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# taz.de -- Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem: Die Vision ist „Trump T…
> Die USA eröffnen am Montag ihre Botschaft. Viele Palästinenser rufen zum
> Protest auf. Netanjahu lockt derweil weitere Staaten nach Jerusalem.
Bild: Donald Trump kommt nicht zur Eröffnung der Botschaft
Jerusalem taz | Am Ende wird die Einweihung der US-Botschaft in Jerusalem
ohne Präsident Donald Trump stattfinden. Als höchster Vertreter aus dem
Weißen Haus wird der stellvertretende Außenminister John Sullivan erwartet,
wenn das bisherige Konsulatsgebäude im Jerusalemer Viertel Arnona an diesem
Montag offiziell zu „einem Teil der Botschaft“ wird, wie von US-Diplomaten
in Tel Aviv verlautete.
Der Stab wird vorläufig nicht komplett in die „ewig ungeteilte jüdische
Hauptstadt“, wie Israels Regierungschef es gern betont, umziehen, sondern
nur „ein kleines Personalaufkommen“. Botschafter David Friedman bekommt ein
Büro in Jerusalem, wird aber den Hauptteil seiner Arbeit weiter von Tel
Aviv aus erledigen.
Bei den Palästinensern sorgt der politische Akt für großen Unmut. Jihia
al-Sinwar, Chef des Hamas-Politbüros, sprach in Gaza von der „emotionalen
Bindung“ seines Volkes zu Jerusalem, „dem Herzen seines Volkes“. Am
Dienstag ist der Jahrestag der Nakba, an dem die Palästinenser den Beginn
des Flüchtlingsproblems erinnern. Im Grenzgebiet zum Gazastreifen sind
Massenproteste geplant.
Der eher formale Akt der Botschaftseröffnung birgt enormes Sprengpotenzial.
70 Jahre nach der Gründung Israels ist der Status Jerusalems international
noch zu klären. Bei bisherigen Friedensverhandlungen zwischen Israel und
Palästinensern gehörte Jerusalem zu den zentralen Knackpunkten. Beide
beanspruchen Jerusalem als ihre Hauptstadt. Bereits im Dezember, als Trump
im Alleingang Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels anerkannte, setzte
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas die Kontakte zum Weißen Haus aus. Trump
habe sich als „befangen“ entlarvt. Und US-Botschafter David Friedman sei
„ein Siedler“ und ein „Hundesohn“. Friedman ist entschiedener Unterstü…
der israelischen Siedlungspolitik und Gegner eines palästinensischen
Staates.
Unter dem Motto „Jerusalem ist eine arabische islamische und christliche
Stadt“ kündigten mehrere palästinensische und arabisch-israelische
Organisationen Proteste in Israel und im Westjordanland an. Mohammed
Barake, ehemals Knessetabgeordneter der antizionistischen Partei Chadasch,
will vor dem Botschaftshaus in Arnona demonstrieren, wo ein polizeiliches
Sonderaufgebot postiert ist. Zeitgleich planen die Palästinenser
Kundgebungen in Ramallah, Bethlehem und Hebron. „Wir protestieren gegen die
amerikanische Aggression“, erklärte Barake.
## Lage im sogenannten Niemandsland
Die Demonstrationen sollen außerdem der Solidarität mit dem „Großen Marsch
der Rückkehr“ im Gazastreifen gelten. Seit Ende März sind dort bei
wöchentlichen Demonstrationen im Vorfeld des Nakba-Tages am 15. Mai bereits
47 Palästinenser von Scharfschützen erschossen worden. 8.000 Demonstranten
trugen Verletzungen davon.
Umstritten ist sogar das Gelände, auf dem sich die Jerusalemer Botschaft
befindet, denn es gehört weder zu West- noch zu Ostjerusalem, sondern liegt
im sogenannten Niemandsland, einer Zone, die bis zum Sechstagekrieg 1967
als demilitarisierter Puffer zwischen Israel und dem damals von Jordanien
kontrollierten Ostjerusalem diente.
Trumps Alleingang findet schon Nachahmer. Noch Ende dieser Woche soll die
feierliche Eröffnung der neuen Botschaft Guatemalas in Jerusalem
stattfinden, zu der Präsident Jimmy Morales eigens nach Israel kommen will.
Regierungschef Netanjahu zeigte sich großzügig und will den Schaden
übernehmen, den der spontane Umzug Guatemalas an Miete im bisherigen
Botschaftsgebäude bei Tel Aviv kostet. Dabei geht es um rund eine Viertel
Million Euro. Auch Paraguay signalisierte Umzugspläne. Netanjahu hofft,
weitere Staaten zur Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt zu
bewegen.
In der EU führte eine Resolution, mit der sich die Mitgliedsstaaten
verpflichten würden, ihre Botschaften nicht aus Tel Aviv zu verlegen, zu
einer Krise. Ungarn, Rumänien und Tschechien stellten sich gegen die
Resolution, scheinen aber doch noch unentschlossen zu sein. Israels
Bauminister Joav Galant visioniert bereits ein komplettes
Botschaftsviertel. Einen passenden Namen hätte er auch schon: „Trump Town“.
13 May 2018
## AUTOREN
Susanne Knaul
## TAGS
Jerusalem
Benjamin Netanjahu
Donald Trump
US-Botschaft
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