# taz.de -- Kommentar Lederer und das Babylon: Einmischen erlaubt | |
> Kultursenator Lederer hat Position gegen Verschwörer bezogen, eine | |
> Preisverleihung an Ken Jebsen wurde abgesagt. Von Zensur kann keine Rede | |
> sein. | |
Bild: Hat sich eingemischt: Klaus Lederer | |
Wenn die Macher eines unbedeutenden Blogs einem narzisstisch überdrehten | |
Verschwörungs-Moderator einen selbst erdachten [1][Preis verleihen | |
möchten], sollen sie das tun. Dass die Seitenbetreiber mit dem Namen Neue | |
Rheinische Zeitung suggerieren, sie stünden in direkter Tradition von Karl | |
Marx – geschenkt. Ebenso, dass die Auszeichnung vom Ruhm des Aachener | |
Namensvetters profitieren will. Jeder hat das Recht, sich nach Herzenslust | |
zu blamieren. | |
Wenn die Beteiligten dafür aber den Weg in die staatlich subventionierte | |
Öffentlichkeit suchen – wie es durch die Wahl des Kinos Babylon als | |
Veranstaltungsort geschah – müssen sie, ja sollen sie, mit Widerspruch | |
rechnen. | |
Klaus Lederer hat reagiert auf dieses Treffen sich als Opfer stilisierender | |
Wichtigtuer, die überall große Lügen und Komplotte wittern, und sich vor | |
allem auf eines einigen können: die steuernde Macht der Zionisten. Der | |
Senator hat sich öffentlich in einem Facebook-Beitrag positioniert und | |
seine Abneigung zum Ausdruck gebracht. Aus gutem Grund. | |
Man muss Jebsen und die Macher der Seite nicht als Nazis bezeichnen, doch | |
ist ihre Nähe ins rechtsextreme Milieu auch über das Bedienen | |
antisemitischer Stereotype hinaus unverkennbar. Jebsen etwa bietet in | |
seinen Sendungen diversen neurechten Szenegrößen in stundenlangen | |
Interviews Raum für ihre kruden Thesen. | |
Verbreitung findet KenFM besonders in so genannten Truther-Kreise, die | |
daran glauben, systematisch von Regierungen und Medien belogen zu werden. | |
Dazu gehören etwa der russische Propagandasender RT und die extrem rechten | |
Zeitschrift Compact mit ihrem Chefredakteur Jürgen Elsässer. | |
## Klappe halten? | |
Niemand kann erwarten, dass der Linke Lederer, nur weil er nun | |
Kultursenator ist, seine Klappe hält, zumal er sich auch schon in der | |
Vergangenheit mit dieser Szene auseinandergesetzt hat. PolitkerInnen müssen | |
ihre Überzeugungen nicht an der Parlamentstür abgeben. Im Gegenteil: Ihre | |
Verantwortung für eine Gesellschaft, die Hetzern entgegentritt, ist groß, | |
erst recht, wenn sie Mitglieder der Regierung sind. Mutlose PolitikerInnen | |
hat dieses Land bereits genug. | |
Dass Lederer mit seiner Kritik den Babylon-Geschäftsführer Timothy Grossman | |
adressiert, ist richtig – wen auch sonst? Mit Jebsen und anderen | |
Verschwörungstheoretikern kann man nicht rational argumentieren. | |
Grossmans Reaktion zeigt, dass von Erpressung oder Beschränkung der | |
Meinungsfreiheit nicht die Rede sein kann. Er hat Jebsen eine Abfuhr | |
erteilt, die von dessen Sender KenFM organisierten [2][9/11-Vorträge von | |
Daniele Ganser aber nicht abgesagt]. Vielleicht hat Grossmann einfach einen | |
Teil von Lederers Kritik verstanden. Vielleicht aber auch nicht. In dem | |
Fall darf er sich weiterhin blamieren – gegen die Position des | |
Kultursenators. | |
[3][ Warum Klaus Lederer falsch gehandelt hat, kommentiert Claudius | |
Prösser. ] | |
20 Nov 2017 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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