| # taz.de -- Grünen-Abgeordnete zu Abschiebungen: „Das Land wird so nicht sic… | |
| > Mehr Abschiebungen verstellen die Sicht auf die wahren Probleme, sagt die | |
| > Grüne Irene Mihalic. Strikt dagegen ist sie aber nicht. | |
| Bild: Wer mehr abschiebt, bekommt nicht automatisch mehr Sicherheit, sagt die G… | |
| taz: Frau Mihalic, 2017 wurden deutlich mehr Gefährder abgeschoben als in | |
| den Jahren zuvor. Ist das jetzt eine gute oder eine schlechte Nachricht? | |
| Irene Mihalic: Für diejenigen, die glauben, dass es dadurch in unserem Land | |
| sicherer wird, habe ich zumindest eine schlechte Nachricht: Das ist nicht | |
| der Fall. | |
| Warum nicht? | |
| Solche Zahlen suggerieren, dass auf diese Weise Sicherheitsprobleme gelöst | |
| werden. Dabei ist es falsch zu behaupten, wir bräuchten nur ein möglichst | |
| scharfes Asylrecht, um die Sicherheitslücken in unserem System zu | |
| schließen. Wir brauchen viel weitreichendere und umfassendere Maßnahmen. | |
| Aber nach dem Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt hat die Regierung | |
| doch begonnen, verstärkt abzuschieben, weil man es bei Amri versäumt hatte. | |
| Nein, Anis Amri konnte man nicht abschieben, weil sein Heimatland die | |
| erforderlichen Dokumente zunächst nicht ausgestellt hat. Die | |
| asylrechtlichen Voraussetzungen, um ihn abzuschieben, hätten von deutscher | |
| Seite aus vorgelegen. Für mich ist der Fall Anis Amri nach wie vor | |
| exemplarisch, weil er zeigt, welche Versäumnisse es gegeben hat, die es | |
| heute noch immer genauso geben würde. Egal, wie viele Menschen abgeschoben | |
| werden. Nach wie vor existiert zum Beispiel keine ausreichende Kooperation | |
| zwischen den Behörden von Bund und Ländern. | |
| Sollten Gefährder im Land bleiben dürfen? | |
| Ich hätte absolut nichts dagegen gehabt, Anis Amri abzuschieben. Aber zur | |
| Wahrheit gehört auch, dass bei zwei Dritteln aller Gefährder das Asylrecht | |
| nicht greift, weil sie deutsche Staatsbürger sind. Und nur, wenn es greift, | |
| das Verfahren gescheitert ist, jemand eine ernste Bedrohung darstellt und | |
| auch alle anderen Voraussetzungen stimmen, kann jemand abgeschoben werden. | |
| Auch in den Irak oder nach Afghanistan? | |
| Nein, das lehnen wir als Grüne strikt ab. Abschiebungen in Länder, wo Krieg | |
| herrscht oder täglich Anschläge passieren, sind völlig absurd. Auch einen | |
| Gefährder, der sich ja bislang nicht strafbar gemacht hat, kann man nicht | |
| dorthin abschieben. | |
| Ansonsten könnten Sie aber mit Abschiebungen leben? Weil sie die | |
| Alternative zu einer umfassenden Überwachung darstellen, die die Grünen | |
| ablehnen? | |
| Beides kommt für uns nur unter den richtigen und maßvollen Bedingungen | |
| infrage. Wenn jemand nach asylrechtlichen Kriterien abgeschoben werden kann | |
| und hochgefährlich ist, sollte er abschoben werden. Liegen diese Kriterien | |
| bei jemandem nicht vor, der aber zu einer Hochrisikogruppe gehört, muss er | |
| überwacht werden. Für beides braucht es eine vernünftige und verbesserte | |
| Risikoabschätzung. Die ist unerlässlich, um Ressourcen optimal zu nutzen. | |
| Und um zu garantieren, dass das Asylrecht nicht zu einem | |
| Ersatz-Sicherheitsrecht verkommt. | |
| 25 Jan 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Hanna Voß | |
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