# taz.de -- Querfront-Debatte bei der Linken: Linke kämpft mit Verschwörern | |
> Nach der Absage einer Veranstaltung mit Ken Jebsen wollen auch Linke | |
> gegen die Linke demonstrieren. Dagegen wehrt sich die Parteiführung. | |
Bild: Hat interveniert und jetzt Solidarität nötig: Klaus Lederer | |
BERLIN taz | Die Linkspartei will „Klare Kante gegen Querfront“ zeigen. | |
Einen entsprechenden Beschluss fasste der Parteivorstand am Sonntag und | |
spricht sich darin gegen „Aktivitäten von Rechtspopulisten, Nationalisten, | |
Verschwörungstheoretikern und Antisemiten aus“. Ferner solidarisiert man | |
sich mit dem Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke). | |
Damit reagiert die Partei auf eine für den 14. Dezember angekündigte | |
Kundgebung vor der Parteizentrale in Berlin. Unter der Parole „Demokratie | |
und Meinungsfreiheit verteidigen“ wollen der umstrittene Journalist und | |
Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen und seine Unterstützer gegen Lederer | |
demonstrieren. | |
Nach dem Protest will der Internetblog Neue Rheinische Zeitung seinen | |
selbst erdachten [1][„Kölner Karlspreis für Engagierte Literatur und | |
Publizistik“ an Jebsen verleihen]. Die Querfront-Seite würdigt mit dem | |
Preis vor allem Personen aus dem antiisraelischen und antiamerikanischen | |
Spektrum. | |
Pikant: Auch prominente Linke waren angekündigt. So etwa der | |
Bundestagsabgeordnete Dieter Dehm, der ehemalige MdB Wolfgang Gehrcke samt | |
Frau und Exfunktionärin Christiane Reymann sowie der [2][Quakenbrücker | |
Lokalpolitiker und Putin-Fan Andreas Mauerer]. „Irgendwann ist auch mal | |
gut“, hieß es aus Parteikreisen. In dem Beschluss, den die | |
Vize-Parteivorsitzende Caren Lay einbrachte, heißt es auch, man erwarte von | |
Parteimitgliedern, dass sie nicht an der Kundgebung teilnähmen. | |
## Gespaltenes Ergebnis | |
Dass die Linke in der Causa Jebsen uneins ist, zeigte die Vorstandssitzung. | |
Zwar verteidigte keiner der Anwesenden den ehemaligen RBB-Moderator Jebsen. | |
Dennoch befürworteten nur 18 Vorstandsmitglieder den Abgrenzungsbeschluss, | |
5 enthielten sich und 7 stimmten dagegen, darunter der NRW-Linke Ralf | |
Krämer. „Ich finde nicht, dass der Vorstand Mitgliedern vorschreiben | |
sollte, an welchen Veranstaltungen sie teilnehmen“, sagte Krämer der taz. | |
Die Äußerungen Jebsens seien teilweise schräg. „Aber sie bewegen sich im | |
Rahmen dessen, was man sagen können muss.“ Er wolle sich auch nicht mit | |
Lederer solidarisieren, so Krämer, der zumindest Druck ausgeübt habe. | |
Ursprünglich sollte die Ehrung Jebsens nämlich [3][im städtisch | |
mitfinanzierten Kino Babylon stattfinden], das ebenfalls am | |
Rosa-Luxemburg-Platz steht. Angekündigt waren diverse Stars deutscher | |
Verschwörerkreise wie taz-Mitarbeiter Mathias Bröckers, die Unterstützerin | |
der Israel-Boykottkampagne BDS Evelyn Hecht-Galinski und die Band „Die | |
Bandbreite“; organisiert von dem Machern der Neuen Rheinischen Zeitung, die | |
Israel noch für viel mehr als den Tod von Jörg Haider verantwortlich | |
machen. | |
Nach einer öffentlichen Rüge durch Lederer, der vom „Jahrmarkt der | |
Verschwörungsgläubigen und Aluhüte“ sprach und einem Telefonat seines | |
Staatssekretär mit dem Babylon-Geschäftsführer, kündigte das Kino der Neuen | |
Rheinischen Zeitung die Räumlichkeiten. Seitdem versuchen die Jebsen-Fans | |
Stimmung zu machen. Dehm, Gehrcke und Reymann veröffentlichten einen | |
Aufruf: „Bitte helft, Zensur zurückzuweisen.“ | |
## Pöbelnde Jebsen-Fans | |
Lederer sah sich einem Shitstorm ausgesetzt und twitterte zurück: „Sie | |
haben viel Kraft darin investiert, damit Leute mich per Mail und Posts als | |
Noske, Arschloch, Faschisten, Zensor und Grundgesetzbrecher denunzieren.“ | |
Am Montag sagte Lederer der taz, er würde sich jederzeit wieder so | |
positionieren. Er betonte, dass das Babylon selbst entscheide und er keinen | |
Einfluss auf die Vermietungspraxis nehme. | |
Inzwischen gibt es eine neue Version der Plakate, auf der Dehms Name fehlt. | |
Dieser teilte auf Facebook mit, er habe das Plakat zuvor nicht gekannt und | |
halte es auch für ziemlich unwahrscheinlich, dass er da sein werde. | |
„Wer an der Kundgebung teilnimmt, muss wissen, dass er sich in Widerspruch | |
zur Partei stellt“, sagte Parteivorsitzende Katja Kipping am Montag auf die | |
Frage, was denn passiere, wenn Linken-Mitglieder doch vor's | |
Karl-Liebknecht-Haus ziehen. Im Klartext: Es passiert eigentlich nichts. | |
4 Dec 2017 | |
## LINKS | |
[1] /Querfront-Preisverleihung-abgesagt/!5463066 | |
[2] /Zwielichtiger-Politiker-der-Linkspartei/!5386276 | |
[3] /!5461114/ | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
Erik Peter | |
## TAGS | |
Die Linke | |
Klaus Lederer | |
Verschwörungsmythen und Corona | |
Ken Jebsen | |
Linkspartei | |
Linkspartei | |
Ken Jebsen | |
Ken Jebsen | |
Ken Jebsen | |
Klaus Lederer | |
Klaus Lederer | |
Ken Jebsen | |
Ken Jebsen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Linke und Antisemitismus: Es darf nicht sein, was sein könnte | |
Einfache Antworten auf komplizierte Fragen sind eine Spezialität des | |
Linken-MdB Diether Dehm. Verteidigen muss man ihn dafür sicher nicht. | |
Antisemitismusstreit in der Linkspartei: Parteivorstand stellt sich vor Dehm | |
Die Parteivorsitzenden der Linken kritisieren, dass Diether Dehm | |
Antisemitismus vorgeworfen wird. Warum eigentlich, fragt sich mancher. | |
Das Weltbild der Fans von Ken Jebsen: Wenn Linke nicht mehr links sind | |
Die politische Linke lebt von ihrer Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu | |
verstehen. Wo sie nur in Feindbildern denkt, hört sie auf zu sein. | |
Preisverleihung für Ken Jebsen: Großes Kino des Abwesenden | |
Der Geehrte kommt nicht, der Laudator fehlt. Linke demonstrieren gegen | |
Linke. Und ein wenig Alufolie gibt es auch. | |
Umstrittene Preisverleihung in Berlin: Jebsen soll im Babylon geehrt werden | |
Das Kino Babylon muss Räume für die Preisverleihung an den Journalisten Ken | |
Jebsen zur Verfügung stellen, entschied das Amtsgericht. | |
Kommentar zu fehlenden Ateliers: Sichtbare Botschaft an die Künstler | |
Die Gentrifizierung bedroht auch die Künstler: Es fehlen hunderte Ateliers. | |
Warum nicht das ICC, für das es eh kein Konzept gibt, den Kreativen | |
überlassen? | |
Kommentar Lederer und das Babylon: Einmischen erlaubt | |
Kultursenator Lederer hat Position gegen Verschwörer bezogen, eine | |
Preisverleihung an Ken Jebsen wurde abgesagt. Von Zensur kann keine Rede | |
sein. | |
Verschwörer im Berliner Kino Babylon: Große Bühne für Aluhüte | |
Das Kino Babylon hat nach Kritik von Kultursenator Lederer KenFM vor die | |
Tür gesetzt. Der nächste Termin für Verschwörungsfans ist angekündigt. | |
Querfront-Preisverleihung abgesagt: Kein Raum für Jebsen | |
Im Berliner Kino Babylon sollte Ken Jebsen als mutiger Journalist geehrt | |
werden. Kultursenator Lederer polterte, jetzt gab es eine Absage. |