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# taz.de -- Landesvorsitzende von CDU und SPD: Zwischen Paris und Parteitag
> Monika Grütters (CDU) und Michael Müller (SPD) sind zwar beide
> Landeschefs, durchleben aber gerade völlig konträre Gefühlslagen.
Bild: Erlebt gerade nettere Zeiten als Parteichefkollege Müller (SPD): Monika …
„Ach, schreiben die das?“ Monika Grütters lächelt, als sie am
Donnerstagmorgen bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) vorfährt und
mit einer neuen Schlagzeile konfrontiert wird, wonach für sie – die
CDU-Landesvorsitzende – der Senat kaum noch zu retten ist. Es ist ein
Lächeln, das man Stunden später im Abgeordnetenhaus bei ihrem Chefkollegen
von der SPD, Michael Müller, einen ganzen Vormittag vergeblich suchen wird.
Es wirkt merklich noch nach, wie sich der Regierungschef zu Wochenbeginn
mit seinen Koalitionspartnern wegen der Hausbesetzung vom Pfingstsonntag
fetzte.
Die beiden naheliegendsten, wenn auch überhaupt nicht sicheren
Spitzenkandidaten für die nächste Abgeordnetenhauswahl, sie erleben derzeit
ziemlich unterschiedliche Tage. Müller schaffte es am Montag nicht
pünktlich zum traditionellen Spargelessen mit der Berliner Pressekonferenz,
weil er seinen Landesvorstand, wie er es ausdrückte, „nicht unbeobachtet“
tagen lassen wollte. Tags darauf stritt er sich mit Linkspartei und Grünen,
die in einer Hausbesetzung nicht wie Müller Rechtsbruch, sondern eine
legitime politische Aktion sehen.
Grütters hingegen konnte am Dienstag beim Jahresempfang der
CDU-Abgeordnetenhausfraktion feiern und darf an diesem Donnerstagmorgen bei
der IHK tun, was sie am liebsten macht: über Kulturpolitik sprechen. Was ja
als Staatsministerin für Kultur auch ihr eigentliches Feld ist, in dem sie
von Feuilletonisten oft bedauert wird, dass sie nebenher noch der Berliner
CDU vorsitzen muss.
Auch IHK-Präsidentin Beatrice Kramm spricht in ihrer Begrüßung davon, bei
der Berliner CDU sei von außen betrachtet „mehr Kabale als Liebe“. Womit
sie Recht hat – Ende April drohte Grütters angeblich ein Putsch –, aber
nicht in dieser Woche. In der ist es eben Müller, der sowohl in seiner
eigenen Partei als in der rot-rot-grünen Koalition zu kämpfen hat. Und so
kann Grütters entspannt-begeistert erzählen, dass sie am Freitag in Paris
eine Gartenausstellung eröffnen und bei der dort ansässigen Unesco
vorbeischauen wird. Die Frage, ob sie denn 2021 CDU-Spitzenkandidatin sein
will, lässt sie ins Leere laufen: Das werde man in der Partei 2020
entscheiden.
## Tempelhof doch am Rande bebauen
Von Müller wiederum ist an diesem Vormittag nichts zu hören, es gibt im
Parlament keine Fragen an ihn. Und so sieht man ihn von der Pressetribüne
in sich gekehrt auf seinem Platz. Das bei anderen Sitzungen zu beobachtende
oftmalige Getuschel mit der neben ihm sitzenden Grünen-Senatorin Ramona
Pop, begleitet von einem Lächeln, gibt es an diesem Vormittag nicht. Pop
und Klaus Lederer als führende Köpfe von Grünen und Linkspartei im Senat
waren es, die am Dienstag dagegenhielten, als Müller seine Partner
kritisierte.
Grütters hingegen nutzt den Morgen bei der IHK neben einer Tour d’Horizon
durch die Kulturpolitik für einen konkreten landespolitischen Vorschlag:
Neu zu diskutieren, den Ex-Flughafen Tempelhof doch am Rande zu bebauen, so
wie 2014 vorgesehen, bevor ein Volksentscheid das stoppte. Verantwortlich
für die Planungen war damals übrigens Müller, der auch schon klargemacht
hat, dass er weiter an eine Bebauung denkt.
In der Parlamentssitzung geht es im Nachklapp der Demonstration vom Samstag
um Kitas: Zu wenig habe der Senat gemacht, zu wenige Plätze gebe es, zu
wenig Erzieherinnen und Erzieher. Und da kann auch Müller mit erleben, wie
anders als bei ihrem jüngsten Parteitag die Grünen auftreten. Gab es damals
richtig Dresche für Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), so deutet
jetzt die Abgeordnete Marianne Burkert-Eulitz bloß einen Streitpunkt an,
und das auch nur leicht: dass mit den Grünen die beitragsfreie Kita
zugunsten besserer Ausstattung später gekommen wäre.
Die Grüne lobt Scheeres vielmehr: „Die Senatorin hat sich
dankenswerterweise auf den verschiedenen Ebenen engagiert, vielen Dank!“
Und es klingt nicht so, als ob das ironisch gemeint wäre, obwohl man von
einer Senatorin grundsätzlich erwarten kann, dass sie sich engagiert.
Grütters kann sich auf den Trip nach Paris freuen – Müller hingegen dräut
der [1][zweitägige SPD-Landesparteitag]. Wobei er ja vor einer Woche auch
auf besonderer Reise war, in Rom zur Audienz beim Papst. Gegen die
Verwerfungen dieser Tage in Senat und Partei konnte aber auch Franziskus’
Aura nicht schützen.
31 May 2018
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[1] /Vor-dem-SPD-Parteitag/!5506894/
## AUTOREN
Stefan Alberti
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