# taz.de -- Verschwörer im Berliner Kino Babylon: Große Bühne für Aluhüte | |
> Das Kino Babylon hat nach Kritik von Kultursenator Lederer KenFM vor die | |
> Tür gesetzt. Der nächste Termin für Verschwörungsfans ist angekündigt. | |
Bild: Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz | |
BERLIN taz | Sieben Stunden nachdem am 11. September 2001 die | |
Zwillingstürme des World Trade Centers zusammengefallen waren, stürzte auch | |
der Turm des 47-stöckigen World Trade Centers 7 ein – er war von | |
Trümmerteilen getroffen worden, Feuer hatten die Stahlträger ausgedehnt. | |
Für eine spezielle Szene ist das Kürzel WTC7 seitdem zu einem zentralen | |
Element ihrer Verschwörungstheorie geworden. Vermutet wird eine bewusste | |
Sprengung des Gebäudes, in dem die CIA eine Etage hatte, und zwar für die | |
Legitimation des folgenden „Krieges gegen den Terror“. | |
Einer der Zweifelnden, der Schweizer „Energie- und Friedensforscher“ | |
Daniele Ganser, soll Ende November in Berlin zu der Frage „Feuer oder | |
Sprengung?“ sprechen. Für 20 Euro Eintritt kann man im Kino Babylon seinem | |
Vortrag lauschen – es sei denn, der Veranstaltung ergeht es noch wie einer | |
für Mitte Dezember angesetzten [1][Preisverleihung an den ehemaligen | |
RBB-Moderator Ken Jebsen]. Nach öffentlicher Kritik durch Kultursenator | |
Klaus Lederer (Linke) und einem Telefonat seines Staatssekretärs Torsten | |
Wöhlert mit Babylon-Geschäftsführer Timothy Grossman sagte das Kino den | |
Veranstaltern ab. | |
Für seinen „aufklärerischen“ und „urdemokratischen Journalismus“ soll… | |
Jebsen der „Kölner Karlspreis“ vom Blog Neue Rheinische Zeitung Online | |
(NRhZ) verliehen werden. Der 51-jährige Moderator Jebsen stellt sich mit | |
seinem Kanal KenFM als Alternative zu den etablierten Medien dar. Die | |
Laudatio sollte taz-Mitarbeiter Mathias Bröckers halten, ebenfalls bekannt | |
für seine verschwörungstheoretischen Ansichten zum 11. September 2001. Als | |
Rednerin war Evelyn Hecht-Galinski angekündigt, eine Unterstützerin der | |
umstrittenen israelkritischen Kampagne „Boycott, Divestment and Sanctions“ | |
(BDS). | |
Lederer kritisierte Jebsen sowie weitere an der Veranstaltung Beteiligte | |
scharf: Sie seien „in der Vergangenheit durch offenen, abgründigen | |
Israelhass, die Verbreitung typisch antisemitischer Denkmuster und kruder | |
Verschwörungstheorien in Erscheinung getreten“. Antisemitismusvorwürfe | |
führten 2011 zu Jebsens Entlassung beim RBB. | |
## Häufung fragwürdiger Veranstaltungen | |
Auf Nachfrage der taz, ob Lederers Beschreibung der Jebsen-Veranstaltung | |
als „Jahrmarkt der Verschwörungsgläubigen und Aluhüte“ auch für jene von | |
KenFM organisierten Ganser-Vorträge gelte, hieß es aus der | |
Senatsverwaltung: „Es reicht ein Mindestmaß an Ratio, um diese | |
Veranstaltung ebenfalls unter genannter Jahrmarkt-Rubrik zu fassen.“ Im | |
Telefonat habe man Grossman den „Unmut über die Häufung inhaltlich | |
mindestens fragwürdiger Veranstaltungen“ mitgeteilt. | |
Während Lederer die Jebsen-Veranstaltung mit Antisemitismus und durch den | |
geplanten Auftritt der Band „Die Bandbreite“ auch mit dem „rechtsradikalen | |
Milieu“ in Verbindung brachte, bezieht sich die Kritik an den | |
9/11-Vorträgen von Ganser auf dessen Verschwörungstheorien. 2015 hatte | |
Ganser aber auch eine Diskussion mit dem einstigen Gründer der verbotenen | |
neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann, Karl-Heinz Hoffmann, über das | |
Oktoberfestattentat geführt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Jürgen | |
Elsässer – Chefredakteur des rechtspopulistischen Magazins Compact. | |
Das Babylon, das für sein Kinoprogramm jährlich mit etwa 400.000 Euro vom | |
Senat bezuschusst wird, äußerte sich auf Anfrage der taz nicht. Die | |
Senatsverwaltung für Kultur widersprach dem Vorwurf der Zensur, den auch | |
der Linke-MdB Diether Dehm und der Ex-Abgeordnete Wolfgang Gehrcke | |
öffentlich erhoben haben. Lederer habe sich „öffentlich positioniert“ – | |
dies sei „keine Anweisung“ für das Babylon. | |
Kommentar [2][Einmischen erlaubt] | |
Kommanter [3][Illegitimer Maulkorb] | |
20 Nov 2017 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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