| # taz.de -- Katholikentag in Münster: Frieden gesucht, AfD präsentiert | |
| > Beim katholischen Laientreffen tritt mit Volker Münz ein Rechtspopulist | |
| > auf. Vom Podium herab macht er Flüchtlinge und Muslime nieder. | |
| Bild: AfD-Mann Münz stieß auf Widerstand beim Katholikentag | |
| Münster taz | Unter lautstarkem [1][Protest] ist in Münster erstmals ein | |
| Politiker der rechtspopulistischen AfD auf einem Katholikentag aufgetreten. | |
| Schon vor Beginn der mit der Gretchenfrage aus Goethes Faust, „Nun sag, wie | |
| hast Du's mit der Religion“, überschriebenen Diskussion zogen am Samstag | |
| mehr als 1.000 DemonstrantInnen vor die Halle Münsterland. „Kein Frieden, | |
| keine Bühne der AfD“ stand auf ihren Plakaten. | |
| Auf dem Lautsprecherwagen machte Carsten Peters, Sprecher des Münsteraner | |
| Bündnisses „Keinen Meter den Nazis“ und grüner Ratsherr, die Position der | |
| DemonstrantInnen klar: Die AfD sei „die Partei des Hasses, des Rassismus' | |
| und der sozialen Ausgrenzung“ – und [2][die Einladung] ihres | |
| kirchenpolitischen Sprechers Volker Münz durch die Katholikentagsleitung | |
| ein Beitrag zur „schleichenden Normalisierung der AfD und ihrer | |
| nationalistischen Inhalte“. | |
| In der Halle gingen die Proteste weiter: Beim ersten, als Videobotschaft | |
| eingespielten Statement von Münz versammelten sich etwa 20 Gegner der | |
| Rechtspopulisten vor der Bühne. Dessen Partei sei „faschistoid“, riefen sie | |
| – und verwandelten das Motto des Katholikentags, „Suche Frieden“, in den | |
| Slogan „Suche Frieden – aber nicht die AfD“. | |
| Was folgte, war eine in weiten Teilen unstrukturierte Diskussion. In seinem | |
| Bemühen, den von der Katholikenstagsleitung gewünschten Diskurs von | |
| VertreterInnen aller im Bundestag vertretenen Parteien in Gang zu halten, | |
| setzte der Moderator, der 30-Jährige Dresdner Theologe Thomas Arnold, auf | |
| möglichst offene Fragen. „Wo ist Ihr Glaube Ankerpunkt“ oder „Wie setzen | |
| Sie sich persönlich für den Frieden ein“, wollte er wissen – und erntete | |
| entsprechend wenig aussagekräftige Antworten. | |
| ## Protest von Christen erwartet | |
| So blieb den Politikerinnen Christine Buchholz (Linke), Kerstin Griese | |
| (SPD) und Bettina Jarasch (Grüne) die Klarstellung überlassen, dass der | |
| Auftritt von Münz beim größten katholischen Laientreffen eben nicht | |
| gewöhnlich war, sondern von nicht wenigen als Tabubruch betrachtet wurde – | |
| eine direkte Konfrontation von Münz mit einem Kirchenfürst oder hohen | |
| Vertreter des Zentralkomittees der Deutschen Katholiken (ZdK) hatte die | |
| Katholikentagsleitung von vornherein vermeiden wollen. | |
| Die Proteste gegen den flüchtlingsfeindlichen AfDler seien „wichtig“, | |
| betonte Buchholz schon in ihrem Eingangsstatement – sie erwarte von | |
| ChristInnen, sich gerade für die Rechte von „Minderheiten, Geflüchteten, | |
| Muslimen“ einzusetzen. „Die christliche Nächstenliebe ist mit vielem, was | |
| Herr Münz in seiner Partei vertritt, nicht vereinbar“, stellte auch die | |
| Sozialdemokratin Griese, die dem Rat der Evangelischen Kirche angehört, | |
| klar. Die Positionen von Münz und seiner AfD seien nicht mit dem | |
| „christlichen Menschenbild“ vereinbar, kritisierte auch die Grüne Jarasch, | |
| die Teil des ZdK ist. | |
| Münz dagegen konnte trotz aller Entschärfungsversuche durch Moderator | |
| Arnold die AfD-Linie präsentieren, die er schon vor dem Katholikentag | |
| gegenüber der taz skizziert hatte: Der Islam kenne den Begriff der | |
| Nächstenliebe nicht, sei deshalb keine aufgeklärte Religion. „Der Islam | |
| gehört nicht zu Deutschland“, tönte der 53-Jährige vom Katholikentagspodium | |
| herab. Die Bundesrepublik könne „nicht Millionen Flüchtlinge aufnehmen“ �… | |
| das sei „nur scheinbar christlich“. | |
| CDU, SPD, FDP, Grüne und Linke hätten kollektiv „Schuld auf sich geladen“, | |
| erklärte Münz, der die Pegida-nahe „Erfurter Resolution“ des Parteirechten | |
| Björn Höcke unterzeichnet hat. Deshalb seien sie verantwortlich für | |
| „Messerstechereien, Vergewaltigungen und Terroranschläge“. | |
| ## Auch Münz hatte seine Claqueure | |
| Zu weit ging das selbst dem Christdemokraten Christian Hirte. Als „böse“ | |
| verurteile Münz pauschal alle Muslime. „Das geht nicht“, sagte der | |
| Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. „Wer die Scharia über das | |
| Gesetz stellt, der ist hier in unserem Land falsch“, erklärte der | |
| Thüringer, der wie viele ostdeutsche Christdemokraten offenbar in Richtung | |
| AfD anschlussfähig werden will, aber auch. | |
| Nur angerissen wurden in der Diskussion dagegen die Kopftuchdebatte, | |
| religionsverfassungsrechtliche Themen etwa um das Kirchensteuerprivileg und | |
| den Religionsunterricht an Schulen – ebenso wie die vom bayerischen | |
| CSU-Ministerpräsidenten Markus Söder im Landtagswahlkampf angeschobene | |
| Kreuz-Debatte. Söder will das christliche Symbol in jedem öffentlichen | |
| Gebäude sehen. „Irgendjemand muss Söder mal sagen, dass Jesus ein Jude aus | |
| dem Orient war“, meinte die Sozialdemokratin Griese unter Jubel und Applaus | |
| aus dem Publikum dazu. Allerdings: Auch Münz hatte seine Claqueure im mit | |
| 800 Menschen voll besetzten Saal – bei der Bundestagswahl im vergangenen | |
| September, bei der die AfD 12,6 Prozent der Stimmen erhielt, haben immerhin | |
| 9 Prozent der KatholikInnen AfD gewählt. | |
| 13 May 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Wyputta | |
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