# taz.de -- Kommentar Smartphones im Unterricht: Verweigerer in der Minderheit | |
> Der Einsatz digitaler Medien ist kein Widerspruch zum Lernen mit allen | |
> Sinnen. Aber die Skeptiker dürfen nicht überrannt werden. | |
Bild: Sind diese Gymnasiasten schon alt genug für Smartphones? | |
Die Oma hat es, die Tante auch. Viele Menschen finden es extrem praktisch, | |
ein Gerät zu haben, das sie mit all ihren Lieben vernetzt, mit dem sie | |
jederzeit alles knipsen und filmen können. Und sehr viele Schüler haben es | |
eben auch. Der Gedanke ist charmant, ein Gerät, das so viel kann, [1][ins | |
Klassenzimmer zu integrieren], statt vor das Schultor zu verbannen. | |
Doch nicht nur Hirnforscher wie Manfred Spitzer sagen, dass Kinder mit | |
allen Sinnen lernen müssen. Das heißt: echte Sachen machen, auf Bäume | |
klettern, rückwärts laufen, Stift, Papier und Knete in die Hand nehmen. | |
Der Einsatz digitaler Medien ist kein Widerspruch dazu. Die fantastischen | |
Möglichkeiten der digitalen Welt können selbstbestimmtes Lernen sogar | |
unterstützen. Doch der Zeitpunkt, ab wann ein Kind so ein Gerät in die Hand | |
bekommt, ist eine sensible Frage. Mit zehn, mit zwölf oder mit 13 – das | |
macht schon einen Unterschied, in der kindlichen Entwicklung passiert in | |
einem Jahr sehr viel. Da kann nicht ein Senator per Federstrich die | |
Spielregeln ändern. | |
Klar, kein Elternteil ist gezwungen, seinem Zehnjährigen ein Smartphone zu | |
kaufen, zur Not stellt die Schule eins bereit. Aber es wird künftig eben | |
doch zum neuen Schuljahr Usus sein. Wer um die Abstiegsängste von Eltern | |
gerade in Klasse 5 weiß, kann sicher sein: Die Verweigerer werden eine | |
Minderheit bilden. | |
Aber eine, deren Rechte es zu schützen gilt. Es gibt Eltern, die | |
pädagogisch anderer Ansicht sind und meinen, ihr Kind solle erst mal ein | |
Buch lesen. Oder Eltern, die gesundheitliche Bedenken haben. Oder Eltern, | |
die einfach nicht die Zeit oder den Nerv haben, sich täglich mit ihren | |
Kindern um Geräte zu streiten. | |
Die Skeptiker müssen überzeugt werden. Sie denken stellvertretend für jene, | |
die sich keinen Kopf machen. Vielleicht kommt es ja anders, und gerade die | |
Medieneinbindung in den Unterricht sorgt dafür, dass die Kinder bewusster | |
damit umgehen lernen. Das wäre gut. Wer die digitale Aufrüstung im | |
Kinderzimmer bestimmt, muss die häuslichen Probleme jedenfalls mitdenken. | |
3 Apr 2018 | |
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## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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