# taz.de -- Google kooperiert mit JournalistInnen: Zahlen, bitte! | |
> JournalistInnen sollen Google helfen, konkretere Ergebnisse anzuzeigen. | |
> Passenderweise hat der Konzern schon in die neuen Partner investiert. | |
Bild: Fragt man David Schraven, dann könnten Nutzer bald den regionalen Meeres… | |
Berlin taz | David Schraven kann sich viel vorstellen. Etwa, dass besorgte | |
NutzerInnen, die eine Suchmaschine nach Stickoxydwerten befragen, direkt | |
auf der Trefferseite die Messwerte für ihre Straßen angezeigt bekommen. In | |
seinen Gedanken geht es aber auch um die Veränderung des Meeresspiegels – | |
auch die könnten sich NutzerInnen direkt für ihre Region abrufen. Genauso | |
wie Daten der Mietspiegel. | |
Der Herausgeber des Recherchebüros Correctiv spielt durch, wie er und seine | |
KollegInnen eine neue Funktion bei Google einsetzen könnten. Der Konzern | |
will nun Datenbanken so durchsuchbar machen, dass ihre einzelnen Werte | |
prominent auf den Ergebnisseiten auftauchen. Möglich werden soll das, indem | |
vor allem JournalistInnen ihre Datenbanken so aufbereiten, dass Google sie | |
versteht. | |
„Es geht letztlich um das sogenannte Deep Web“, sagt Schraven. Er meint den | |
Teil des Internets, der NutzerInnen von Suchmaschinen bislang weitgehend | |
verborgen bleibt, weil die Suchroboter von Google und Co. den Index des | |
Internets lange nur mit klassischen Webseiten gefüttert haben. „Drei | |
Viertel des Internets liegt aber im Deep Web. Das wird jetzt zunehmend auch | |
durchsuchbar gemacht.“ | |
Google hat daran freilich ein enormes Interesse: Die Suchmaschine möchte es | |
seinen NutzerInnen seit jeher so bequem wie möglich machen, Informationen | |
zu finden – vor allem: besser als alle anderen Anbieter auf dem Markt. | |
Google hat dafür bereits ganze Bibliotheken digitalisieren lassen. Nun geht | |
es um den Anschluss fremder Datenbanken. Für Google ist das offensichtlich | |
auch eine politische Mission. | |
## Google auf politischer Mission | |
„In einer polarisierten Welt können Fakten und Daten wichtige Zusammenhänge | |
für die laufenden Debatten liefern“, [1][notierte ein Google-Manager] dazu | |
in einer Erklärung. „Und es hat da draußen noch nie so viele Daten gegeben, | |
die eine Rekordzahl an DatenjournalistInnen erschließt.“ Laut Google | |
arbeiten in jedem zweiten Newsroom sogenannte DatenjournalistInnen mit | |
entsprechenden technischen Fähigkeiten. Diese DatenjournalistInnen sollen | |
Google also helfen, das Produkt „Suchmaschine“ zu verbessern. | |
Der US-Konzern arbeitet ohnehin seit einigen Jahren intensiv mit Medien | |
zusammen. In Europa sponsert er mit Millionen Digitalentwicklungen von | |
Verlagen und Start-ups. Mit seiner „News Initiative“ entwickelt er weltweit | |
gemeinsam mit MedienmacherInnen technische Standards, etwa damit die | |
mobilen Seiten von Nachrichtenangeboten auch bei dürftigem Mobilfunkempfang | |
fix laden. | |
Passenderweise sponsert Google auch genau jene JournalistInnen, auf deren | |
Mithilfe der Konzern nun setzt: Google hat wiederholt mit vielen | |
Redaktionen Stipendien für DatenjournalistInnen ausgeschrieben – in | |
Deutschland derzeit unter anderem mit FAZ, Stern und Tagesspiegel. Medien | |
stellen dabei die Arbeitsplätze zur Verfügung, Google bezahlt den | |
Teilnehmern mehrere Tausend Euro Honorar. | |
## Google und Medien arbeiten Hand in Hand | |
Auch bei Correctiv haben in den vergangenen Jahren DatenjournalistInnen | |
gearbeitet, die von Google bezahlt wurden. Zuletzt entstand so auch die | |
[2][Datenbank], in der NutzerInnen für weltweit 500 Orte nachschlagen | |
können, wie sich der Meeresspiegel in Zeiten des Klimawandels entwickelt | |
hat – am Pegel Cuxhaven 2 ist die Nordsee etwa zwischen 1985 und 2016 um 59 | |
Millimeter gestiegen. | |
Ob Google da einen langen Plan verfolgt, erst DatenjournalistInnen fördert | |
und dann mit ihnen das eigene Produkt verbessert? „Das ist eine | |
Verschwörungstheorie“, sagt Correctiv-Herausgeber Schraven, der sich | |
wiederum bei der Identifizierung von Fake-News auch von Facebook finanziell | |
unter die Arme greifen lässt. | |
Schraven sagt, letztlich habe doch nicht nur Google etwas davon, wenn | |
Medien ihre Datenbanken so optimieren, dass Einzeldaten direkt mit den | |
ersten Suchtreffern angezeigt würden: „Die Leute brauchen ja am Ende auch | |
den Kontext – und dafür kommen sie dann zu uns.“ So also arbeiten Google | |
und die Medien Hand in Hand. | |
3 Aug 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.blog.google/outreach-initiatives/google-news-initiative/making-… | |
[2] https://searise.correctiv.org/de/explore/stations | |
## AUTOREN | |
Daniel Bouhs | |
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