ehemaligen interimsweise eingesetzten Leiterin der Außenstelle Bremen
selbstverständlich einfließen.“
15 May 2018
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