# taz.de -- Bärgida und „Wir für Deutschland“: Ja, sie marschieren immer … | |
> Bärgida marschierte am Montag zum 173. Mal durch Berlin. Diesmal traf man | |
> auf eine zweite rechte Kleingruppe. | |
Bild: 50 Rechte vor Beginn ihrer Demo | |
BERLIN taz | Ja, es gibt sie immer noch. Bärgida, der Berliner Ableger von | |
Pegida, diesen selbst ernannten patriotischen Europäern gegen die | |
Islamisierung des Abendlandes, marschierte am Montag zum 173. Mal durch | |
Berlin. 173 Mal, das sind fast dreieinhalb Jahre. | |
„Leute, es kann losgehen“, sagt der Anmelder der Bärgidisten-Demo um 18:45 | |
Uhr am Berliner Hauptbahnhof. Der Mann in Latschen und grauem Tanktop freut | |
sich: „Ich glaub wir sind so 30 Leute, oder? Toll!“ Auch toll: Gleich werde | |
man am Berliner Zoo auf die rechtspopulistische Bewegung „Wir für | |
Deutschland“ treffen. Deswegen: Schnell rein in den Bahnhof, rauf aufs | |
Gleis, rein in die S-Bahn. Begleitet von der Polizei. | |
Anders die Kollegen. Eine Gruppe der insgesamt 20 Teilnehmer:innen von „Wir | |
sind Deutschland“ kommt auf Leihrädern angefahren. Marke Mobike, | |
chinesischer Hersteller. | |
Der Rest der Versammlung ist weniger international. Wer hier unter der | |
Brücke am Hardenbergplatz steht, ist meist weiß, über 40 und mit irgendwas | |
mit Deutschland behangen. Zu sehen sind USA-, Deutsches Kaiserreich oder | |
Stauffenberg-Flaggen. Oder Plakate, wenn man sie denn so nennen kann. Auf | |
ihnen stehen altbekannte Sprüche: „Andersdenkende sind keine Nazis“ und | |
„Der Islam gehört nicht zu Deutschland“. Die Redebeiträge haben ähnlichen | |
Inhalt, skandiert wird: „Merkel muss weg“, „Kein Dschihad in unsrer Stadt… | |
und „Antifa, rote SA“. | |
## „Es heißt ‚Il Duce‘“ | |
Dabei ist von der Antifa gar nichts zu sehen. Bärgida und „Wir für | |
Deutschland“ können, begleitet von der Polizei, recht gemütlich durch | |
Charlottenburg laufen. Immerhin ein paar Anwohner:innen zeigen sich weniger | |
erfreut. Menschen auf Balkonen schütteln den Kopf, zeigen Mittelfinger, | |
rufen: „Haut ab, Haut ab“. Bärgida ist's egal, man versucht sich mit den | |
europäischen Nachbarn zu solidarisieren: Als der Bärgidisten-Zug ein | |
italienisches Restaurant auf Höhe der Augsburger Straße erreicht, schreit | |
ein Demonstrant: „Viva la Duce“. Aus dem italienischen Restaurant ruft es | |
sofort zurück: „Es heißt ‚Il Duce‘“ | |
Der politische Gegenwind oder „linke Pöbel“, wie Bärgida ihn nennt, wartet | |
indes am Viktoria-Luise-Platz, dem Ende der Demonstration. Das Bündnis | |
„Berlin gegen Nazis“ hatte zur Gegendemonstration mobilisiert. Wie immer. | |
Mit der Ausdauer sind die Rechten nicht allein. Und so beginnt das Konzert: | |
Während Bärgida mit schlechtem Mikrofon gegen den Marxismus, den Islam, die | |
politische Elite wettert, ruft es aus dem politischen Gegenlager: „Haut ab, | |
Haut ab“, „Nationalismus raus aus den Köpfen“ und „Refugees are welcome | |
here“. Zwischendrin ein Liedchen nach der Melodie des Ententanzes: | |
„Schalalala, meck, meck, meck“. Eine alte Frau mit weißen Haaren und | |
Trillerpfeife hat es angestimmt. | |
Von den Bärgidisten gibt es zum Abschluss das Deutschlandlied zu hören. Und | |
zwar mit allen Strophen, die einem so einfallen. Die Gegendemo antwortet | |
mit K.I.Z: „Denkt ihr die Flüchtlinge sind in Partyboote gestiegen / Mit | |
dem großen Traum im Park mit Drogen zu dealen?!“. Die Linken wollen | |
außerdem einen Hitlergruß gesehen haben. „Das ist eine Straftat, liebe | |
Berliner Polizei“, weisen sie diese darauf hin. | |
Um 20:53 steigen die Bärgidisten in den U-Bahn Schacht. Als sie weg sind, | |
sagt ein Demonstrant ins Mikrofon: „Danke an alle, die heute gekommen sind. | |
Wir freuen uns, wenn ihr auch nächste Woche dabei seid. Wie immer, um 18:30 | |
Uhr.“ | |
8 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Katharina Meyer zu Eppendorf | |
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