# taz.de -- Strafzölle in den USA für Importwaren: US-Waschmaschinen first! | |
> Der US-Präsident verhängt hohe Importstrafzölle – und entfacht damit | |
> einen Handelsstreit mit China. Die Folgen sind noch nicht absehbar. | |
Bild: Diese Waschmaschinen von Bosch und LG sind für US-Amerikaner jetzt teurer | |
Peking taz | Miele wird über diese Entscheidung der USA entsetzt sein. | |
Bosch-Siemens-Haushaltsgeräte ebenso. Denn was US-Präsident Donald Trump | |
derzeit vorhat, richtet sich in erster Linie zwar gegen China, Leidtragende | |
sind aber auch die Hersteller anderer Länder. Pünktlich zum Beginn des | |
Weltwirtschaftsforums in Davos macht Trump Ernst mit seiner „America | |
first“-Agenda und kündigt an, auf sämtliche importierte Waschmaschinen und | |
Solarmodule drastische Strafzölle zu verhängen. | |
Bei Solarmodulen sollen sie zwischen 20 und 30 Prozent liegen, auf | |
Waschmaschinen bei bis zu 50 Prozent. Der US-Präsident handelt auf | |
Empfehlung seines Handelsbeauftragten Robert Lighthizer, eines | |
ausgewiesenen Protektionisten. | |
Lightizer begründet die Zölle mit der Verdrängung amerikanischer Hersteller | |
durch Billigimporte aus dem Ausland. US-Firmen hätten „erhebliche Schäden“ | |
erlitten. Er betonte, seine Regierung werde „immer die Interessen | |
amerikanischer Arbeiter verteidigen“. | |
Seit Monaten schon wettert Trump gegen die Chinesen und wirft ihnen unfaire | |
Handelspraktiken vor. In der Tat ist das Handelsdefizit der USA gegenüber | |
China zuletzt kräftig gestiegen. Es lag im November bei 33,5 Milliarden | |
US-Dollar – so hoch wie noch nie in einem Monat. In einem Telefonat mit | |
Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping in der vergangenen Woche kündigte Trump | |
bereits an, noch im Januar die Zollschranken für China enorm hochzufahren. | |
## Kein Versehen | |
Dass Trump nun mit Strafzöllen bei Waschmaschinen beginnt, hat zugleich den | |
Nebeneffekt, dass auch die beiden südkoreanischen Hersteller Samsung und LG | |
getroffen werden. Beide Konzerne sind Washington schon seit geraumer Zeit | |
ein Dorn im Auge. Auf der Suche nach den kostengünstigsten Arbeitern hätten | |
sie in den vergangenen Jahren mehrfach ihre Produktionsstandorte verlegt, | |
heißt es in der Begründung des US-Handelsbeauftragten. | |
Südkoreas Handelsminister Kim Hyun Chong reagiert empört. Die Maßnahmen der | |
USA seien „unfair“. Er kündigte an, bei der Welthandelsorganisation (WTO) | |
Beschwerde einzulegen. Auch Chinas Handelsministerium warnte vor „massiven | |
Beeinträchtigungen“ auf den gesamten Welthandel. | |
Tatsächlich schaden Trumps Einfuhrzölle nicht nur den Waschmaschinen- und | |
Solarmodulherstellern aus Fernost, sondern den Produzenten aus allen | |
Ländern. Auch die deutschen Hersteller Miele und BSH sind betroffen. Ein | |
Versehen Washingtons ist diese Pauschalstrafe nicht. | |
Im Gegenteil: Trump ist generell der Ansicht, die USA würden beim | |
internationalen Handel von ihren Geschäftspartnern benachteiligt. Wie China | |
und Südkorea exportiert auch Deutschland sehr viel mehr in die USA als | |
umgekehrt. | |
## Bald deutsche Exportindustrie betroffen? | |
Trumps Strafzölle dürften in den nächsten Tagen unter den anwesenden | |
Unternehmern und Regierungschefs in Davos für viel Gesprächsstoff sorgen – | |
zumal es US-Präsident Trump bei Strafzöllen auf Waschmaschinen und | |
Solarmodulen nicht belassen will. Sein Handelsminister Wilbur Ross hat | |
bereits angekündigt, auch auf Polyester-Produkte und Edelstahl Strafzölle | |
zu erheben. Sollte die US-Regierung wie angedroht die Maßnahmen auf | |
importierte Autos und Maschinen ausweiten, wäre nahezu die gesamte deutsche | |
Exportindustrie betroffen. | |
Doch auch den USA selbst könnte ein andauernder Handelskrieg teuer zu | |
stehen kommen. Die Strafzölle müssen die amerikanischen Konsumenten in Form | |
von höheren Preisen tragen. „Zölle führen dazu, dass Einfuhren und Produkte | |
in den USA verteuert werden und dass die Konsumenten sich weniger Produkte | |
leisten können“, sagte auch Finanzminister Peter Altmaier (CDU). | |
Ökonomen befürchten jedoch noch viel weiter reichende Verwerfungen und | |
Folgen. Chinas gewaltiger Handelsüberschuss ermöglicht überhaupt erst die | |
Finanzierung des US-Staatshaushalts. Alles, was die Chinesen mehr an die | |
USA verkaufen als umgekehrt, kommt als Finanzinvestition in gleicher Höhe | |
zurück. Das begründet den Börsenboom in den USA, auf den Trump so stolz | |
ist. | |
Ein Großteil davon verwendet China allerdings auch für den Kauf von | |
US-Staatsanleihen. Sollte Peking diesen Geldfluss stoppen, kann der | |
US-Präsident die gewaltige Schuldenlast seines Landes nicht mehr tragen – | |
zumal er gerade eine drastische Steuersenkung beschlossen hat. Seinem Land | |
droht der Staatsbankrott. | |
23 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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