# taz.de -- Neue Pläne für die S-Bahn: Das Land soll selbst fahren | |
> Die SPD-Fraktion will die S-Bahn künftig in Landeshand geben. Damit | |
> stellt sie sich gegen Verkehrssenatorin Regine Günther. | |
Bild: Monopol auf der Schiene: Die S-Bahn Berlin GmbH | |
Wenn es nach der SPD-Fraktion geht, dann ist nach U-Bahn-, Bus-, Tram- und | |
Fährbetrieb künftig auch der S-Bahn-Verkehr und damit der komplette | |
öffentliche Nahverkehr in Landeshand. „Unsere Idealvorstellung ist: alles | |
aus einer Hand und ein landeseigenes Unternehmen“, sagte der Abgeordnete | |
Daniel Buchholz am Wochenende bei der Klausurtagung der SPD-Fraktion in | |
Hamburg. | |
Dort beschlossen die Sozialdemokraten ein Papier, das sich ausdrücklich | |
gegen eine Aufspaltung des S-Bahn-Netzes auf verschiedene Betreiber wendet. | |
„Das ist keine Option“, heißt es im Text. Das widerspricht der offenen | |
Haltung der parteilosen, von den Grünen berufenen Verkehrssenatorin Regine | |
Günther: Die startet eine sogenannte Markterkundung, um auch andere | |
Angebote einholen zu können und nicht von der S-Bahn GmbH abhängig zu sein. | |
Denn die ist Tochter der Deutschen Bahn, die mit ihrem Sparkurs als | |
hauptverantwortlich für das S-Bahn-Chaos vergangener Jahre gilt. | |
Die neuen S-Bahn-Wagen werden zwar erst ab 2025 benötigt. Weil | |
erfahrungsgemäß aber zwischen Ausschreibung und Wagenlieferung sieben Jahre | |
vergehen, muss das Verfahren in diesem Jahr beginnen. „Anbietermonopole | |
führen einfach nicht zu dem Preis-Leistungs-Verhältnis, das wir uns als | |
Auftraggeber wünschen“, sagte Günther jüngst dem Tagesspiegel. | |
Vorfestlegungen soll es nicht geben. „Wir prüfen alle Alternativen“, | |
kündigte sie vor zehn Tagen in der Fragestunde des Abgeordnetenhauses an. | |
Nach europäischen Rechtsvorschriften darf das Land Berlin den Fahrbetrieb | |
nicht komplett ausschreiben, sondern muss einzelne Bereiche anbieten: die | |
Ringbahn, die zwischen Ost und West verlaufende Stadtbahn und die | |
Nord-Süd-Bahn. Nicht verboten ist hingegen, die drei Teilbereiche vom | |
selben Unternehmen betreiben zu lassen. | |
## SPD fürchtet Aufsplittung der S-Bahn | |
Bislang fährt allein die S-Bahn GmbH, die sich auch zuletzt in der | |
Ausschreibung für den künftigen Verkehr auf der Ringbahn durchgesetzt | |
hatte. Die SPDler hätten nichts dagegen, wenn sie auch weiter auf den | |
anderen Strecken fährt – trotz des Chaos im Jahr 2009, als ein großer Teil | |
der S-Bahn-Flotte wegen mangelhafter Wartung der Räder aus dem Verkehr | |
gezogen wurde. | |
Der Abgeordnete Buchholz befürchtet, dass am Ende nicht nur das Netz, | |
sondern auch die S-Bahn-Vertragsvergabe an sich aufgesplittet werden | |
könnte: Da sei am Ende ein Unternehmen für den Wagenbau, eins für die | |
Finanzierung, eins für die Instandhaltung und eins für den eigentlichen | |
Betrieb zuständig. Dann würde, befürchtet Buchholz, bei auftretenden | |
Problemen jeder den anderen für zuständig erklären. | |
Abhängig von der Deutschen Bahn will aber auch er nicht sein. Darum soll | |
das Land Berlin nach Vorstellungen der SPD-Fraktion aus den | |
Haushaltsüberschüssen über die nächsten Jahre hinweg jeweils mehrere | |
hundert Millionen Euro auf die Seite legen, um die insgesamt rund 2 | |
Milliarden Euro teuren 600 Doppelwaggons nötigenfalls selbst zu kaufen. | |
Dass die landeseigene BVG auch den S-Bahn-Verkehr übernimmt, gilt als | |
ausgeschlossen. Die SPD-Verkehrsexperten erinnerten aber daran, dass die | |
ebenfalls landeseigene Hafen- und Lagerhausgesellschaft, kurz Behala, wegen | |
des Zugverkehrs auf ihrem Werksgelände bereits als | |
Eisenbahnverkehrsunternehmen zugelassen ist. Es soll auch einen neuen | |
Versuch geben, die S-Bahn GmbH zu kaufen, was die Deutsche Bahn in der | |
Vergangenheit abgelehnt hat. | |
22 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
## TAGS | |
S-Bahn Berlin | |
Deutsche Bahn | |
SPD-Fraktion | |
BVG | |
S-Bahn Berlin | |
S-Bahn Berlin | |
Deutsche Bahn | |
Verkehr | |
S-Bahn Berlin | |
Bahnhof | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Zukunft der Berliner S-Bahn: Regine Günther geht auf den Markt | |
Die Verkehrssenatorin plant die Zukunft der S-Bahn. Fünf Modelle zwischen | |
Privatisierung und Kommunalisierung werden geprüft. | |
Interview zur Zukunft der Berliner S-Bahn: „Am besten in öffentlicher Hand“ | |
Der SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz plädiert dafür, dass ein neues | |
landeseigenes Verkehrsunternehmen den Betrieb der Berliner | |
S-Bahn-übernimmt. | |
Sicherheit an Bahnhöfen: Rund um die Uhr bewacht | |
Die Bahn will ein Gefühl von Sicherheit und richtet in fünf Stationen | |
S-Bahn-Wachen ein. Der Bahnhof Gesundbrunnen macht den Anfang. | |
Werbekampagne der BVG: Warten auf den nächsten Witz | |
Die BVG verkauft Turnschuhe und ihre Schwächen in lustigen Videos. Ist sie | |
deswegen witzig? Nicht wirklich. Am Ende bleibt das alles nur Marketing. | |
Kommentar zu Berliner Senat & S-Bahn: Dann lieber in die BVG investieren | |
Das Land soll S-Bahn-Züge kaufen, fordert Ex-Wirtschaftssenator Wolf. Doch | |
das Risiko dafür ist groß – und es gibt gute Alternativen, das Geld | |
auszugeben. | |
Geschichte einer Berliner Station: Honeckers Hauptbahnhof | |
Vor 30 Jahren wurde der Ostbahnhof in Hauptbahnhof umbenannt – seine | |
Funktion erfüllte er nicht. Heute droht dem Bahnhof das völlige Aus. |