# taz.de -- SPD-Mitgliederentscheid: 66 Prozent stimmen für die GroKo | |
> Die SPD-Mitglieder haben „Ja“ gesagt zu einer erneuten Großen Koalition. | |
> Mit 66 Prozent entschied sich die Parteibasis für den Koalitionsvertrag | |
> mit der Union. | |
Bild: Haben es spannend gemacht: Chefzähler Dietmar Nietan (l.) und Olaf Schol… | |
Berlin dpa | Nach fünf Monaten politischer Unsicherheit haben die | |
SPD-Mitglieder den Weg für eine neue große Koalition unter Führung von | |
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) frei gemacht. Beim Votum über den mit CDU/CSU | |
ausgehandelten Koalitionsvertrag stimmte eine Mehrheit von 66,02 Prozent | |
der Mitglieder mit Ja, wie die SPD am Sonntag in Berlin mitteilte. Es wird | |
bereits die dritte große Koalition für die seit 2005 regierende Merkel. | |
Insgesamt wurden 378.437 Stimmen abgegeben. Stimmberechtigt waren 463.722 | |
Mitglieder. Die Beteiligung lag damit bei 78,39 Prozent. 239.604 Mitglieder | |
stimmten mit Ja, 123.329 mit Nein. Das gab der für die Auszählung | |
zuständige Schatzmeister Dietmar Nietan bekannt. 161 Tage nach der | |
Bundestagswahl geht damit die bislang längste Regierungsbildung in die | |
Endphase. Die Wahl Merkels zur Kanzlerin ist für den 14. März im Bundestag | |
geplant. Dort wird nun die rechtspopulistische AfD größte Oppositionspartei | |
sein. | |
Wie stabil das Bündnis sein wird, muss sich noch zeigen. Die SPD will nach | |
zwei Jahren überprüfen, wie zufrieden sie damit ist. | |
Zunächst waren mehrwöchige Sondierungen über eine Jamaika-Koalition von | |
Union, FDP und Grünen gescheitert, die FDP ließ die Gespräche am 19. | |
November platzen. Nachdem die SPD wegen des Absturzes auf 20,5 Prozent | |
direkt nach der Wahl den Gang in die Opposition angekündigt und eine | |
erneute große Koalition ausgeschlossen hatte, ließ sie sich von | |
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in die Pflicht nehmen. | |
Ein Sonderparteitag gab im Januar mit knapper Mehrheit grünes Licht für | |
Koalitionsverhandlungen. Nach deren Ende trat der immer stärker in die | |
Kritik geratene Parteichef Martin Schulz zurück. Auch den Plan, | |
Außenminister zu werden, gab er nach zwei Tagen auf. An der Basis war es zu | |
massivem Protest gekommen, da Schulz zuvor den Gang in ein Kabinett von | |
Merkel kategorisch ausgeschlossen hatte. | |
## Jetzt kommt die Postenfrage | |
Den SPD-Vorsitz soll Andrea Nahles als erste Frau in der SPD-Geschichte bei | |
einem Sonderparteitag am 22. April übernehmen. Bis dahin führt Olaf Scholz | |
die SPD kommissarisch. Der Hamburger Bürgermeister soll | |
Bundesfinanzminister und Vizekanzler werden. | |
Die SPD-Spitze will die Besetzung ihrer sechs Ministerien – darunter auch | |
Außen und Arbeit/Soziales – in den nächsten Tagen bekanntgeben. Die | |
Postenfrage sollte wegen des Argwohns an der Basis bewusst vom Ergebnis des | |
Mitgliederentscheids entkoppelt werden. Mit Spannung wird erwartet, wer das | |
Auswärtige Amt bekommen wird – Amtsinhaber und Ex-Parteichef Sigmar Gabriel | |
steht vor der Ablösung. Ihm wird ein zerrüttetes Verhältnis zu Scholz und | |
Nahles nachgesagt. | |
Die CSU wird wohl an diesem Montag ihre drei Ministernamen publik machen. | |
Bekannt ist, dass CSU-Chef Horst Seehofer das Ressort Innen, Bauen und | |
Heimat übernehmen soll. Zudem bekommt die CSU Verkehr und Entwicklung. Die | |
CDU entsendet folgende Minister in das Kabinett: Peter Altmaier | |
(Wirtschaft), Jens Spahn (Gesundheit), Ursula von der Leyen (Verteidigung), | |
Anja Karliczek (Bildung), Julia Klöckner (Agrar), Helge Braun (Kanzleramt). | |
Stimmberechtigt bei dem Votum waren 463.723 SPD-Mitglieder. Die Kosten für | |
das Votum beliefen sich nach SPD-Angaben auf rund 1,5 Millionen Euro. 2013 | |
stimmten 256 643 Mitglieder mit Ja, das entsprach einer Zustimmung von | |
75,96 Prozent. Damals gab es unter anderem wegen des ausgehandelten | |
Mindestlohns eine weitaus positivere Stimmung zur großen Koalition als | |
jetzt. | |
Mit Union und SPD dürfen die beiden großen Wahlverlierer nun wieder eine | |
Koalition bilden – zusammen büßten sie rund 14 Prozentpunkte ein. In der | |
SPD werden die bisherigen Regierungen mit Merkel für den Verlust von Profil | |
und klarer Kante verantwortlich gemacht. Viele Mitglieder sehnen sich nach | |
einem linkeren Kurs. | |
Juso-Chef Kevin Kühnert hatte massiv Stimmung gegen eine neue große | |
Koalition gemacht. Die Jusos starteten eine Kampagne, um neue Mitglieder zu | |
gewinnen, die gegen die GroKo stimmen. Daraufhin traten seit Jahresbeginn | |
24 339 Menschen in die SPD ein. | |
4 Mar 2018 | |
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