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# taz.de -- Umfrage zu Risiken bei deutschen Banken: Geldgeil wie zu Lehman-Zei…
> 10 Jahre nach Beginn der Finanzkrise findet jeder zweite Banker, dass
> sich kaum etwas verändert hat. 86 Prozent wollen mehr Regulierung.
Bild: Bonuszahlungen führen zu höherer Risikobereitschaft – das sagen sogar…
Berlin taz | Fast auf den Tag genau zehn Jahre ist es her, dass der
damalige Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, bei einem Symposium der
Universität St. Gallen sagte: „Die Banken müssen ihre Risikokultur
überarbeiten“. Eine denkwürdige Aussage, denn Ackermanns Geldinstitut hatte
mit seinen hochspekulativen Geschäften einen entscheidenden Beitrag zur
Finanzkrise geleistet.
Der Rest ist Geschichte. Wenige Monate später, am 15. September 2008, ging
die US-Bank Lehman Brothers pleite, die Finanzkrise verbrannte Billionen
Euro an Vermögen, führte zu einer weltweiten Rezession und setzte sich in
der bis heute aktuellen Eurokrise fort.
Was hat sich seitdem getan in der „Risikokultur“ der Banken? Zumindest für
die deutschen Institute hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
PricewaterhouseCoopers (PwC) das nun ermittelt. Die am Montag
veröffentlichte Umfrage unter 100 deutschen Bankmanagern zieht eine
nüchterne Bilanz. Fast die Hälfte der Befragten gab an, ein Wandel sei für
sie kaum oder gar nicht zu erkennen.
Als Grund dafür geben die Finanzentscheider vor allem die Anreizsysteme der
Banken an. 51 Prozent der Interviewten sehen in den aktuellen Bonusmodellen
einen Treiber für die Inkaufnahme von erhöhte Risiken. Sogar 73 Prozent der
Befragten stimmen der These zu, dass „auf wirtschaftlichen Erfolg
ausgerichtete Zielvorgaben“ dazu führen können, dass Risikofaktoren
ignoriert werden.
## Politik regt sich über Boni auf
Die auf kurzfristige Rendite ausgelegten Bonusmodelle vieler Banken sind
seit Ausbruch der Finanzkrise stark umstritten. Die Deutsche Bank hatte
zuletzt trotz Verlusten ihre Boni im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht.
Allein 1,4 Milliarden Euro flossen an die Mitarbeiter der Investmentsparte.
„Millionen-Boni trotz Verlusten widersprechen jeglichem
Gerechtigkeitsempfinden“, sagte SPD-Vize so Thorsten Schäfer-Gümbel. Und:
„Einerseits Arbeitsplatzabbau, andererseits goldene Nasen in der
Führungsetage – das kann man niemandem erklären.“
Seit der Finanzkrise werden die Institute stärker kontrolliert. Die
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erstellt in
unregelmäßigen Abständen Mindestanforderungen an das Risikomanagement
(MaRisk). Dort werden zum Beispiel Prüfanforderungen an Liquiditätsrisiken
und Stresstests vorgegeben. In der jüngsten Ergänzung vom November
vergangenen Jahres wird nun erstmals der Begriff der Risikokultur genauer
ausgeführt:
„Die Risikokultur soll die Identifizierung und den bewussten Umgang mit
Risiken fördern und sicherstellen, dass Entscheidungsprozesse zu
Ergebnissen führen, die auch unter Risikogesichtspunkten ausgewogen sind“,
heißt es da. Kennzeichnend für eine angemessene Risikokultur sei vor allem
das klare Bekenntnis der Geschäftsleitung zu „risikoangemessenem“ Verhalten
und die strikte Beachtung des durch die Geschäftsleitung kommunizierten
Risikoappetits durch alle Mitarbeiter.
Genauere Vorgaben macht die Bafin allerdings nicht – und auch bei den
Instituten fehlt eine genaue Ausformulierung einer Risikokultur. Einen
formellen Wertekanon gibt es laut PwC-Studie nur etwa in jeder vierten
Bank. Und selbst dort sehen nur knapp mehr als die Hälfte der Befragten
eine hohe Übereinstimmung zwischen dem Kanon und der gelebten Praxis.
Wo es an internen Vorgaben fehlt, müssen externe her – so sieht das die
große Mehrheit der Bankmanager. 86 Prozent stimmen der Aussage zu, dass
„ein stärkerer Einfluss durch Regulierung und Aufsicht hilft, die
Risikokultur im Finanzsektor zu verbessern.“ 39 Prozent der Befragten sehen
regulatorische Anforderungen als Treiber für eine Auseinandersetzung mit
dem Thema.
Ein mögliches Fazit aus der Befragung: Erneuerung kommt durch Regulierung.
Insofern müsste man Josef Ackermann ergänzen. Banken müssen ihre
Risikokultur überarbeiten – und der Staat sie dabei freundlich, aber
bestimmt anschieben.
14 May 2018
## AUTOREN
Jörg Wimalasena
## TAGS
Banken
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