| # taz.de -- Familiennachzug für Flüchtlinge: Lasset die Kindlein zu mir kommen | |
| > Pro Asyl appelliert an den Bundestag, die Aussetzung des Familiennachzugs | |
| > sofort aufzuheben. In Härtefällen die Familie einreisen zu lassen, reiche | |
| > nicht. | |
| Bild: Ein syrischer Junge protestiert in Athen gegen Verzögerungen bei der Fam… | |
| In der Debatte um den Familiennachzug hat sich die | |
| Bundesarbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge Pro Asyl mit einer Petition an | |
| den Bundestag gewandt. Das Parlament möge die Aussetzung des | |
| Familiennachzugs für subsidiär Geflüchtete sofort aufheben, heißt es darin. | |
| „Menschen, die aus dem gleichen Land aus mehr oder weniger den gleichen | |
| Gründen geflohen sind, müssen gleich behandelt werden“, sagte | |
| Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt der taz. „Die jetzige Regelung | |
| muss ersatzlos auslaufen.“ | |
| Im November 2015 hatte sich die Große Koalition darauf geeinigt, Menschen | |
| mit eingeschränktem (subsidärem) Schutzstatus zwei Jahre lang nicht zu | |
| erlauben, ihre engsten Angehörigen nachzuholen. Das betrifft vor allem | |
| Menschen aus Syrien, Irak und Afghanistan. Viele gelten nicht als | |
| persönlich politisch verfolgt, doch droht ihnen in ihren Heimatländern | |
| Gefahr für Leib und Leben und sie erhalten deshalb vorübergehend Asyl in | |
| Deutschland. | |
| Das Recht auf Asyl schloss bis 17. März 2016 ihre Familienangehörigen ein, | |
| danach nicht mehr. In diesem Jahr erteilte das Bundesamt für Migration und | |
| Flüchtlinge bis Dezember in knapp 95.000 Fällen einen subsidiären | |
| Schutzstatus, 120.000 Menschen erhielten die volle Anerkennung als | |
| Flüchtlinge inklusive Familiennachzug. | |
| Die Aussetzung des Familiennachzugs für Menschen mit eingeschränktem Schutz | |
| läuft im März 2018 aus. Falls sie nicht verlängert wird. Das möchte die | |
| Union, die SPD ist dagegen. Das Thema gilt deshalb als ein Knackpunkt in | |
| den Sondierungen zwischen den möglichen Regierungspartnern. | |
| ## Keine faulen Kompromisse | |
| Burkhardt appellierte an die SPD, bei diesem Thema nicht nachzugeben. „Ich | |
| erwarte von der SPD, dass sie im Interesse der gesamten Gesellschaft und | |
| der Geflüchteten hart bleibt und keine faulen Kompromisse eingeht“, sagte | |
| er der taz. | |
| Den Kompromissvorschlag des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten | |
| Armin Laschet (CDU) lehnte Burkhardt ab. „Ich wundere mich, dass Laschet | |
| als liberal geltender Ministerpräsident mit so einem Vorschlag kommt, der | |
| für die übergroße Mehrheit der Geflüchteten keine Lösung beinhaltet.“ | |
| Der NRW-Ministerpräsident hat sich dafür ausgesprochen, in Härtefällen den | |
| Nachzug der nächsten Familienangehörigen zuzulassen, und auf ein | |
| entsprechendes Berliner Gerichtsurteil verwiesen. Das Gericht hatte | |
| vergangene Woche einem 16-jährigen Syrer den Nachzug seiner Familie | |
| erlaubt. Saarlands CDU-Regierungschefin Annegret Kramp-Karrenbauer | |
| plädierte dagegen am Mittwoch in der Welt für ein Festhalten am | |
| Einreiseverbot. | |
| Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag Dietmar Bartsch kritisiert | |
| diese Haltung: „Der Schutz der Familie muss für alle Familien auf der Welt | |
| gelten“, so Bartsch zur taz. „Das erwarte ich gerade von der sich selbst | |
| Familienpartei nennenden Union.“ Von der SPD erwarte er, „dass sie ihre | |
| berechtigte Kritik an der geltenden Regelung nicht vergisst“. | |
| 27 Dec 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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