# taz.de -- Entführung von Regimekritiker in China: Polizisten verschleppen Bu… | |
> Chinas Polizei hat erneut einen kritischen Buchhändler festgenommen. Das | |
> sorgt für diplomatischen Ärger, weil der Mann einen schwedischen Pass | |
> hat. | |
Bild: Protestierende hängen Plakate auf: Schon 2016 war Gui Minhai verschwunden | |
Berlin taz | Wo ist Gui Minhai? Der chinesischstämmige Buchhändler aus | |
Hongkong, der seit 1992 einen schwedischen Pass besitzt, ist wieder | |
verschwunden. Wie seine Tochter Angela Gui jetzt berichtete, haben | |
Zivilpolizisten ihren Vater bereits am Samstag aus einem Zug nach Peking | |
geholt – unter den Augen seiner Begleiter, zweier schwedischer Diplomaten. | |
Die Regierung in Stockholm hat am Dienstag offiziell protestiert und den | |
chinesischen Botschafter einbestellt. Chinas Außenamt wollte sich dazu | |
nicht äußern. Damit nimmt der Fall des Buchhändlers, der in seinem kleinen | |
Hongkonger Verlag Mighty Current kritische Bücher über ranghohe chinesische | |
KP-Funktionäre herausgebracht hatte, eine neue Wendung: Gui zählt zu den | |
fünf Buchhändlern, die 2015 schon einmal verschleppt worden waren. Damals | |
war der 53-Jährige, der in China geboren ist und nach einem Studium in | |
Schweden die dortige Staatsbürgerschaft annahm, nach Informationen seiner | |
Familie aus einem thailändischen Ferienhaus nach China entführt worden. | |
2016 tauchte er dort wieder auf, als das Staatsfernsehen ihn mit einem | |
Geständnis zeigte: Er habe bei einem über zehn Jahre zurückliegenden Unfall | |
in China einen Menschen totgefahren. Zuvor war er beschuldigt worden, ein | |
„illegales Geschäft“ zu betreiben und mehr als 4.000 in der Volksrepublik | |
verbotene Bücher über die Grenze geschmuggelt zu haben. | |
Nachdem Gui im Oktober 2017 aus der Haft entlassen wurde, brachten ihn die | |
Behörden in der Hafenstadt Ningbo unter. Von dort aus konnte er per Skype | |
mit seiner in England lebenden Tochter Kontakt halten, außerdem das | |
schwedische Konsulat in Schanghai besuchen. Auch die anderen vier | |
Buchhändler sind wieder aus der Haft entlassen worden. Einer von ihnen hat | |
inzwischen beschrieben, wie er gequält und schikaniert worden war. | |
## Untertan auch ohne Pass | |
[1][Der New York Times berichtete die Tochter nun], dass Gui, den die | |
International Publishers Association vor wenigen Tagen für den Prix | |
Voltaire vorgeschlagen hat, mittlerweile Symptome der Nervenkrankheit ALS | |
zeige. Er habe am Samstag nach Peking zu einem Arzt fahren wollen. Angela | |
Gui: „Ich weiß nur, dass die Dinge sich jetzt drastisch verschlimmert | |
haben.“ | |
Was den Fall in den Augen vieler gebürtiger Chinesen, die inzwischen einen | |
anderen Pass besitzen, so beängstigend macht: Die Regierung in Peking | |
betrachtet sie nach wie vor als ihre Untertanen, mit denen sie verfahren | |
kann, wie sie will. | |
24 Jan 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.nytimes.com/2018/01/22/world/asia/china-police-bookseller-train… | |
## AUTOREN | |
Jutta Lietsch | |
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