# taz.de -- Hauptversammlung der Deutschen Bank: Aktivist*innen konfrontieren B… | |
> Organisationen werfen der Deutschen Bank vor, in Firmen zu investieren, | |
> die Menschenrechte missachten. Jetzt wollen sie ihre Geschichte erzählen. | |
Bild: Am 5. November 2015 kam es in einem Eisenerzbergwerk zu einem Dammbruch. … | |
Der 5. November 2015 hat Maria Silvas Leben nachhaltig verändert. Es ist | |
der Tag, an dem der Staudamm in der Nähe des brasilianischen Mariana bricht | |
und sich roter [1][giftiger Schlamm] über die Region Minas Gerais ergießt. | |
„Ich habe meinen Job verloren, musste meine Heimat und meine Familie | |
zurücklassen“, erzählt Maria, die damals dabei war. Die vor dem Damm | |
aufgestaute toxische Brühe aus der höhergelegenen Eisenerzmine | |
überschwemmte ihr Grundstück, das verwüstet wurde. Entschädigt wurde sie | |
bis heute nicht. | |
20.000 Kilometer von Mariana entfernt will Maria Silva die | |
Vertreter*innen des Finanzinstituts konfrontieren, die das Projekt | |
mitfinanziert haben – die Deutsche Bank. Laut einem Bericht der | |
Menschenrechtsorganisation Facing Finance hat das Frankfurter Geldinstitut | |
nämlich Milliarden Euro in das Unternehmen investiert, das den Dammbruch zu | |
verantworten hat. | |
Bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank am Donnerstag wird Maria ihre | |
Geschichte erzählen. Die Kritischen Aktionäre haben ihr dazu Redezeit | |
abgetreten. Samarco heißt das Joint Venture, das die Miene in Mariana | |
betreibt. Das Unglück hielt die Deutsche Bank laut Facing Finance | |
keineswegs davon ab, Samarco weiter Kredite zu gewähren – ganz ohne | |
Entschädigungsauflagen. | |
18 Menschen starben bei der Katastrophe. Der Fluss Rio Doce wurde auf einer | |
Länge von mehr als 600 Kilometern verseucht. Der Boden kann wegen der | |
Schwermetallbelastung nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden, und die | |
Bewohner*innen klagen über gesundheitliche Beschwerden „Es handelt sich um | |
eines der größten Sozial- und Umweltverbrechen in der Geschichte der | |
Menschheit“, sagt Joceli Andrioli der taz. Der Kleinbauer Andrioli arbeitet | |
für die brasilianische Organisation der vom Staudamm Betroffenen (MAB). | |
## Sozial- und umweltgerechte Kriterien | |
Gemeinsam wollen er und Maria am Donnerstag vor allem ein Bewusstsein bei | |
den Aktionär*innen und Anleger*innen der Bank, aber auch beim Vorstand | |
schaffen. Die Menschen sollen merken, „welche Unternehmen durch ihre | |
Rentenfonds letztlich finanziert werden“, so Joceli. | |
Außerdem hoffen die beiden auch auf die gezielte Unterstützung durch | |
Nichtregierungsorganisationen – bisher unterstützt sie lediglich das | |
katholische Hilfswerk Misereor. Im nächsten Schritt möchten die Aktivisten | |
sich aber auch an die Bundesregierung wenden: „Wir fordern die Regierung | |
auf, mit uns zusammen nach Mariana zu fahren, um mit den Betroffenen zu | |
sprechen“, so Joceli. „Außerdem möchten wir auch auf sozial- und | |
umweltgerechte Kriterien für Kreditvergaben drängen.“ | |
Nicht nur in Sachen Mariana muss sich der Deutsche-Bank-Vorstand Kritik | |
gefallen lassen. Mehrere Nichtregierungsorganisationen werfen der Bank | |
vor, sie vergebe auch in anderen Fällen Kredite an Unternehmen, die weder | |
auf Menschenrechte noch Umweltrichtlinien achten. | |
Kathrin Petz von der Organisation Urgewald fordert auch im Bereich der | |
Waffenexporte klarere Richtlinien: „Die Deutsche Bank finanziert Konzerne | |
wie BAE Systems, Rheinmetall oder MTU Aero Engines, obwohl diese | |
Rüstungsgüter an die Länder liefern, die einen brutalen Krieg im Jemen | |
führen.“ | |
Die Deutsche Bank wollte sich in der taz nicht zu den Vorwürfen äußern – | |
über Kundenbeziehungen dürfe sie nicht sprechen. Aber man könne sich sicher | |
sein, dass die Bank nach sozialen und nachhaltigen Kriterien entscheide, | |
welche Unternehmen sie finanziert. | |
24 May 2018 | |
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## AUTOREN | |
Miriam Schröder | |
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