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# taz.de -- Politischer Aschermittwoch der CSU: Er will sich dahoam fühlen
> Markus Söder ist einziger Hauptredner in Passau. Seine Rede ist
> durchschnittlich, doch sie verfängt. Denn er weiß: Das Thema Flüchtlinge
> zieht.
Bild: Markus Söder und seine Frau Karin Baumüller-Söder auf dem Politischen …
Passau taz | „Ich bin der Markus, da bin i dahoam, und da will ich auch
bleiben“, ruft der Mann am Ende in die Dreiländerhalle. Die Besucher
springen von ihren Plätzen auf, schwenken Fähnchen, klatschen, pfeifen, der
Mann kommt an. Wer sich zuletzt um die Beliebtheitswerte von Markus Söder
Sorgen gemacht haben sollte – jedenfalls bei den Anhängern der CSU sind
diese unbegründet.
„Zugabe, Zugabe“, rufen sie an Deutschlands größtem Stammtisch. An der Wa…
hängen Sprüche wie „CSU – What else…?“ und „Bayern 4.0 – des san …
Einer trägt ein Schild durch die Halle. Aufschrift: „Die Zukunft ist
konservativ“. Daneben ein Foto von Alexander Dobrindt.
Söder ist der Hauptredner beim diesjährigen Politischen Aschermittwoch der
CSU. Ursprünglich hätte es zwei Hauptreden geben sollen, neben seiner auch
die von Parteichef Horst Seehofer. Eine gute Gelegenheit für die beiden
Erzrivalen wäre es gewesen, das gute Miteinander zu zelebrieren, zu dem das
Schicksal sie verdammt hat. Doch Seehofer hat sich entschuldigen lassen.
Grippaler Infekt. Generalsekretär Andreas Scheuer schickt dem „lieben
Horst“ dann noch eine Botschaft ans Krankenlager: „Wir machen das schon
hier. Du brauchst dir keine Sorgen machen.“ Kann man so und so auslegen.
„Ich bin wieder hier in meinem Revier“, sagt Söder zu Beginn seiner Rede.
Er trägt einen Trachtenjanker, eine grüne Krawatte und ein breites Grinsen.
[1][Im letzten Jahr stand er noch nicht mal auf der durchaus umfangreichen
Rednerliste]. Jetzt ist er der unangefochtene Star. Söder spricht über
Heimat, über die Stärkung des ländlichen Raums und die bayerische
Erfolgsstory. Hinter ihm auf der Bühne sind diesmal Biertische aufgebaut.
Wirtshausoptik mit angedeuteter Holzvertäfelung. Passend zum neuen starken
Mann der Partei, der sich sehr bodenständig gibt.
## Frisurwitze über Anton Hofreiter
Söders Rede ist rhetorisch recht durchschnittlich, aber sie verfängt. Die
spärlichen Bonmots bleiben meist auf dem Niveau von Frisurwitzen über Anton
Hofreiter. Größtenteils überlässt er die Frontalhiebe auf den politischen
Gegner ohnehin Vorredner Scheuer. Aber: Der designierte Ministerpräsident
weiß, was seine zum Teil in gecharterten Bussen aus ganz Deutschland
angereisten Stammtischbrüder hören wollen.
Der Haupttenor von Söders Rede wird schnell klar. Es sind Parolen zum
Flüchtlingsthema, mit denen Söder am meisten punktet, mitunter frenetischen
Applaus erntet. Zu diesem Zeitpunkt haben manche im Saal auch schon den
zweiten oder dritten Masskrug geleert. „Die Zuwanderung hat in Deutschland
alles verändert“, sagt Söder und rechnet mal schnell die Ausgaben für
Zuwanderung gegen die Budgets mehrerer Ministerien auf.
Fazit: „Die Balance stimmt nicht mehr.“ Deutschland sei das einzige Land
der Welt, in das man ohne Pass herein-, aber nicht mehr hinauskomme. „Wir
helfen anderen wirklich gern, aber darüber dürfen wir die einheimische
Bevölkerung nicht vergessen.“ Der Islam und die Scharia gehörten nicht zu
Deutschland. Und: Wer hier leben wolle, müsse Deutsch lernen, die besonders
Begabten sollten auch noch Bairisch verstehen und die Feinschmecker unter
ihnen am besten noch Fränkisch.
Das Ziel ist klar, Söder macht keinen Hehl daraus: „Wir wollen wieder die
demokratische Rechte bei uns vereinen.“ Das sei kein Rechtsruck, sondern
nur die Rückkehr zur alten Glaubwürdigkeit. Und passend dazu hat Söder
sogar noch eine Neuigkeit mit ihm Gepäck: Er will die bayerische Verfassung
ändern, die „christlich-abendländische Prägung“ des Freistaats darin
festschreiben. Dann darf noch Vize-Generalsekretär Markus Blume ein paar
Worte sagen. Er hat heute Geburtstag, und außerdem ist ja ein Redner
ausgefallen.
14 Feb 2018
## LINKS
[1] /Politischer-Aschermittwoch-der-CSU/!5388875
## AUTOREN
Dominik Baur
## TAGS
CSU
Markus Söder
Politischer Aschermittwoch
Flüchtlinge
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Andrea Nahles
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Bayern
Schwerpunkt Landtagswahlen
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