| # taz.de -- Haushaltssperre in den USA: „Shutdown“ vorerst beendet | |
| > Die Demokraten haben eingelenkt, im Gegenzug wollen die Republikaner | |
| > offen über die Einwanderung verhandeln. Doch das Problem ist nur vertagt. | |
| Bild: Der Republikaner Mitch McConnell kann sich freuen: Seine Partei musste we… | |
| Washington dpa | Nach tagelangen zähen Verhandlungen haben Republikaner und | |
| Demokraten in den USA einen Kompromiss gefunden und den Stillstand der | |
| Regierung beendet – das eigentliche Problem damit aber nur vertagt. Der | |
| Kongress verabschiedete am Montag (Ortszeit) einen weiteren | |
| Übergangshaushalt. Präsident Donald Trump unterzeichnete das Gesetz noch am | |
| Abend. Damit sollten alle Teile der Regierung und Verwaltung ihre Geschäfte | |
| am Dienstag wieder vollständig aufnehmen. | |
| Der republikanische Mehrheitsführer Mitch McConnell und der demokratische | |
| Oppositionsführer Charles Schumer hatten sich am Montagmorgen auf einen | |
| Deal geeinigt: Die Demokraten stimmen der Aufhebung des „Shutdown“ zu, | |
| dafür stellte ihnen McConnell in Aussicht, eine Lösung für ein | |
| Schutzprogramm für mehrere hunderttausend [1][Einwanderer] voranzutreiben. | |
| Neben einer Finanzierung der Regierung bis zum 8. Februar sieht das Paket | |
| auch eine auf mehrere Jahre angelegte Fortführung eines Programms zur | |
| Kindergesundheit vor, das CHIP genannt wird. | |
| Hintergrund des „Shutdown“ war Geldmangel, weil eine Schuldenobergrenze | |
| erreicht wurde und der Senat sich in der vergangenen Woche nicht auf einen | |
| Übergangshaushalt einigen konnte. Damit blieben seit Samstag Ämter und | |
| Behörden geschlossen, etwa 850.000 Regierungsmitarbeiter mussten zu Hause | |
| bleiben. „Essenzielle“ Bereiche wie das FBI und das Militär waren aber | |
| ausgenommen. | |
| ## Ein bisschen Zeit gekauft | |
| Der Einigung am Montag waren stundenlange Verhandlungen zwischen knapp zwei | |
| Dutzend Senatoren aus beiden Parteien vorangegangen. Republikaner und | |
| Demokraten haben sich damit einmal mehr Zeit gekauft. Der Druck für eine | |
| langfristige Lösung wächst aber. Beide Seiten haben weniger als drei | |
| Wochen, um Kompromisse bei den Themen Haushalt und Einwanderung | |
| auszuhandeln. Die Auseinandersetzung darüber dürfte ebenso unerbittlich | |
| weitergehen wie in den vergangenen Tagen. Es ist möglich, dass es erneut zu | |
| einer festgefahrenen Situation kommt. | |
| Der republikanische Senator John Thune erklärte am Montag, dass er es für | |
| unwahrscheinlich halte, dass der Kongress bis zum 8. Februar einen finalen | |
| Haushaltsentwurf durchbringen werde. Möglicherweise müsse man erneut eine | |
| Übergangsfinanzierung verschieben. Das wäre dann bereits die Fünfte. | |
| Beim Thema Einwanderung ist die Debatte emotional aufgeladen. Die | |
| Demokraten wollen um jeden Preis erreichen, dass ein Schutzprogramm für | |
| hunderttausende Migranten fortgeführt wird. Ihr Fraktionschef Schumer | |
| erklärte am Montag, die Republikaner hätten 17 Tage Zeit, um die auch als | |
| „Dreamer“ (Träumer) bezeichnete Gruppe vor der Abschiebung zu schützen. S… | |
| sind als Kinder mit ihren Eltern illegal in die USA gekommen und haben | |
| durch Daca einen vorläufigen Schutzstatus, der ihnen eine Arbeitserlaubnis | |
| gibt. | |
| Trump hatte im vergangenen Herbst entschieden, das von seinem Vorgänger | |
| Barack Obama ins Leben gerufene Programm zu beenden. Allerdings räumte er | |
| dafür eine Frist bis zum März ein. Er forderte den Kongress auf, in dieser | |
| Zeit eine Neuregelung zu finden. | |
| ## Der Verlierer der Einigung | |
| Einigen sich beide Parteien bis zum 8. Februar nicht auf einen | |
| weitreichenden Einwanderungsdeal, soll der Senat sich nach der Vereinbarung | |
| von McConnell und Schumer mit einem Gesetz zum Schutz der „Dreamer“ | |
| beschäftigen. Allerdings nur unter der Bedingung, dass es nicht erneut zum | |
| „Shutdown“ kommt. | |
| Schumer hat damit vergleichsweise wenig dafür bekommen, dass er im Gegenzug | |
| einem Ende des Regierungsstillstands zustimmte. Er gilt damit als einer der | |
| Verlierer der Einigung. Manche seiner Parteikollegen hätten sich eine | |
| verbindlichere Zusage der Republikaner für die Zukunft der „Dreamer“ | |
| gewünscht. Sie bezweifeln, dass McConnell sein Versprechen halten wird. | |
| Die Senatorin Kamala Harris etwa erklärte, es sei „tollkühn“, zu glauben, | |
| McConnell sei auch nur „irgendeine Verpflichtung“ eingegangen. Sie stimmte | |
| wie 15 weitere Demokraten gegen den Übergangshaushalt. Neben Harris zählten | |
| auch Elizabeth Warren und Cory Brooker zu den Abweichlern – allen dreien | |
| werden Ambitionen auf eine Präsidentschaftskandidatur 2020 nachgesagt. Mit | |
| ihrem Widerstand dürften sie bei der linken Basis punkten. | |
| Von linksliberalen Aktivisten kam scharfe Kritik an der Zustimmung der | |
| Parteispitze. Die Organisation Credo bezeichnete Schumer als „schlechtesten | |
| Verhandlungsführer in Washington“. Die Gruppe „Organizing for Action“ | |
| erklärte, der Kompromiss sei keine Lösung. „Es ist nur ein Pflaster für | |
| eine selbst zugefügte Wunde, die unbehandelt bleibt.“ | |
| Viel hängt nun davon ab, wie Trump und sein Umfeld sich zu den | |
| Verhandlungen verhalten werden. Der Präsident und das Weiße Haus spielten | |
| bei den Bemühungen in den vergangenen Tagen keine führende Rolle. Trump | |
| hielt sich öffentlich zurück. Die Demokraten warfen ihm vor, die Debatte | |
| mit seinen „Drecksloch“-Kommentaren vergiftet zu haben und einer Einigung | |
| im Weg zu stehen, weil er auf radikalen Standpunkten beharre. | |
| Der prominente republikanische Senator Lindsey Graham gab dem Weißen Haus | |
| eine Mitschuld am Stillstand des öffentlichen Dienstes und sagte, Trump sei | |
| von seinem Stab schlecht beraten worden. | |
| Die Regierungszentrale war am Montag dennoch bemüht, die Einigung als | |
| politischen Sieg des Präsidenten zu verkaufen. Die Demokraten hätten | |
| letztlich das akzeptiert, was Trump von Anfang an auf den Tisch gebracht | |
| habe, sagte seine Sprecherin Sarah Sanders. „Die Demokraten sind zur | |
| Vernunft gekommen“, hieß es in einer Stellungnahme Trumps. | |
| 23 Jan 2018 | |
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