# taz.de -- Asylrecht in Dänemark: Kopenhagen beschließt Asylstopp | |
> Dänemark verlässt das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Nicht einmal 500 | |
> Flüchtlinge will es noch jährlich aufnehmen. | |
Bild: Dänemark macht die Schotten dicht und will keine Flüchtlinge über das … | |
Stockholm taz | Wer die Internetseite des [1][dänischen Ausländer- und | |
Integrationsministeriums] aufruft, wird von einer laufenden Zählmaschine | |
begrüßt. Derzeit läuft sie bis zur Ziffer 67: Stolz präsentiert Ministerin | |
Inger Støjberg damit, dass die Regierung nun bereits 67 Verschärfungen des | |
Ausländer- und Asylrechts veranlasst hat. Eine der letzten hat es besonders | |
in sich: Dänemark hat sich jetzt aus dem Quotensystem der | |
UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR ausgeklinkt, mit dem zuletzt mehr als 30 | |
Staaten weltweit Flüchtlinge aufnahmen. Amnesty International wirft | |
Kopenhagen ein „historisches Versagen“ vor. | |
2017 haben rund 2800 Flüchtlinge in Dänemark Asyl gesucht – die niedrigste | |
Anzahl seit vielen Jahren. Trotzdem gibt die Regierung an, das Land brauche | |
eine „Atempause“. Es gebe daher keine Möglichkeit zur Übernahme von den | |
jährlich 500 Quotenflüchtlingen, zu der sich Kopenhagen gegenüber der | |
UN-Flüchtlingsorganisation verpflichtet hat. | |
Seit 1978 hatte sich Dänemark an dem sogenannten Resettlement-Programm der | |
Vereinten Nationen beteiligt: Flüchtlinge sollen damit aus den meist | |
benachbarten Zufluchtsländern der Krisenregionen in Drittländern Aufnahme | |
finden. Doch nun hat das dänische Parlament ein Gesetz verabschiedet, um | |
genau das nicht mehr zu tun – und zwar nicht nur mit den Stimmen der | |
regierenden rechtsliberal-konservativen Koalition und der | |
rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei, sondern auch denen der | |
Sozialdemokraten. Sie stimmten als einzige der linken und linksliberalen | |
Oppositionsparteien dafür. | |
Das Argument der Parlamentsmehrheit: Die Aufnahme einer hohen Zahl von | |
Asylsuchenden überfordere noch für längere Zeit die Integrationsfähigkeit | |
des Landes. Damit sind die Flüchtlinge gemeint, die 2015 nach Dänemark | |
gekommen waren, bevor das Land die Grenzen Anfang 2016 durch Einführung | |
permanenter Grenzkontrollen dicht gemacht hatte. | |
„Eine absurde Begründung“ erklärt Trine Christensen, Generalsekretärin d… | |
dänischen Sektion von Amnesty International. Die dänische UNHCR-Sprecherin | |
Elisabeth Arnsdorf Haslund bedauert, dass nun noch weniger Plätze | |
bereitstünden: „Dabei bräuchten wir doch viel mehr, damit die Länder in den | |
Nahregionen, die sehr, sehr viele Flüchtlinge aufnehmen, nicht alleine | |
dastehen.“ | |
„Die Welt braucht mehr internationale Zusammenarbeit und nicht weniger“, | |
kritisiert auch Sofie Carsten Nielsen, außenpolitische Sprecherin der | |
dänischen Linksliberalen: „Wenn sich alle Länder so benehmen würden wie | |
wir, könnten wir internationale Abkommen vergessen.“ Es sei nicht nur | |
peinlich und unsolidarisch, dass sich ein reiches Land wie Dänemark so | |
verhalte, während etwa Norwegen, Schweden oder Island ihre Quoten erhöht | |
hätten. Man liefere auch anderen Ländern einen Vorwand, ähnlich zu agieren. | |
„Und dann bricht dieses System zusammen“, so Nielsen. | |
Auf „67“ wird Ministerin Støjbergs Zählmaschine im Übrigen nicht lange | |
stehen bleiben – sie hat bereits weitere Verschärfungen in der | |
Migrationspolitik angekündigt. | |
31 Dec 2017 | |
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## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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