# taz.de -- Hauptversammlung der Deutschen Bank: Gelächter und Buhrufe | |
> Die Aktionäre haben ihrem Ärger über den schlechten Zustand der Bank Luft | |
> gemacht. Aufsichtsratschef Achleitner erntete Kritik. | |
Bild: Bei der Deutschen Bank ging es zuletzt abwärts | |
Frankfurt am Main taz | Höhnisches Gelächter schallte durch den Saal, als | |
der Vorstandsvorsitzende, Christian Sewing, in seinem Rechenschaftsbericht | |
feststellte: „Ihre Deutsche Bank ist heute stärker und sicherer, als sie es | |
in den letzten beiden Jahrzehnten war!“ Eine erstaunliche Einschätzung | |
angesichts der seit Jahren roten Zahlen bei Deutschlands größtem | |
Kreditinstitut. Es war eine ungewohnt turbulente Hauptversammlung, zu der | |
die Deutsche Bank am Donnerstag in die Frankfurter Festhalle geladen hatte. | |
Demonstrationen vor dem Eingang, Buhrufe gegen den Vorstand und laute | |
Kritik von den Aktionärsvertretern prägten den Tag. | |
Ziel der Angriffe war vor allem Paul Achleitner. Gegen den | |
Aufsichtsratschef wurde sogar ein Abwahlantrag gestellt. Gleich ein halbes | |
Dutzend Rechtsanwälte gaben erhebliche Bedenken gegen Achleitners | |
Versammlungsleitung zu Protokoll. Sie stützten sich unter anderem auf einen | |
taz-Artikel vom 19. Mai, in dem über brisante [1][staatsanwaltliche | |
Ermittlungen] gegen Aufsichtsräte und Vorstände der Deutschen Bank | |
berichtet wurde. Die Vorwürfe des Rechtsanwalts Reiner Fuellmich gipfelten | |
in dem Satz, Achleitners Interesse gelte vor dem Hintergrund der | |
Ermittlungen nicht mehr der Bank, sondern nur noch seiner eigener Person. | |
Der Antrag scheiterte deutlich, weil die kritischen Antragsteller keinen | |
der Großaktionäre gewinnen konnten. | |
Zuvor hatten Achleitner und der vor zwei Monaten von ihm eingesetzte | |
Vorstandsvorsitzende Sewing in ihren Reden zwar die schwierige Lage der | |
Bank eingeräumt, zugleich aber eine bessere Zukunft in Aussicht gestellt. | |
Schon für 2021 kündigte Sewing eine Rendite aufs Eigenkapital von 10 | |
Prozent nach Steuern an. Dazu sollen drastische Sparmaßnahmen beitragen. | |
Von derzeit 97.000 Stellen weltweit sollen mehr als 7.000 gestrichen | |
werden, vor allem im US-Zinsgeschäft und im Aktiengeschäft. | |
„Wir konzentrieren uns auf die Branchen und Segmente, die für unsere | |
wichtigsten Kunden relevant sind oder in denen wir global eine starke | |
Position haben“, sagte Sewing. Die geplanten Stellenstreichungen waren | |
bereits Stunden zuvor bekannt geworden. Abermals sind also Interna aus den | |
Führungsgremien der Bank durchgesickert – ähnlich wie bei der turbulenten | |
Ablösung des früheren Vorstandschefs John Cryan vor zwei Monaten. | |
Auch in der Aussprache konzentrierte sich die Kritik auf den | |
Aufsichtsratsvorsitzenden. Klaus Nieding von der Schutzgemeinschaft für | |
Wertpapierbesitz beklagte den „grottenschlechten“ Aktienkurs. Während die | |
Aktionäre nur mit einer „symbolischen“ Dividende von 11 Euro-Cent | |
abgespeist würden, habe die Bank auch im abgelaufenen Jahr 2,2 Milliarden | |
Euro Boni ausgeschüttet, kritisierte Nieding. | |
Wie viele andere Redner begrüßte er allerdings den Kurs des neuen | |
Vorstandschefs Sewing, das riskante globale Investmentbanking zu | |
schrumpfen. Heftige Kritik kam auch von wichtigen Aktionären. Der | |
Vermögensverwalter der Sparkassen, Deka Investment, kündigte sogar an, | |
gegen die Entlastung des Aufsichtsrats zu stimmen. Ob der | |
Deutsche-Bank-Vorstand entlastet wurde oder nicht, stand bis | |
Redaktionsschluss noch nicht fest. | |
Für den Nachmittag hatte der Dachverband der kritischen Aktionäre die | |
Umweltaktivistin Marina Silva als Rednerin nominiert. Sie wirft der | |
Deutschen Bank menschen- und umweltfeindliche Investitionen in Brasilien | |
vor. Auch vor dem Eingang der Festhalle gab es Kritik an der | |
Geschäftspolitik der Bank. Aktivist*innen von Attac posierten mit | |
Spielzeugpistolen, um gegen die Beteiligung der Bank an Waffen- und | |
Rüstungsgeschäften zu protestieren. | |
Wahrlich kein angenehmer Tag für die Führungsspitze der Deutschen Bank. | |
24 May 2018 | |
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## AUTOREN | |
Christoph Schmidt-Lunau | |
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