| # taz.de -- Reaktionen auf Spahns Äußerungen: „Den Bezug zur Wirklichkeit v… | |
| > Hat man mit Hartz IV genug zum Leben? Auch aus den Reihen der | |
| > Christdemokraten wird Jens Spahn für entsprechende Äußerungen kritisiert | |
| > – aber nicht nur. | |
| Bild: Jens Spahn hat sich mit seinen Äußerungen selbst ins Abseits geschossen | |
| BERLIN dpa/afp | Nach den umstrittenen Äußerungen des designierten | |
| Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) zu Hartz IV hat sich Bundespräsident | |
| Frank-Walter Steinmeier in die Debatte eingeschaltet. „Unser Ziel muss | |
| höher gesteckt sein, als dass die Menschen von Hartz IV oder anderen | |
| Transferleistungen leben“, [1][sagte er der Rheinischen Post]. Das Zentrale | |
| sei, dass die Menschen von ihrem Einkommen aus Arbeit leben könnten. Der | |
| kommissarische SPD-Chef Olaf Scholz [2][kritisierte die Äußerungen Spahns | |
| in den ARD-„Tagesthemen“] am Montagabend: „Wir haben andere Vorstellungen | |
| und das weiß auch jeder.“ Er glaube, „Herr Spahn bedauert ein wenig, was er | |
| gesagt hat“. | |
| Spahn hatte mit Äußerungen wie, mit Hartz IV habe „jeder das, was er zum | |
| Leben braucht“, von vielen Seiten Kritik auf sich gezogen. Darüber hinaus | |
| hatte er der Funke Mediengruppe in der Debatte über den vorübergehenden | |
| Aufnahmestopp für Ausländer bei der Essener Tafel gesagt, die Tafeln | |
| „helfen Menschen, die auf jeden Euro achten müssen. Aber niemand müsste in | |
| Deutschland hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe“. Deutschland habe | |
| „eines der besten Sozialsysteme der Welt“. | |
| Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner kritisierte Spahns | |
| Äußerungen in der Frankfurter Rundschau scharf. „Die Unterschiede zwischen | |
| Arm und Reich haben so ein Ausmaß, dass man solche Äußerungen nicht machen | |
| kann, wie Spahn sie macht. Das ist völlig daneben, was er sagt.“ Allerdings | |
| könnten Spahns Worte für die Sozialdemokraten auch positive Wirkung haben, | |
| da sie den Unterschied zu den Sozialdemokraten klar machten. „Ich finde das | |
| nützlich. Denn es fordert Widerspruch heraus.“ Und diesen Widerspruch werde | |
| es auch geben. | |
| Der Chef der CSU im Bundestag, Alexander Dobrindt, verteidigte Spahn | |
| dagegen. „Hartz IV ist eine Solidar-Leistung zur Sicherung der | |
| Lebensgrundlagen: Essen, Kleidung, Wohnung, Heizung und soziale Teilhabe“, | |
| [3][sagte er dem Münchner Merkur]. Die Tafeln seien ein ergänzendes, | |
| freiwilliges Angebot für die Schwächsten. Dieses oft ehrenamtliche | |
| Engagement verdiene Unterstützung. „Daraus eine Sozialstaatskritik zu | |
| formulieren und abzuleiten, dass die Sozialleistungen in Deutschland zu | |
| gering seien, ist unsachlich.“ | |
| Der CDU-Arbeitsmarktpolitiker und Bundestagsabgeordnete Kai Whittaker | |
| warnte in der Hartz-IV-Debatte vor schlechtem Stil. „Von oben herab und | |
| belehrend sprechen viele Politiker in diesen Tagen über | |
| Hartz-IV-Empfänger“, sagte Whittaker der Deutschen Presse-Agentur. Dieser | |
| schlechte Stil sei beschämend und dürfe nicht zur Normalität werden. Die | |
| Politik müsse sich an den Bedürfnissen und Realitäten der Menschen | |
| orientieren. So bräuchten Hartz-IV-Empfänger Perspektiven und keine | |
| Almosen. Eine Fokussierung auf den Hartz-Regelsatz helfe nicht weiter. | |
| Mit Blick auf die Aussagen ihres Parteifreundes warnte auch | |
| CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer am Montag im | |
| ZDF-„Morgenmagazin“ davor, dass „Menschen, die wie er oder ich gut | |
| verdienen, versuchen zu erklären, wie man sich mit Hartz IV fühlen sollte“. | |
| Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Christlich Demokratischen | |
| Arbeitnehmerschaft, Christian Bäumler (CDU), [4][sagte dem Handelsblatt:] | |
| „Jens Spahn hat den Bezug zur Lebenswirklichkeit verloren“. Wer am Rande | |
| des Existenzminimums leben müsse, sei arm. | |
| 13 Mar 2018 | |
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