# taz.de -- Kommentar AfD auf dem Katholikentag: Verdruckster dritter Weg | |
> Die Katholische Kirche geißelt zwar Nationalismus und Antisemitismus, | |
> nennt die AfD aber nicht beim Namen. Und eingeladen bleibt sie auch. | |
Bild: Protestplakat auf dem Katholikentag am Mittwoch in Münster | |
Ja, es gibt Gründe, die dafür sprechen, mit dem Bundestagsabgeordneten | |
Volker Münz auch den „kirchenpolitischen“ Sprecher der AfD zum | |
Katholikentag nach Münster einzuladen. Ja, die AfD ist bei der | |
Bundestagswahl von mehr als fünf Millionen Menschen gewählt worden und | |
stellt mit 12,6 Prozent die größte Oppositionsfraktion. Und ja, neueste | |
Umfragen vom Mai sehen die Rechtspopulisten sogar bei 15 Prozent. | |
Wer sich aber die kalkulierten Ausfälle, Grenzüberschreitungen und | |
Beleidigungen von Seiten der Rechtspopulisten noch einmal vor Augen führt, | |
dem kann eigentlich nur schlecht werden. | |
Die Forderungen nach Schusswaffengebrauch gegen Geflüchtete durch | |
Bundestagsfraktionsvize Beatrix von Storch, der Antisemitismus des | |
baden-württembergischen Landtagsabgeordneten Wolfgang Gedeon, die | |
türkenfeindlichen „Kümmelhändler“-Sprüche des AfD-Landeschefs in | |
Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, die „Halbneger“-Beschimpfungen des | |
Becker-Sohns Noah durch den sächsischen Bundestagsabgeordneten Jens Maier: | |
All das hat Methode. Denn alle Genannten sind wie selbstverständlich weiter | |
Mitglied der AfD, ebenso der Anführer des nationalistischen Parteiflügels, | |
Björn Höcke, für den das Berliner Holocaust-Denkmal in erster Linie ein | |
„Mahnmal der Schande“ darstellt. | |
Wer ihre Provokationen so ernst nimmt, wie sie gemeint sind, hat also gute | |
Gründe zu sagen: Danke, es reicht, weitere Diskussionen sind unnötig. | |
Die Katholikentagsleitung aber hat sich für einen merkwürdig verdrucksten | |
dritten Weg entschieden. Einerseits geißelt sich Nationalismus; | |
Fremdenfeindlichkeit, Hetze, nennt die AfD dabei aber nicht beim Namen. | |
Andererseits beharrt sie auf ihrer Einladung, doch reden will mit dem | |
Rechtspopulisten Münz weder ein Kirchenfürst noch ein hochrangiger | |
katholischer Laie. | |
In Schach gehalten werden soll der bitteschön von PolitikerInnen der | |
anderen im Parlament vertretenen Parteien – dabei hätte der Auftritt des | |
Abgeordneten jede Möglichkeit geboten, deutlich zu machen, was | |
Katholizismus und AfD jenseits des traditionellen Familienbilds und der | |
Ablehnung von Schwangerschaftsabbrüchen verbindet: bestenfalls nichts. | |
10 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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