| # taz.de -- Neubau in Berlin ankurbeln: Mehr Geld für Baugrundstücke | |
| > Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) fordert mehr Engagement im | |
| > Wohnungsbau – und lobt die von seiner Partei attackierte linke | |
| > Bausenatorin Katrin Lompscher. | |
| Bild: Stadtumbau: So soll es am Molkenmarkt ausschauen | |
| Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) wurde unlängst heftig attackiert. Bei | |
| der SPD-Fraktionsklausur in Hamburg im Januar wurde einstimmig ein Papier | |
| verabschiedet, in dem ihr vorgeworfen wird, zu wenig für den Wohnungsbau zu | |
| unternehmen. Umso bemerkenswerter ist es, dass ihr nun ein SPD-Politiker | |
| zur Seite springt, der ein ausgewiesener Wohnungsexperte ist. „Ich finde | |
| die Zusammenarbeit mit Lompscher sehr gut“, sagt der SPD-Baustadtrat von | |
| Mitte, Ephraim Gothe. „Sie nimmt die Verantwortung der Bezirke ernst.“ | |
| Zur Erinnerung: Die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus forderte in ihrer | |
| Resolution eine Stabsstelle zum Wohnungsbau in der Senatskanzlei, um die | |
| angeblich renitenten Bezirke zu entmachten – und die Bausenatorin gleich | |
| mit. Damit ist die SPD nun doppelt baden gegangen. Zwar hat sich | |
| Rot-Rot-Grün auf seiner jüngsten Senatsklausur auf die Einrichtung einer | |
| solchen Stelle verständigt – allerdings nicht beim Regierenden | |
| Bürgermeister, sondern bei der Bausenatorin. Und nun stellt mit Gothe auch | |
| ein SPD-Politiker klar, dass die Bezirke mitnichten die Bremser beim | |
| Wohnungsbau sind. | |
| Bei einem Pressegespräch am Freitag hat Gothe das Neubauthema exemplarisch | |
| für seinen Bezirk dargestellt. So gebe es derzeit Baugenehmigungen für etwa | |
| 10.000 Wohnungen. Davon werde aber nur ein Teil auch tatsächlich gebaut. | |
| 2016 waren es 2.000. Für 2017 erwartet der Baustadtrat 2.000 bis 3.000 neue | |
| Wohnungen. Insgesamt, so hat es Gothes Verwaltung errechnet, steckt in | |
| Mitte ein Neubaupotenzial von 15.000 Wohnungen. Zehntausend davon könnten | |
| in den nächsten drei bis fünf Jahren fertiggestellt sein. | |
| Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Grundstückspreise bezahlbar | |
| sind. Doch der Trend geht in eine andere Richtung, wie die Bodenrichtwerte | |
| in Berlin zeigen. Demnach sind die Preise in innenstadtnahen Vierteln um | |
| mehr als die Hälfte gestiegen. Gerade für die sechs | |
| Wohnungsbaugesellschaften, die ihren Bestand bis 2026 auf 400.000 erhöhen | |
| sollen, sind die Grundstückspreise ein großes Problem. Nicht die Linke ist | |
| also schuld, dass so wenig bezahlbare Wohnungen gebaut werden, sondern die | |
| kapitalistische Spekulationsblase um Grund und Boden. | |
| In Mitte besitzen die landeseigenen Gesellschaften derzeit 27.000 | |
| Wohnungen. Auch ihr Bestand soll sich erhöhen, auf 37.000 Wohnungen in | |
| 2026, sagt Ephraim Gothe. „Projektiert sind derzeit aber nur 2.773 | |
| Wohnungen“, so der Baustadtrat. Er fordert nun, dass die | |
| Wohnungsbaugesellschaften auch Grundstücke zu deutlich höheren Preisen | |
| kaufen sollen als bisher. „Mit unseren prall gefüllten Kriegskassen sollten | |
| wir deutlich aggressiver auftreten. Vielleicht wird man dann in fünf | |
| Jahren, wenn die Preise noch höher sind, sagen: Gut, dass wir das damals | |
| gemacht haben.“ | |
| Gothe begrüßte auch, dass die Prämien, die der Senat den Bezirken für die | |
| zügige Vergabe von Baugenehmigungen gibt, neu verteilt werden sollen. Nicht | |
| mehr nur die Zahl der Baugenehmigungen wird demnach vergütet, sondern auch | |
| die Vereinbarung größerer Bauvorhaben. Insgesamt soll die Prämie von fünf | |
| Millionen Euro aufgestockt werden. Die neuen Regelungen will Lompscher | |
| demnächst vorstellen. | |
| Gothe nahm übrigens nicht nur Lompscher in Schutz, sondern en passant auch | |
| den Koalitionsvertrag von SPD und CDU. | |
| 11 Feb 2018 | |
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| Uwe Rada | |
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