# taz.de -- Bedrohte Freiheitsrechte in Hongkong: Chinas Angst vor einer Minipa… | |
> Chinas Außenministerium drängt die autonome Regierung Hongkongs, eine | |
> kleine Partei zu verbieten. Ihr Ziel: die Unabhängigkeit der Metropole. | |
Bild: Mondfinsternis in Hongkong | |
BERLIN taz | Der Auslandskorrespondenten-Club (FCC) in Hongkong ist eine | |
altehrwürdige Einrichtung mit neokolonialem Ambiente. Der Club sitzt in | |
einem früheren Kühlhaus nahe dem ehemaligen britischen Gouverneurspalast. | |
In den beiden Nobelrestaurants des Clubs sind Journalisten eine Minderheit, | |
doch im Keller gibt es kostenlose Arbeitsräume, die auch die taz schon | |
nutzen konnte. Der Club finanziert sich hauptsächlich über die Restaurants, | |
doch Vorstand und Mitglieder engagieren sich für Presse- und | |
Meinungsfreiheit und beweisen dabei immer wieder Rückgrat. | |
Gerade liegt der Club mit der Regierung in Peking und deren lokalen | |
Statthaltern im Clinch. Pekings Außenministerium verlangte von dem Club, | |
einen für den 14. August geplanten Lunch-Talk des Vorsitzenden der für | |
Hongkongs Unabhängigkeit eintretenden Nationalpartei abzusagen. | |
Andy Chan Ho-tin ist erst 27 Jahre alt, seine Partei zählt keine 50 | |
Mitglieder und wäre nicht der Rede wert, wenn jetzt Peking nicht die | |
eigentlich autonome Regierung Hongkongs und eigentlich unabhängige Justiz | |
dort drängen würde, die Partei zu verbieten. Bis zum 4. September muss die | |
Partei, die schon nicht zu den letzten Wahlen zugelassen worden war, vor | |
Gericht Stellung nehmen zu dem Vorwurf, das Vaterland spalten zu wollen und | |
dessen Sicherheit zu gefährden. | |
Damit geht es in der heutigen Sonderzone Hongkong, die sich nach der Devise | |
„ein Land, zwei Systeme“ eigentlich selbst verwalten soll, auch um die | |
dortigen eigenen Freiheitsrechte. Doch Hongkongs Regierungschefin Carrie | |
Lam nannte die Einladung des Clubs an Chan „bedauerlich und unangemessen“. | |
Das war aber noch harmlos. Ihr Vorgänger, der unbeliebte Leung Chun-ying, | |
drohte dem Club indirekt mit Rauswurf aus dem alten Gebäude. | |
Leung, der sogar einst selbst dem Club angehörte und heute in Pekings | |
beratender Konsultativkonferenz sitzt, behauptete, der Club genieße dort | |
eine subventionierte Miete. Die gehöre überprüft. Und der Club könne nicht | |
einfach einladen, wen er wolle und reden, über was er wolle. Mit | |
Pressefreiheit, die man selbstverständlich achte, habe all das nichts zu | |
tun. | |
Der Club hat sich bisher nicht gebeugt. Man rede mit allen Seiten, ohne | |
sich zwangsläufig deren Position zu eigen zu machen, heißt es. Im übrigen | |
zahle man eine marktübliche Miete. Das musste sogar auch Regierungschefin | |
Lam einräumen. | |
7 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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