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# taz.de -- Google will zurück nach China: Suchmaschine mit Zensur
> Google ist in China geblockt, weil es sich zumindest bisher nicht selbst
> zensieren wollte. Eine neue Suchmaschine könnte das ändern – und wird
> jetzt schon kritisiert.
Bild: Vielleicht bald wieder vereint: Google und China
Mountain View/Peking dpa | Der US-Internetkonzern Google will
Medienberichten zufolge eine Suchmaschine in China auf den Markt bringen,
die der chinesischen Zensur die Arbeit abnimmt. Aktivisten und
Menschenrechtler reagierten am Donnerstag empört und sprachen von einem
„schwarzen Tag für die Internetfreiheit“. Nach den Enthüllungen im
US-Portal The Intercept bestätigten nicht näher genannte Quellen auch der
New York Times die Pläne.
Die zensierte Suchmaschine mit dem Namen „Dragonfly“, was Libelle bedeutet,
würde in China gesperrte Webseiten und Suchanfragen etwa nach
Menschenrechten, Demokratie, Religion oder friedlichen Protesten
aussortieren, wie die beiden US-Medien berichteten. Damit entspreche sie
den strikten Zensurvorschriften der kommunistischen Führung in Peking. Die
Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einem „schweren
Angriff auf die Informationsfreiheit“.
[1][Google ist in China gesperrt], weil es sich der Zensur zumindest bisher
nicht beugen wollte. Der Konzern sucht aber nach einem Zugang zu dem
weltgrößten Internetmarkt mit 730 Millionen Internetnutzern. Ein
Google-Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Unternehmen biete
eine Reihe von mobilen Apps in China an, unterstütze chinesische Entwickler
und investiere in dortige Unternehmen. „Zu Spekulationen äußern wir uns
nicht“, fügte er hinzu.
Das Projekt „Dragonfly“ habe Google im Frühjahr 2017 begonnen und seit
einem Treffen zwischen Konzernchef Sundar Pichai und einem hohen
chinesischen Funktionär im Dezember beschleunigt, schreibt The Intercept
unter Berufung auf unternehmensinterne Dokumente und mit dem Vorhaben
Vertraute.
## Interner Widerstand
Die Suchmaschine für das mobile Betriebssystem Android sei bereits
chinesischen Regierungsstellen vorgeführt worden. Innerhalb der nächsten
sechs bis neun Monate könnte Google die App für chinesische Nutzer
herausbringen, sobald Peking die Genehmigung erteile, hieß es weiter. Die
New York Times berichtet auch von internem Widerstand bei Google gegen das
Vorhaben.
Die Berichte lösten heftige Proteste aus. Amnesty-Forscher Patrick Poon in
Hongkong sah „einen Sieg für die chinesische Regierung“. „Es sendet ein
Signal, dass sich niemand mehr die Mühe macht, die Zensur herauszufordern.“
Er fragte auch, wie Google dann die Privatsphäre seiner Nutzer schützen
werde: „Wird Google auch einknicken und persönliche Daten herausrücken,
sollten die chinesischen Behörden das verlangen?“
Auch die Electronic Frontier Foundation (EFF), die sich für Grundrechte im
Internetzeitalter einsetzt, übte Kritik. „Das ist äußerst enttäuschend“,
sagte Eva Galperin von EFF der Zeitung Wired. Die chinesische Regierung
benutze Google dann „letztendlich als Propagandawerkzeug – und Google lässt
sich benutzen“.
Eine zensierte Suchmaschine würde eine Wende in Googles Chinapolitik
darstellen: Das Unternehmen hatte sich 2010 aus dem großen Markt
zurückgezogen, um sich nicht weiter selbst zensieren zu müssen. Auch war
Google kurz zuvor Opfer eines schweren Hackerangriffs geworden, dessen
Ursprung in China vermutet worden war.
## Auch Nachrichtenseiten gesperrt
[2][China sperrt nicht nur Google und seine Dienste] wie die Suchmaschine
oder den E-Mail-Dienst Gmail. Auch soziale Medien wie Facebook, Twitter
oder YouTube und WhatsApp sind geblockt – ebenso Nachrichtenseiten der New
York Times, des Wall Street Journals und politisch heikle oder
chinakritische Webseiten.
Zu den Betreibern von The Intercept gehört Enthüllungsjournalist Glenn
Greenwald, der maßgeblich an der Aufarbeitung der Unterlagen des
Informanten Edward Snowden beteiligt war. Snowden hatte Journalisten 2013
im großen Stil vertrauliche Dokumente über massive Abhörpraktiken des
US-Geheimdienstes NSA und anderer Dienste zugespielt.
2 Aug 2018
## LINKS
[1] /China-und-Google/!5149229
[2] /Peking-verschaerft-Zensur/!5477920
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