# taz.de -- Peking verschärft Zensur: China schottet sein Internet weiter ab | |
> Peking will die letzten Lücken zur Außenwelt schließen und verbietet | |
> VPN-Tunnelzugänge. Mit ihnen konnte die Zensur bislang umgangen werden. | |
Bild: Google hat sich wegen immer stärkerer Restriktionen aus China weitgehend… | |
Peking taz | China verschärft die Internetzensur – und die großen | |
IT-Konzerne gehorchen. Laut Apple sollen bereits ab Ende Februar sämtliche | |
iCloud-Daten von Kundinnen und Kunden in China einem lokalen Dienstleister | |
übertragen werden. Die Daten werden künftig von einem Rechenzentrum in der | |
südwestchinesischen Provinz Guizhou gemanagt. Dieses wurde zwar von Apple | |
für insgesamt eine Milliarde US-Dollar errichtet, der Dienstleister mit dem | |
umständlich langen Namen Guizhou-Cloud Big Data Industry (GCBD) ist | |
allerdings ein Unternehmen in Staatshand. | |
Damit reagiert Apple auf ein neues Cybersicherheitsgesetz in der | |
Volksrepublik, das seit vergangenen Sommer schrittweise in Kraft getreten | |
ist und in den kommenden Wochen noch strenger gefasst werden soll. Es sieht | |
unter anderem vor, dass alle von chinesischen Kunden gesammelten Daten auch | |
innerhalb der Landesgrenzen gespeichert werden müssen. | |
Zudem muss gewährleistet werden, dass staatliche Behörden jederzeit Zugriff | |
darauf haben. Konkret heißt das: Sämtliche Fotos, Dokumente und | |
Nachrichten, die von Apple-Kunden in China hochgeladen werden, sind fortan | |
in der Provinz Guizhou gespeichert. Chinesische Apple-Kunden wurden Mitte | |
Januar über diese Änderung informiert. | |
Das US-Unternehmen im kalifornischen Cupertino versuchte diese verschärfte | |
Neuregelung als etwas Positives zu verkaufen. Mit dem Wechsel könne man | |
einen schnelleren und verlässlicheren Service anbieten, hieß es in einer | |
Firmenerklärung. Zugleich betonte Apple, dass man gar keine andere Wahl | |
habe: „Vorgaben der Regierung müssen eingehalten werden“, heißt es. Das s… | |
in jedem Land so. Apple würde aber auch künftig gewährleisten, dass der | |
Datenschutz eingehalten wird und die Privatsphäre der Kunden geschützt | |
bleibt. | |
## Xi Jinping hat die Kontrolle erheblich verschärft | |
Andere Unternehmen sind von der Umstellung ebenso betroffen. Amazon hat | |
bereits im vergangenen Jahr Computerausrüstung, die für seine Cloud-Dienste | |
in China verwendet wurde, an einen lokalen Partner übergeben, damit dieser | |
die neuen Vorschriften zur Netzsicherheit umsetzt. | |
Die chinesischen Behörden schränken den Zugang zu einer Reihe von | |
ausländischen Webseiten und sozialen Medien schon seit Jahren ein. | |
Facebook, Twitter, Google-Dienste und die Internetseite der New York Times | |
sind in China gesperrt, ebenso die Webseiten der Deutschen Welle. Der | |
deutsche Sender betreibt auch eine Nachrichtenseite auf Chinesisch. Unter | |
Präsident Xi Jinping wurde die Kontrolle des Internets in China noch | |
einmal erheblich verschärft – weswegen sich Google aus dem chinesischen | |
Markt weitgehend zurückgezogen hat. | |
Die Internetzensur könnte in den nächsten Wochen allerdings noch deutlich | |
verstärkt werden – mit unmittelbaren Auswirkungen auch auf Mitarbeiter | |
ausländischer Unternehmen und ihre Angehörigen in China. Peking hat | |
verfügt, dass sämtliche VPN-Dienste, die nicht von der chinesischen | |
Regierung registriert sind, verboten werden. VPN-Programme sind derzeit | |
die einzige Möglichkeit, die Internetsperren zu umgehen. Sie werden nicht | |
nur von fast allen Ausländern in China benutzt, um den Kontakt zur | |
Außenwelt zu pflegen, sondern auch von Hunderttausenden von Chinesen. | |
## Fünfeinhalb Jahre Haft für Anbieter eines virtuellen Tunnels | |
„Wir rechnen mit einem Wegzug unserer ausländischen Mitarbeiter“, | |
befürchtet etwa Ian Chen von der Beijing Consulting Group, die | |
internationale Firmen in China berät. Ein chinesischer Anbieter eines | |
solchen Tunneldienstes ist bereits zu fünfeinhalb Jahren Haft und einer | |
Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 64.000 Euro verurteilt worden. | |
In vorauseilendem Gehorsam hat Apple Mitte 2017 VPN-Programme aus seinem | |
chinesischen App Store gelöscht, wenige Monate zuvor auf Wunsch der | |
chinesischen Führung auch die Nachrichten-App der New York Times. Für den | |
iPhone-Konzern ist die Volksrepublik der nach den USA wichtigste Markt. | |
30 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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