| # taz.de -- Kommentar Miete und Wohneigentum: Die deutsche Schockstrategie | |
| > Nachdem die Immobilienlobby die Mieten nach oben getrieben hat, fordert | |
| > sie nun Subventionen, damit sie auch Ärmeren Wohnungen verkaufen kann. | |
| Bild: Warum nicht nach Cottbus? Hier gibt es noch Wohnungen für alle, denen Be… | |
| Naomi Klein hat für ihr Buch „Die Schock-Strategie“ viel Kritik einstecken | |
| müssen. Die Kanadierin vertritt darin die These, dass der neoliberale | |
| Kapitalismus Krisen geradezu herbeiführt, um weitere wirtschaftsliberale | |
| Reformen als Ausweg verkaufen und durchsetzen zu können. Sicher muss man | |
| darüber streiten, ob ihr Buch zu verschwörungstheoretisch angelegt ist, ob | |
| sie also Absicht hinter Krisen vermutet, die durch Unvermögen entstanden | |
| sind. | |
| Die [1][Pressekonferenz mehrerer Lobbyverbände] am Mittwoch bewies aber, | |
| wie auch die deutsche Wohnungskrise von der Bauwirtschaft dazu genutzt | |
| wird, weitere Reformen in ihrem Sinne zu fordern – und plausibel erscheinen | |
| zu lassen. Seit Langem klagt die Immobilienlobby darüber, dass die | |
| Eigentumsquote im Mieterland Deutschland zu niedrig sei. Denn die | |
| Errichtung von Eigentumswohnungen bietet im Vergleich zu Mietwohnungen für | |
| Immobilienfirmen zwei Vorteile: Erstens ist die Rendite schneller drin, | |
| zweitens wird das Risiko auf den Käufer verlagert. | |
| Für viele Mieter sind Mietwohnungen attraktiver als Eigentum, solange die | |
| Miete in einem vernünftigen Verhältnis zum eigenen Einkommen steht. Erst | |
| die Kombination aus Rentenkürzungen, Niedriglöhnen und hohen | |
| Mietsteigerungen in den letzten 15 Jahren lassen viele Mieter jetzt über | |
| den Erwerb von Eigentum vor allem als Sicherheit für das Alter nachdenken. | |
| Das Problem: Aufgrund ebenjener niedrigen Löhne und Renten reicht das Geld | |
| auch für das Kaufen nicht. | |
| Deshalb fordert nun ein Teil der Immobilienlobby mehr staatliche | |
| Subventionen für Wohnungskauf durch Niedrigverdiener. Weil selbst dann das | |
| Geld nur für eine Wohnung in Städten wie Gelsenkirchen reichte, würde die | |
| Wohnungswirtschaft damit auch gleich ihr Leerstandsproblem in solchen | |
| Regionen lösen. Dabei kann sie auf die Zeit spielen: Je länger die Union | |
| vernünftige Lösungen in der Wohnungsfrage blockiert, desto attraktiver wird | |
| es, der Immobilienlobby noch mehr Geld hinterherzuwerfen. | |
| 19 Apr 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Martin Reeh | |
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