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# taz.de -- Querfront-Preisverleihung abgesagt: Kein Raum für Jebsen
> Im Berliner Kino Babylon sollte Ken Jebsen als mutiger Journalist geehrt
> werden. Kultursenator Lederer polterte, jetzt gab es eine Absage.
Bild: Das angekündigte Film-Festival findet längst nicht mehr im Babylon stat…
Berlin taz | Die Verleihung eines Medienpreises an den ehemaligen
RBB-Radiomoderator [1][Ken Jebsen], der seit Jahren in
verschwörungstheoretischen Kreisen unterwegs ist, wird nicht wie geplant im
[2][Berliner Kino Babylon] stattfinden. Das bestätigte die Senatsverwaltung
für Kultur am Dienstag der taz.
Damit ist der Wunsch von Kultursenator Klaus Lederer (Linke) in Erfüllung
gegangen. Der hatte am Montag auf Facebook geschrieben: „Ich bin entsetzt,
dass ein Kulturort in Berlin diesem Jahrmarkt der Verschwörungsgläubigen
und Aluhüte eine Bühne bietet. Vom Geschäftsführer des Kinos Babylon würde
ich mir angesichts dessen die Courage wünschen, zu sagen: Als Plattform für
diesen Wahnsinn stehen wir nicht zur Verfügung.“
Genau das hat Babylon-Chef Timothy Grossman nun getan, wohl aber ohne von
der Richtigkeit dieses Schrittes überzeugt zu sein. Auf Nachfrage der taz
reagierte das Kino barsch – für eine Auskunft stehe man nicht zur
Verfügung. Aus der Senatsverwaltung hieß es dagegen, dass es noch am Montag
zu einem Telefonat zwischen Kultur-Staatssekretär Torsten Wöhlert und
Grossmann gekommen sei. Dabei sei dem Kino-Betreiber die „deutliche
Irritation“ über die Veranstaltung mitgeteilt worden. Am Dienstagvormittag
dann sagte Grossmann den Veranstaltern per Mail ab.
Das Kino Babylon erhält als „kommunales Kino“ institutionelle
zweckgebundene Zuwendungen vom Land Berlin für den Kino-Spielbetrieb, 2017
in Höhe von knapp 400.000 Euro. Laut Senatsverwaltung für Kultur erhält der
Vermietungsbetrieb der Neue Babylon Berlin GmbH „keine öffentliche
Förderung und liegt in der ausschließlichen Verantwortung des
Geschäftsführers“. Eine Handhabe, die Veranstaltung selbst abzusetzen, habe
man demnach nicht gehabt, heißt es.
## Kritik an Blog und Preis
Die Ankündigung der für den 14. Dezember geplanten „Festveranstaltung“
hatte seit einigen Tagen für Aufregung gesorgt. Der Querfront-Blog Neue
Rheinische Zeitung Online (NRhZ), der seinen Namen von der 1848 bis 1849
durch Karl Marx redigierten Zeitung übernommen hat, wollte seinen
„Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik“ verleihen.
Laut Ankündigung sollte Jebsen „für seinen aufklärerischen, unabhängigen,
facettenreichen, urdemokratischen Journalismus“ ausgezeichnet werden. Dass
Jebsen seit seinem Rauswurf beim RBB unter Antisemitismusverdacht steht und
auf seinem Youtube-Kanal KenFM vor allem Verschwörungstheorien bedient, ist
den Veranstaltern wohl egal – bzw. ist der Grund für die geplante
Auszeichnung.
Mit einer Rede im Babylon angekündigt war unter anderem die
Israel-Kritikerin Evelyn Hecht-Galinski, die den Preis selbst 2014 erhielt
– damals begleitet von einer Laudation von Jebsen. Im Rahmenprogramm sollte
zudem die Band [3][„Die Bandbreite“] auftreten. In seinem Post schrieb
Lederer, die Band wirke „mit ihren vor Rechtsesoterik triefenden Texten bis
tief in rechtsradikale Milieus“ und könne sich des „Beifalls von NPD bis
Jürgen Elsässer versichern“.
Die beiden Herausgeber von NRhZ-Online Anneliese Fikentscher und Andreas
Neumann waren im Jahr 2012 Teilnehmer eines von [4][Compact-Chefredakteur
Elsässer] organisierten „Staatsbesuches“ bei dem damaligen iranischen
Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Dies passt zur dezidiert
anti-israelischen und anti-amerikanischen Orientierung des Blogs. Trotz
linker Rhetorik bedient man damit vor allem ein rechtes bis antisemitisches
Publikum.
14 Nov 2017
## LINKS
[1] http://blogs.taz.de/hausblog/2016/11/11/taz-gewinnt-gegen-ken-jebsen/
[2] /!5247796/
[3] /9/11-Zweifler-Die-Bandbreite/!5215449/
[4] /!5289232/
## AUTOREN
Erik Peter
## TAGS
Ken Jebsen
Verschwörungsmythen und Corona
Schwerpunkt Jürgen Elsässer
Klaus Lederer
Babylon Berlin
Verschwörung
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