# taz.de -- Nach US-Absage an das Atomabkommen: Iran will vorerst am Deal festh… | |
> US-Präsident Donald Trump kündigt den Atomdeal mit dem Iran auf. Die | |
> europäischen Außenminister suchen nun das Gespräch mit Teheran. | |
Bild: Sollte es zu keiner Einigung kommen, will Irans Präsident Ruhani wieder … | |
Paris/Berlin/Washington/Teheran afp/rtr/dpa/ap | Nach der Entscheidung von | |
US-Präsident Donald Trump zum Ausstieg aus dem Atomabkommen wollen sich die | |
Außenminister der sogenannten EU-3-Staaten Deutschland, Frankreich und | |
Großbritannien am Montag mit Vertretern des Iran treffen. Bei den | |
Gesprächen solle es um die Zukunft des Abkommens gehen, sagte Frankreichs | |
Außenminister Jean-Yves Le Drian am Mittwoch dem Radiosender RTL. „Diese | |
Vereinbarung ist nicht tot“, sagte Le Drian. „Es gibt einen amerikanischen | |
Rückzug aus dem Deal, aber der Deal ist immer noch da.“ Es gehe darum, über | |
die „Gesamtsituation“ zu beraten, sagte Le Drian weiter. | |
Deutschlands Außenminister Heiko Maas gibt nach dem Ausstieg der USA die | |
Hoffnung auf ein Fortbestehen des Atomabkommens mit dem Iran nicht auf. Die | |
Bundesregierung werde versuchen, das „wichtige Abkommen“ am Leben zu | |
halten, sagte der SPD-Politiker am Dienstagabend den ARD-„Tagesthemen“. Der | |
Iran habe ein Interesse an wirtschaftlichen Kontakten in die Welt, Europa | |
müsse mit einer Stimme sprechen. | |
Man werde sich mit den von Trump angekündigten Sanktionen „intensiv | |
auseinandersetzen“ und Gespräche mit den Verantwortlichen im Iran führen, | |
kündigte Maas an. Er betonte die Bedeutung des Abkommens von 2015: „Wenn es | |
dieses Abkommen insgesamt nicht mehr gäbe, dann hätten wir nichts.“ Er | |
wisse nicht, was die USA an die Stelle der Vereinbarung setzen wollten. | |
Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini erklärte, die EU sei | |
„entschlossen“, das Atomabkommen aufrecht zu erhalten. | |
Trump hatte am Dienstag [1][den Austritt seines Landes aus dem Atomabkommen | |
mit dem Iran] erklärt. Er begründete seine Entscheidung unter anderem | |
damit, dass Teheran trotz der Vereinbarung von 2015 sein Streben nach | |
Atomwaffen fortgesetzt habe. Zugleich leitete Trump die Wiedereinsetzung | |
von Sanktionen ein. International stieß seine Entscheidung auf Kritik, nur | |
Irans regionale Rivalen Israel und Saudi-Arabien begrüßten den Schritt. | |
## Obama sieht „Amerikas Glaubwürdigkeit“ zerstört | |
Berlin, London und Paris hatten zuvor bei Trump vergeblich für den Verbleib | |
der USA in dem Vertrag mit dem Iran geworben. Sie kündigten an, sich nach | |
dem Ausstieg der USA weiter für den Erhalt der Vereinbarung einsetzen. | |
Das im Juli 2015 in Wien zwischen dem Iran und den fünf UN-Vetomächten | |
sowie Deutschland geschlossene Abkommen soll verhindern, dass Teheran die | |
Fähigkeiten zur Entwicklung von Atomwaffen erlangt. Gemäß dem Abkommen hat | |
Teheran die Urananreicherung deutlich reduziert und verschärfte Kontrollen | |
der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zugelassen. Im Gegenzug | |
wurden die im Atomstreit verhängten Finanz- und Handelssanktionen | |
aufgehoben. | |
Nach dem verkündeten Ausstieg stellte US-Vizepräsident Mike Pence sogleich | |
einen neuen Pakt in Aussicht. Die USA und ihre Verbündeten könnten ihn | |
durch die Kombination „harter amerikanischer Diplomatie mit starkem | |
wirtschaftlichen Druck“ erreichen. Eine neue Vereinbarung müsse die | |
„bösartigen Aktivitäten“ des Irans begrenzen und verhindern, dass das Land | |
„jemals“ eine Atommacht werde, sagte Pence. | |
Auch in den USA erntete Trumps Entscheidung Kritik. Der demokratische | |
Minderheitsführer im Senat, Charles Schumer, beklagte, es scheine nicht so, | |
als habe das Weiße Haus einen weiteren Plan. Seine Kollegin Nancy Pelosi, | |
demokratische Minderheitsführerin im Repräsentantenhaus, kritisierte Trumps | |
Entscheidung als vorschnell – sie isoliere die Vereinigten Staaten, nicht | |
aber den Iran. | |
Ähnlich hatte sich zuvor schon Ex-Präsident Barack Obama geäußert, unter | |
dem das Abkommen ausgehandelt worden war. „Die ständige Missachtung von | |
Abkommen“ könnte „Amerikas Glaubwürdigkeit“ zerstören, sagte Obama. Oh… | |
den Vertrag stünden die USA womöglich letztendlich vor der negativen „Wahl | |
zwischen einem mit Atomwaffen ausgestatteten Iran oder einem weiteren Krieg | |
im Nahen Osten“. | |
## Teheran will vorerst an dem Deal festhalten | |
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „tief besorgt“, weil das | |
Abkommen „zu regionalem und internationalem Frieden und Sicherheit | |
beigetragen“ habe. Ganz anders sah das schließlich Israels | |
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Trump habe einen „historischen | |
Schritt“ vollzogen. Das Abkommen unverändert zu lassen, wäre dagegen „ein | |
Rezept für eine Katastrophe, eine Katastrophe für unsere Region, eine | |
Katastrophe für den Frieden der Welt“ gewesen. | |
Der Iran will nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen vorerst an dem | |
Deal festhalten, macht die endgültige Entscheidung darüber jedoch von den | |
anderen Vertragspartnern abhängig. Außenminister Mohamed Dschawad Sarif | |
schrieb am Mittwoch auf seiner Twitter-Seite, er werde demnächst auf | |
Anweisung von Präsident Hassan Ruhani eine Pendeldiplomatie starten. Danach | |
werde der Iran sich dann endgültig entscheiden, ob er weiterhin im Abkommen | |
bleiben werde. | |
Bei den Verhandlungen mit dem EU-Trio Deutschland, Frankreich und | |
Großbritannien sowie China und Russland gehe es in erster Linie um die | |
vertragsgerechte Umsetzung des Deals. Es müsse versichert werden, dass der | |
Iran voll und ganz von den wirtschaftlichen Vorteilen des Abkommens | |
profitieren könne, teilte Sarif mit. Wie lange diese Verhandlungen dauern | |
werden, sagte er nicht. | |
Ruhani hatte bereits am Dienstagabend angekündigt, dass der Iran zunächst | |
die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump mit den anderen | |
Verhandlungspartnern diskutieren wolle. Aus dem Sextett sei ein Quintett | |
geworden. Nun müsse man „in den nächsten Wochen“ sehen, wie es ohne die U… | |
mit dem Deal weitergehen könne. | |
„Wir wollen die Umsetzung des Abkommens … nur auf Papier reicht uns nicht�… | |
sagte Ruhani. Falls auch die Verhandlungen mit dem restlichen Quintett | |
scheitern sollten, werde der Iran sein Atomprogramm und die | |
Urananreicherung wieder unbegrenzt aufnehmen, warnte Ruhani. Dies sei mit | |
der iranischen Atomorganisation auch bereits koordiniert worden. | |
9 May 2018 | |
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