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# taz.de -- Vor US-Entscheidung über den Iran-Deal: Israel unter Anspannung
> Der Iran-Deal, die bevorstehende Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem
> und weitere Gaza-Proteste: Israel stellt sich auf unruhige Zeiten ein.
Bild: Im Zentrum: Regierungschef Benjamin Netanjahu
Jerusalem taz | Im Vorfeld der Entscheidung von US-Präsident Donald Trump
zum Iranabkommen am Dienstag steigt die Anspannung in Israel. Schon seit
Anfang April gilt für den Sicherheitsapparat erhöhte Alarmbereitschaft in
Erwartung auf einen Vergeltungsschlag für den vermutlich von Israel
verübten Angriff auf den Luftwaffenstützpunkt T4 in Syrien, bei dem sieben
iranische Revolutionsgarden zu Tode gekommen waren.
Dass der Vergeltungsschlag bis heute ausblieb, sei kein Grund zum Aufatmen,
glaubt Generalstabschef Gadi Eisenkot. Iran werde reagieren, wenn man in
Teheran den Zeitpunkt dafür für gekommen hält.
Grund für die Verzögerung könnte die Entscheidung von US-Präsident Donald
Trump zum iranischen Atomabkommen sein. Offenbar wollen die Iraner
vermeiden, Trump unnötig zu provozieren.
Mit der iranischen Front in Syrien nicht genug, drohen Israel neue
Eskalationen mit den Palästinensern. Trump kündigte für die kommende Woche
die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem an und stieß damit auf großen
Unmut in der arabischen Welt, allen voran bei den Palästinensern.
## Weitere Proteste im Gaza-Streifen mit Gewaltpotenzial
Potential für schlimme Gewalt birgt zudem der „Große Marsch der Rückkehr�…
der am 15. Mai, dem Nakba-Tag, an dem die Palästinenser den Beginn ihrer
Flüchtlingskatastrophe erinnern, seinen Höhepunkt erreichen soll. Gut 40
Menschen waren bei den bisherigen Protesten im Grenzberech zum Gazastreifen
von israelischen Scharfschützen erschossen worden. Israels
Sicherheitsapparat könnte von Auseinandersetzungen an mehreren Fronten
herausgefordert werden.
Gewarnt sind akut vor allem die Ortschaften im Norden Israels. Denkbar ist,
dass in Syrien stationierte Revolutionsgarden mit Raketenbeschuss reagieren
werden oder eine mit Sprengstoff bestückte Drohne auf den Weg nach Israel
schicken. Verteidigungsminister Avigdor Lieberman, Chef der
national-konservativen Partei Israel Beteinu (Israel ist unser Heim)
mokierte sich über die „Hysterie in den Zeitungsschlagzeilen“, räumte ind…
gleichzeitig ein, dass es „keinen Grund für Euphorie“ gäbe. „Die Lage i…
nicht leicht.“ Israel habe „kein Interesse an einer Eskalation“. Die
Verteidigungsarmee, die diese Woche ihr 70. Bestehen feiert, sei „auf jede
Entwicklung vorbereitet“.
Eine deutliche Warnung schickte Israels Minister für Energie und
Infrastruktur Juval Steinitz (Likud) an den syrischen Präsidenten Baschar
al-Assad. Wer sein Land für Militärbasen eines Feindes von Israel hergebe,
dürfe sich selbst nicht mehr sicher fühlen. Israels Regierung hält strikt
daran fest, eine dauerhafte Stationierung iranischer Truppen in Syrien „mit
allen Mitteln“ zu unterbinden, wie Lieberman ankündigte.
Umgekehrt setzen die Revolutionsgarden auf eigene Luftwaffenstützpunkte in
Syrien. In inoffiziellen Gesprächen gab Netanjahu „mehrere Dutzend
Angriffe“ zu, die die Luftwaffe zumeist auf Waffenlieferungen flog. Die
Führung in Teheran finanziert die radikale Hisbollah im Libanon und
versorgt sie regelmäßig mit moderner Rüstung.
## Hisbollah im Aufwind
Die Hisbollah ist im Aufwind. Bei [1][den libanesischen Wahlen] am
Wochenende ging die schiitische „Partei Gottes“ zusammen mit ihren
Verbündeten von der Amal-Bewegung und den christlichen Freien Patrioten als
Sieger hervor und hat nun erneut den Kopf frei für eventuelle Angriffe
gegen den zionistischen Feind.
Iran muss den israelischen Angriff auf die T4-Militärbasis nicht
eigenhändig vergelten, sondern könnte, wie nicht selten in der
Vergangenheit, ihre Handlanger der Hisbollah an die Front schicken – sei es
vom Libanon aus oder, was wahrscheinlicher ist, von Syrien aus.
Noch diese Woche will Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nach Moskau
reisen, um sich mit Präsident Wladimir Putin über Syrien zu beraten.
Russland könnte auf die Führung in Teheran einwirken und eine militärische
Konfrontation möglicherweise verhindern.
Netanjahu hat eine anstrengende Zeit vor sich. Mit Blick auf das Ende des
von Trump gestellten Ultimatums enthüllte der israelische Ministerpräsident
letzte Woche geheime Akten aus dem iranischen Atomarchiv. Selbst wenn Trump
den Ausstieg aus dem Abkommen ankündigt, ist für Israel das Problem noch
lange nicht gelöst.
## Israel arbeitet auf mehreren Gleisen gegen den Iran
In Israel gilt die Führung in Teheran als ärgster und gefährlichster Feind.
Ein Atomkrieg wäre zwar „worst cast“, die schlimmste Entwicklung, ist aber
längst nicht Israels einzige Sorge. Jerusalem geht es um eine drohende
Machtverschiebung im Nahen Osten und den wachsenden Einfluss des Iran, der
schon jetzt muslimische Terrororganisationen lenkt und fördert.
Die palästinensische Hamas im Gazastreifen ist über Jahre von der Regierung
in Teheran finanziert worden, und die Hisbollah – einst mit Hilfe der
Iraner gegründet – verfügt heute über ein Arsenal von mehr als 100.000
überwiegend aus Teheran gelieferten Raketen.
Israel arbeitet auf mehreren Gleisen parallel gegen den Atomstaat Iran,
während man sich selbst gern bedeckt hält über die eigenen nuklearen
Angriffsmöglichkeiten. Eine Serie mysteriöser Todesfälle unter iranischen
Atomforschern ist seinerzeit dem Mossad zugeschrieben worden, und der
Cyber-Angriff mit dem Stuxnet-Virus geht vermutlich auch auf das Konto der
israelischen Agenten. Rund eintausend Uranzentrifugen sind damals
irreparabel beschädigt worden.
Der Bund amerikanischer Wissenschaftler (Federation of American Scientists)
vermutete schon vor zehn Jahren, dass Israel „zwischen 100 und 250
Atomsprengköpfe für Mittelstreckenraketen“ zur Verfügung stünden. In einem
CNN-Interview verweigerte Netanjahu erneut entschieden jeden Kommentar zu
Israels Nuklearwaffen. Nur eins sei klar: „Israel droht keinem Land mit der
Zerstörung.“
8 May 2018
## LINKS
[1] /Nach-Parlamentswahl-im-Libanon/!5500815
## AUTOREN
Susanne Knaul
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