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# taz.de -- „Public Value“-Kampagne der ARD: Öffentlich-rechtliche Eigenre…
> Die Kritik an den Rundfunkbeiträgen wird auch in Deutschland lauter. In
> diesen Zeiten will die ARD nun für sich selbst werben.
Bild: BR-Intendant Ulrich Wilhelm will den Zuschauer*innen die ARD schmackhaft …
Deutschlandradio hat es bereits getan. „Unabhängig. Unverzichtbar. Für 50
Cent Ihres Rundfunkbeitrags“ – mit diesem Spruch wirbt es für seine drei
Deutschlandfunk-Wellen. Dazu werden StammhörerInnen zu Testimonials, also
Werbefiguren. Für einen Schriftsteller sind die Programme „meine täglichen
Anreger und Aufreger“, für eine Studentin „mein Hörsaal für unterwegs“…
für einen Taxifahrer „mein Navi durch das Informationschaos“.
Mit diesen Motiven trommelt das Deutschlandradio für seine Programme,
letztlich aber vor allem auch dafür, dass BeitragszahlerInnen und
PolitikerInnen dieses System weiter unterstützen. Die Länder arbeiten
immerhin an einem Update von Auftrag und Struktur des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks. [1][Anders als in der Schweiz] geht es
für ARD, ZDF und Deutschlandradio zwar nicht ums Ganze, wohl aber um
wegweisende Entscheidungen.
In diesen medienpolitisch heißen Zeiten will nun auch die ARD Stimmung für
ihre Angebote machen. An diesem Montag und Dienstag treffen sich die neun
IntendantInnen in Bremen. Sie wollen auch über Details einer entsprechenden
Kampagne reden. „Ziel ist, den Wert der ARD und ihren Beitrag für den
gesellschaftlichen Zusammenhalt besser zu erklären“, heißt es im Vorfeld
aus der Pressestelle des Vorsitzenden, des BR-Intendanten Ulrich Wilhelm.
Dabei solle auch „der persönliche Nutzen der Programme für den
Beitragszahler betont werden“.
Medienpolitisch ist vom „Public Value“ die Rede. Die ARD wird auf ihr
Flaggschiff „Tagesschau“ hinweisen, aber auch auf ihre regionalen
Info-Wellen und TV-Magazine. Letztlich wird die ARD dabei für sich
bestimmen, was aus ihrer Sicht „Public Value“ ist. Manch einer wird das
wenigstens teilweise anders beurteilen, nicht zuletzt ManagerInnen privater
Sender.
## Kritik an „Public Value“
„Eigentlich müsste selbstverständlich sein, dass Öffentlich-Rechtliche sich
in ihrem Programm auf ‚Public Value‘konzentrieren“, sagt Claus Grewenig,
der das medienpolitische Ressort in der deutschen RTL-Gruppe leitet. „Wenn
ich mir aber etwa ansehe, was im Vorabendprogramm passiert, wenn die ARD
auch Werbung zeigen darf, habe ich so meine Zweifel, ob das ‚Public
Value‘ist.“ [2][Er spielt auf Boulevard, Soaps und Quizshows an.]
VertreterInnen der Privatsender beanspruchen „Public Value“ auch für sich.
„Schauen Sie sich unser umfangreiches Nachrichtenangebot an – bei RTL oder
unserem Nachrichtenkanal n-tv“, sagt Grewenig. „Wenn das nicht ‚Public
Value‘ist, was dann?“ Die RTL-Gruppe wünscht sich für dieses Engagement
auch eine Gegenleistung von der Medienpolitik: Sie soll die Hersteller von
Smart-TV, die am Internet hängen, verpflichten, ihren Nutzern Angebote mit
„Public Value“ prominenter anzuzeigen als andere.
Die Mediengruppe ProSiebenSat1 fordert für das, was sie als „Public Value“
in ihrem Programm identifiziert hat, sogar einen Anteil von den
Rundfunkbeiträgen. „In dem Maße, in dem wir die Grundversorgung vor allem
in jungen Segmenten de facto mit übernehmen, finden wir es sachgerecht,
dass diese Inhalte aus öffentlichen Mitteln finanziert oder mitfinanziert
werden“, sagte der heutige Vorstandsvorsitzende der Sendergruppe, Conrad
Albert, vor bald einem Jahr.
Tatsächlich finden nicht nur in Nachrichtensendungen, [3][sondern etwa auch
in Late-Night-Shows – mitunter – Politik statt.] Dort, wo das junge
Publikum einschaltet, das ARD und ZDF oft meidet. „Politische Themen, die
alle beschäftigen, sollen ihren festen Platz haben“, sagte Klaas
Heufer-Umlauf erst im März über seine neue ProSieben-Show der Süddeutschen
Zeitung. „Dass das funktionieren kann, zeigt ja der Erfolg von US-Kollegen
wie Stephen Colbert und John Oliver.“
Für die ARD-IntendantInnen birgt die anstehende Kampagne damit ein Risiko:
Die privaten Sender könnten sich drauf setzen und Aufmerksamkeit abziehen.
Die ARD will unterdessen nicht nur auf Eigenreklame setzen, sondern
BeitragszahlerInnen auch bei physischem Kontakt überzeugen. Von einem „auch
selbstkritischen“ Dialog ist die Rede, von „Tagen der offenen Tür“ und
Redaktionsbesuchen. Ein mögliches Motto für die anstehende Charmeoffensive
liegt für die Sitzung in Bremen auch schon bereit: „Wir sind deins.“
16 Apr 2018
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## AUTOREN
Daniel Bouhs
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